Kinderzeit:

Spontanität. Gefahr einer Mutter

In der heutigen Kolumne geht es um die Risiken potentialer, spontaner Kurztrips. In dieser Kolumne erzählt Ute Bäuchl von den Erlebnissen mit ihren Kindern in Thailand.


Nach einem halben Jahr mit Säugling  - indem sich mein Leben vor allem im häuslichen Umfeld zwischen Wickeltisch und Babybett abspielte - habe ich mir vorgenommen mir wieder mehr Zeit für Schönes nehmen. Baby Milla ist nun aus dem gröbsten raus; mein Leben soll wieder spontaner und gelassener werden. Und wenn man sich etwas vorgenommen hat, sollte man das auch durchziehen, oder?
Darum schlug ich an einem Samstagmorgen die Augen auf, und sagte „Wir fahren heute an den Strand“. Mein Mann: „Aber du hast doch noch gar nicht gepackt“. Fast hätte er mich drangekriegt, denn normalerweise lege ich die unzähligen T-Shirts, Babyutensilien und Spielsachen (für die Autofahrt, den Hotelaufenthalt und den Strand) für meine beiden Kinder gerne schon Wochen vorher zurecht. Doch heute wollte ich spontan sein, also entgegnete ich: „Na und? Gib mir zehn Minuten, ich werfe alles in den Koffer. Wir fahren einfach nach Pattaya, das ist nah“. Er: „Aber es soll doch heute regnen, was sollen wir denn da am Strand?“. Ich: „Wir lassen uns von ein paar Tropfen doch nicht den Spaß verderben, oder?“. „Na, dann“, sagte mein Mann.


Zweieinhalb Stunden später waren wir abfahrbereit. Baby Milla in der Autoschale festgezurrt, mein Sohn, Anton, im Kindersitz und zwei Taschen und der Reisekoffer im Kofferraum verstaut. Wir fuhren in Richtung Bangna-Trat Highway, doch nach zehn Minuten ging gar nichts mehr: Stau. Das kann dauern. Nach 30 Minuten, in denen wir uns gefühlte fünf Meter vorwärts bewegt haben, rief Anton: „Hunger!“. Unser Reiseproviant bestand aus einer Flasche Wasser und einer Tüte Sonnenblumenkerne. Es begann zu regnen. Wir fuhren im Schneckentempo unter grauem Himmel, auf einer grauen Straße und aßen die grauen Körner.
Eine Stunde später hatten wir die Stadtgrenze erreicht: „Wann sind wir endlich da?“, tönte es von der Rückbank. „Nur noch 100 Kilometer“, sagte ich. Auf dem Highway, auf dem wir nun lang preschten, war weit und breit kein Restaurant zu sehen, nicht mal ein 7/11. Um sechs Uhr abends kamen wir in Pattaya an, die Sonne ging gerade unter. Wir waren fast verhungert.
Wir suchten ein nettes Hotel und steuerten den nächsten Gasthof an: Es wimmelte von Italienern und mit Salami-Pizza kann man meine ganze Familie glücklich machen. Selten hat uns etwas so gut geschmeckt. Die Luft war mild, die Grillen zirpten. Das sollte man öfter machen, dachte ich: einfach losfahren, es lohnt sich. Fährt man allerdings auf einem thailändischen Highway entlang, sollte man mehrere Packungen Sonnenblumenkerne dabei haben.
Ute Bäuchl

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