Bhumibol Adulyadej:

Ein König mit Rekorden

am 5. Dezember 2019, wäre Thailands König Bhumibol Adulyadej 92 Jahre alt geworden. Seit seinem Heimgang im Oktober 2016 trauert das Land - besonders an seinem Geburtstag. Doch die Thais sind auch stolz auf Seine Majestät Rama IX., denn er hat viel für das Land getan...


Bangkok, 5.12.2019
Der 5. Dezember war - und ist weiterhin - ein bedeutender Nationalfeiertag, der landesweit auch als VATERTAG zelebriert wird. Denn seine Majestät König Bhumibol galt als "Vater der Nation".
Er wurde am 5. Dezember 1927 in Massachusetts, USA, geboren und verstarb mit 88 Jahren am 13. Oktober 2016 in Bangkok.
Die allgemeine Verehrung für den Monarchen findet - anlässlich seines Geburtstages - posthum immer wieder ihren Höhepunkt. Die Menschen demonstrieren auch nach seinem Tode ihre Treue und Zuneigung durch Gebete und Kerzen-Prozessionen. Auf den Straßen werden Sie auch viele Thais in gelben T-Shirts sehen... der "Königsfarbe".

Am 1. Dezember 2016 trat der damalige Kronprinz offiziell die Thronfolge an. Seine Majestät, König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun ist nun der 10. König der Chakri-Dynastie - so wie es König Bhumibol vorgesehen hatte. Sicher ist: "King Rama X." übernahm ein großes Erbe! Alle Details zur Thronnachfolge lesen Sie hier: Thailand hat einen neuen König! 

In Memoriam: die wichtigsten Fakten!

König Bhumibol wurde von seinen 65 Millionen Untertanen zutiefst verehrt. Er galt  als weise und tatkräftig. Über seinen Werdegang haben wir in unseren Berichten "Stationen eines Königlebens" - Teil 1 (Jugendjahre) und im Teil 2 (Königsjahre) ausführlich berichtet. Seit seiner Inthronisierung im Jahre 1946 hatte er sich durch zahlreiche Umweltprojekte und Spendenaktionen als Mann des Volkes inszeniert. 
  • Royal Projects: Dank des Monarchen wurden 3000 königlich initiierte Projekte seit 1952 durchgeführt.
  • Als es 1992 in Bangkok zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und dem Militär kam und über hundert Menschen getötet wurden, zitierte Bhumibol die beiden Anführer der verfeindeten Parteien zu sich in den Palast und fädelte vor laufenden Fernsehkameras einen Waffenstillstand ein.
  • Der Tsunami vom 26. Dezember 2004 brachte massive Zerstörung über sechs thailändische Provinzen an der Andaman Küste. Der König leitete als erster die Hilfsmaßnahmen mittels einer großen Geldspende über die Chaipattana Stiftung ein. 
  • Skandale wie seine europäischen Amtskollegen in England oder Schweden hat er sich nie geleistet.
  • Er hatte sogar mehr Thronerfahrung als die Queen Elisabeth II. und war bis zum 13. Oktober der dienstälteste Monarch der Welt.
  • Das meistverkaufte Buch in Thailand hat wer geschrieben? Richtig, der König. Es handelt von seinem Haustier, einem untertänigen Hund.
  • Wie Friedrich, Alexander und Karl wurde  Bhumbols Name mit dem Titel "der Große" gekrönt. Die Bezeichnung wurde sogar demokratisch abgesegnet: Sie wurde ihm 1987 per Volksentscheid verliehen.
  • Keine Amtsstube und kaum ein Haus, in dem er nicht auf einem Bild von der Wand grüßt: Der König als Fotograf, der König auf dem Thron, der König im Porträt. Der König war und ist weiterhin überall präsent!
  • Privat liebte König Bhumibol den Jazz. Er war ein begnadeter Komponist, Jazz-Musiker und Trompeter und hat zahlreiche Musikstücke geschrieben, die zu weltweitem Ruhm gelangten.

 


Thaizeit/NG/TAT

Stationen des Königslebens

Man schrieb das Jahr 1933, als die Mutter nach dem Tod ihres Mannes Prinz Mahidol Adulyadej den politischen Unruhen in Thailand entfloh - (...1932 wurde die absolute Monarchie durch einen Staatsstreich gestürzt...) - und auf die exzellente Ausbildung in einem Schweizer Gymnasium pochte. "Man muss gebildet sein, bevor man befehlen kann!". Mit Schwester Galyani und Bruder Ananda Mahidol lebte Bhumibol fortan in einer Villa in Pully.

Glückliche Jahre im Exil

In Lausanne verlobte er sich auch mit der bildschönen Diplomatentochter Sirikit. Mit ihr unternahm er gerne Spritztouren in die Nachbarländer, denn er liebte Cabrios und schnelle Autos. Daran änderte auch ein Autounfall nichts, bei dem der junge Adelige ein Auge verlor.  Auch im Laufe seiner Regentschaft kehrte Bhumibol immer wieder nach Lausanne zurück, dort, wo er einst zur Schule ging, wo er Ski fahren, Segeln, Hockey und Fussball spielen lernte und viele weitere Freuden erlebte - als Kind, als Jugendlicher, und als Student. 
Damals lachte der junge Prinz noch gerne und oft...

Tragödie im Leben & im Land 

Dann, am 9. Juni 1946, setzte das Schicksal diesem Glück in der Idylle jäh ein Ende. Prinz Bhumibols über alles geliebter älterer Bruder, bis dahin sein engster Vertrauter, Spielkamerad und bester Freund, war erschossen in seinem Gemach aufgefunden worden. Zu jener Zeit war Ananda Mahidol bereits König von Thailand, und bis zum heutigen Tage sind die wahren Umstände seines Todes nie aufgeklärt worden. 
Diese unsägliche Nachricht war nicht nur eine Tragödie für das thailändische Land. Vielmehr wurde es zum persönlichen Lebensdrama von Bhumibol Adulyadej, der sich nach eigenen Aussagen nie wirklich von diesem Schock erholte. Seither sah man ihn nie wieder richtig lächeln, geschweige denn lachen! 
Aus dem glücklichen Prinzen wurde über Nacht ein trauriger König. Er verließ die Schweiz, wo er zunächst noch sein Studium mit Bravour abschloss, um dann mit seinen 23 Jahren für immer in sein Land zurück zu kehren: nach Thailand und in sein neues Königreich - als "King Rama IX".! 
Doch stets trug er "ein Stück Europa" in seinem Herzen und wendete die Früchte seiner Ausbildung fortan in allen Bereichen seines Lebens an. So hatte ihm das Studium der Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften (Verfassungsrecht) und politischen Wissenschaften an der Universität Lausanne unter anderem dabei geholfen, ein demokratisches System in Thailand zu entwickeln.

Die Welt lag ihnen zu Füssen

Bhumibol Adulyadej war ein moderner junger König, der sich in mehreren Sprachen fließend unterhalten konnte - darunter Englisch, Französisch und Deutsch - und der sich auf jedem gesellschaftlichen Parkett brilliant zu bewegen pflegte. Immer an seiner Seite: die höchst charmante Sirikit, ebenfalls von blauem Blut und mit scharfem Verstand. 
In der ganzen Welt waren der König und seine Königin gern gesehene Gäste; "Queen Sirikit" wurde zur modischen Stilikone wie einst Jacqueline Kennedy, und die internationale Society umschwärmte das junge Paar - darunter zahlreiche Prominente, Stars und ein anderer "King": Elvis Presley (siehe Foto). Doch der Jetset und das Leben im Rampenlicht lagen dem König nicht. Er zog sich lieber zu "seinen Leuten" zurück: zu den Thais auf dem Land, in der Stadt, auf den Straßen. Sein Motto "Mein Platz im Leben ist bei meinem Volk, bei meinen Leuten!"
("My place in this world is being among my people, the Thai people")

Hinter den Palast-Kulissen...

Er recherchierte, konstruierte, initiierte und generierte ständig Neues. Am liebsten wäre der junge Bhumibol Ingenieur geworden, und es war sein Leben lang immer "die Technik", die ihn begeisterte. Und so rief er im Laufe der letzten Jahrzehnte zahlreiche königliche Projekte ("Royal Projects") ins Leben, die er persönlich erfand, und die dem Land nachhaltige Verbesserungen und Erfolge bescherten - so viele, dass man sie an dieser Stelle gar nicht auflisten kann. Aber über einige haben wir hier schon einmal berichtet: König Bhumbil...hätten Sie's gewusst..?
In der Freizeit schätzte er die Zusammenkunft mit Musikern aus aller Welt. Der Monarch selbst spielte Klavier, Trompete und Saxophon und galt als begnadeter Komponist und Jazzer, dessen 40 Musikstücke veröffentlicht wurden. Zu seinen Freunden zählten Legenden wie Benny Goodman oder Benny Carter. Zudem war er belesen und gebildet, er liebte die Fotografie und hatte die Leidenschaft, alles was er entdeckte und erlebte, zu dokumentieren. Kaum ein Foto, auf dem man den König ohne seine Kamera sah. 
Die Familie war ihm stets heilig - und seine Hunde. Jedes Jahr an Silvester wurde vom Hof eine Grußkarte des Königs mit einem seiner geliebten Vierbeiner veröffentlicht... Neujahrskarten, die zum Kult wurden. Nach 70 Jahren auf dem Thron und nach vielen Höhen und Tiefen, ist der am 13. Oktober 2016 entschlafene Landesvater selbst zu dem geworden, was er in seiner Bescheidenheit nie sein wollte: ... ein Kult-König ...
Hier veröffentlichen wir zu seinen Ehren und zum Gedenken an König Bhumibol Adulyadej noch weitere historische Fotografien, die wohl noch kaum jemand so gesehen hat: 

Nathalie Gütermann; Fotos: History Channel/Thaizeit

Royal Projects

Was Seine Majestät Bhumibol Adulyadej jedoch besonders auszeichnete, war der unermüdlicher Einsatz für sein Volk und sein Land. Und auch hier kann man von einem Rekord sprechen. Seit seiner Inthronisierung wurden über 3000 (!) vom König initiierte Projekte durchgeführt, darunter zahlreiche Umweltprojekte und Spendenaktionen. 
Was nur wenige wissen: König Bhumibol hatte in Lausanne auch eine fundierte Schweizer Ausbildung als Diplom-Ingenieur absolviert. In dieser Funktion hat er schon als junger Student sein eigenes Segelboot gebaut, später Brücken und Dämme in Thailand entworfen, und vor allem auch das Prinzip des künstlichen Regenmachens perfektioniert. Er lies die von ihm entwickelte Erfindung patentieren, welche mittlerweile offiziell in 30 Ländern anerkannt ist. Das Prinzip wird bis heute in den von Dürre bedrohten Agrargebieten Thailands eingesetzt und brachte ihm den Namen "königlicher Regenmacher" ein. 

Weltweit respektiertes Königspaar

Der König und die Königin waren rund um den Erdball geachtet und beliebt. Wie sich schnell herausstellte, hatte Prinz Bhumibol mit der Auswahl seiner Braut die richtige Wahl getroffen. Prinzessin Sirikit Kitiyakara, ebenfalls von hochadeliger Herkunft und eine Urenkelin von König Chulalongkorn (Rama V.), war nicht nur bildschön, sondern auch intelligent und gebildet. Als Diplomatentochter (ihr Vater war Botschafter in Frankreich) studierte sie in Paris, später in Dänemark, England und Genf. Wie ihr Mann sprach auch sie mehrere Sprachen und hatte ihren ganz eigenen eleganten Stil entwickelt, so dass das Modemagazin Vanity Fair sie 1965 als „bestangezogene Frau der Welt“ auszeichnete. Mehr über die Queen...

König der Herzen

Unermüdlich kam Seine Königlichen Hoheit Bhumibol Adulyadej seinen Pflichten nach, fädelte als Schlichter hinter den Kulissen Waffenstillstände ein, und spendete Unsummen aus seinem Privatvermögen, als die Tsunami-Welle im Jahre 2004 die Küsten der Andamanensee und Hundertausend Leben zerstörte. Er empfing gekrönte und ungekrönte Häupter und sprach noch bis wenige Jahre vor seinem Ableben mit den mächtigsten Politikern dieser Welt - unter anderem mit Vladimir Putin und Barack Obama 
Die feierlichen Geburtstagsparaden des Herrschers waren ein wichtiger Teil des Protokolls (Foto rechts). Dann schien der König unerreichbar, wie ein Halbgott, dem man nicht zu nahe kommen darf. Hier: 2007.

Doch das war nur die eine, die hochoffizielle Seite. Vielmehr sucht er meist das Gespräch mit den Menschen auf der Straße oder auf dem Land - das war ihm stets wichtiger als die geschliffene Konversation mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Adel.   Und so widmete er einen Großteil seiner Zeit "seinen Leuten", vor allem in den von Armut oder Dürre gebeutelten Gebieten.

Liebe, die nie erlischt

Das Wohlergehen der Thailänder war dem König seit jeher eine Herzensangelegenheit. Nichts kam je dazwischen. Selbst als ihn seine schwere Krankheit eigentlich schon ans Bett fesselte, zeigte er sich noch im Rollstuhl und verbot sich jegliche Schwäche. "Ich bin immer für Euch da", signalisierte er mit einem Winken. 

Somit hatte "King Bhumibol" über 7 Jahrzehnte seinem Volk symbolisch "Liebe gezeigt und gegeben"... - nun kommt sie Millionenfach zurück! Genau das ist es, was sich seit dem Ableben des Monarchen am Donnerstag, den 13. Oktober 2016 - und das ganze darauffolgende Jahr bis heute - auf so traurige, und gleichzeitig doch so wunderbare - ja sogar großartige - Weise gezeigt hat.
Und dies wird vielleicht nur EINEM MENSCHEN AUF DIESER WELT so widerfahren wie ihm: Die bedingungslose Dankbarkeit, Zuneigung und Liebe einer ganzen Nation zu empfangen, die so herzzerreißend um ihren "Landesvater" trauert, wie eine einzelne Person um den eigenen geliebten Vater.  Weit über 500.000 Menschen versammelten sich - ganz in schwarz gekleidet - am "Black Friday", und harrten zum Teil auf Knien vor dem Siriraj-Krankenhaus und dem Grand Palace aus, um den Trauerzug mitzuerleben, und ihren hochverehrten König auf "seiner letzten Reise" zu begleiten. Der Rest der Bevölkerung sass gebannt vor ihren Fernsehern und weinte mit. Bei seiner Bestattung und den mehrtägigen Zeremonien (25. - 29.10.2017) - inklusive der Kremation am 26. Oktober 2017 - waren es Millionen.
Insofern ist das posthum ein weiterer Rekord des "Königs der Rekorde".  
Nathalie Gütermann

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