Im Land der Puppen:

„Engelskinder“ im Trend

Betrachter mögen im Land des Lächelns über die kleinen "Kinder" lächeln, wenn die "Mütter" ihre Kleinen liebevoll versorgen. Doch die Rede ist hier nicht von Menschenkindern, sondern von Puppen! Welche skurrilen Formen der "Look Thep"-Wahn in Thailand angenommen hat, darüber berichten wir hier...


Unglaublich, aber wahr. Auf dem Flug von Bangkok nach Surat Thani saß doch tatsächlich ein "Child Angel" neben einer Thailänderin. Nicht etwa auf ihrem Schoß, sondern auf einem eigenen Sitz - mit eigenem Ticket! Die Airline Thai Smile hatte das Ticket für das Puppenkind ausgestellt, und auf Wunsch der "Mutter" wurde ihm auch eine Mahlzeit serviert. 

Das ist keine Witz, sondern mittlerweile Wirklichkeit im thailändischen Alltag.


Es gibt sogar Shops, die Kleidung und Schmuck für diese niedlichen Geschöpfe verkaufen - plus Beauty-Service.   

"Look Thep" heißen die Puppen in Kleinkindgröße, die wie Menschen aussehen, und so auch behandelt werden. Denn, so glauben ihre Eltern (vornehmlich Frauen): in ihren "Child Angels" lebt der Geist eines Kindes. Und so werden sie von Zeitpunkt der Geburt (= Kaufs!) in den Tempel gebracht, um in einer spirituellen Zeremonie vom Mönch geweiht zu werden. Alle bösen Einflüsse werden geblockt - fortan lebt nur "das Gute" im Engelskind. Und es lächelt immer... beim Windeln  wechseln, beim Anziehen, beim Spielen, beim Essen... - was für eine Freude! 
Wer allerdings irgendwann von der Elternschaft genug hat, entsorgt seinen Nachwuchs. In einem Tempel außerhalb von Bangkok stapeln sich bereits die Waisenkinder, die hier abgeben wurden. So einfach ist das! 

Typisch Thai: Der Geister-Glaube

Wer Thailand oft bereist hat, der weiß, dass die thailändische Welt nach dem traditionellen Glauben von zahlreichen "Phi" (Geistern) bewohnt wird. Für die einheimische Bevölkerung gehören sie einfach zum Leben dazu und begleiten gewissermaßen als unsichtbare "Schutzwesen" den Alltag der Thais. 
So gibt es beispielsweise überall Geisterhäuschen, die sogenannten "San Phra Phum", die an ein Vogelhaus oder an eine Tempelanlage in Miniatur erinnern. Dort wohnen die "guten Geister", und diese wollen regelmäßig mit Speisen und Getränken versorgt werden. Im Gegenzug sorgen sie dafür, dass die "bösen Geister" von Haus und Hof fern gehalten werden. Auch wird ein "Spirit House" gerne mit Figuren, Kerzen, bunten Bändern und Opfergaben bestückt. Hier geht's zu weiteren Details mit Bildergalerie...
Oder man denke nur an das berühmte Geisterfest in der Provinz Loei.  Oder aber an die heiligen Bäume, die mit grellbunten Tüchern umwickelt sind. Denn wenn die PHI nicht gerade in einem oben erwähnten Schrein ihren Wohnsitz bekommen, finden sie meist in riesigen, knorrigen Bäumen ihre neue Bleibe. Siehe hier...!

Puppen-Psychose: Spielzeug als Lebensinn

Doch zurück zu den künstlichen "child angels". Wie schon erwähnt, gehen sie für die Besitzer gewissermassen "in Fleisch und Blut" über, belebt von einem Kindesgeist. Und ob der Passagiersitz imFlieger, der eigene Platz im Restaurant, das eigene Kinderbett im Haus... es gilt "sie gut zu versorgen", schreibt DER SPIEGEL, der dieses Thema aufgriff und eine 57-jährige Hausfrau zum Puppen-"Trend" befragte. 
"Man muss sie gut versorgen und sie bringen einem Glück, wenn man ihre Seele nährt", so die Thailänderin über ihr Engelskind "Nam Cha". Die Frau bezahlte nach eigenen Angaben 25.000 Baht (mehr als 640 Euro) für ihre Puppe und die heilige Zeremonie.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt...  


Das sieht die thailändische Polizei anders. Wie Polizeichef Chakthip Chaijinda gegenüber lokalen Medien erklärte, blüht der Drogenschmuggel, seit der "Look Thep"-Wahn in Thailand ausgebrochen ist. Unlängst wurden bei Scannen am Flughafen Unmengen der verbotenen Ware entdeckt... im Körper eines Engelskind.


>>> Skurriles Thailand: Hier geht's zur Bildergalerie

Nathalie Gütermann

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