Skurrile Touristenattraktion: Der "Ghost Tower" von Bangkok

Manche Leute haben keine Lust auf die üblichen Bangkok-Highlights und suchen den Nervenkitzel. Bis vor Kurzem bekam man diesen bei einem Besuch in einem verlassenen Wolkenkratzer, den die Einheimischen den "Geisterturm" nennen. Ein Erfahrungsbericht. 

Hier geht es nicht um ein speziell für Touristen konstruiertes Entertainment-Projekt. Vielmehr hatte sich in den letzten Jahren ein Phänomen selbstständig gemacht, von dem man kaum glauben würde, dass diese Menschen beeindrucken könnte. Tatsache ist: ein unfertiges, himmelhohes Bauwerk in Bangkoks Sathorn Viertel wurde zum Highlight für Freunde des Gruseligen. Doch war es wirklich so gruselig? 

Um ehrlich zu sein: die Thaizeit-Redakteurin traute sich nicht dort hoch, doch Reise-Blogger und "Expertvagabond" Matthew Karsten hatte den Aufstieg vor rund zwei Monaten gewagt (jetzt ist dies verboten - siehe Infobox!). In Bangkoks Höhen schoss er ein paar sensationelle Fotos, die deshalb so originell sind, weil man diese Perspektive normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Auf seinem Blog "Expertvagabond.com" berichtete er über seine Erfahrung.

"Dieses mysteriöse Gebäude hat 49 Stockwerke, doch der 43. Stock gilt als die Spuk-Etage", schreibt Matthew. "Vorsichtig bewege ich mich über Haufen von Schutt durch die muffige Dunkelheit und hoffe, nicht in irgendeinem Loch zu verschwinden.

Schließlich habe ich da noch diese Geschichte im Kopf, die mir bis heute Schauer über den Rücken jagt...! Es geschah im Badezimmer. Eines Morgens war ein lokaler Fotograf im "Ghost Tower" unterwegs, um den Sonnenaufgang über Bangkok einzufangen. Er kletterte auf den Turm und roch etwas Ranziges. Das war der Moment, als er den toten Körper entdeckte... Ein schwedischer Backpacker hatte sich über der Badewanne erhängt..."

Wie alles begann...

Einst sollte dieser Wolkenkratzer ein Premium-Luxus-Apartment-Komplex werden, mit atemberaubenden Blick über den Chao Phraya River. Doch dann, im Jahre 1997, kam Asiens Finanzkrise und der Zusammenbruch des thailändischen Baht. Das massive Bauvorhaben wurde aufgegeben, und seither "rottet" der verlassene Skyscraper vor sich hin. Das Hochhaus wurde ein Heim für Drogenabhängige, Obdachlose und wilde Hunde. 

Sathorns "Unique Building"

Der offizielle Name des Gebäudes lautet "Sathorn Unique", aber die Einheimischen nennen es nur "The Ghost Tower". Die meisten Menschen halten Abstand, denn sie glauben, dieses Bauwerk sei verflucht. In einem Land, in dem die abergläubischen Thais fest an Geister glauben, und deshalb "Spirit Häuser" und Geisterbäume verehren, ist dies kein Wunder. 

Kopie vom "Lebua State Tower"

Der Zwilling dieses Bauwerks steht ganz in der Nähe. Tatsächlich war der heutige "Geisterturm" als exakte Kopie des State Towers geplant. Während dieser durch die Dreharbeiten für Hangover II in der Sirocco Skybar jedoch zu Weltruhm gelangte, erlebte "Sathorn Unique" einen vollumfänglichen Ruin. 

Schräge Touristenattraktion? 

Seither haben viele neugierige und angstfreie Menschen diesen verlassenen Platz besucht. Sie kletterten über die Bauzäune oder bestachen die obdachlosen "Bewohner", das ein oder andere verschlossene Tor zu öffnen (*aktuelles Update: siehe Infos unten)

Rundgang im Geisterturm

"Das schmale Treppenhaus ist klaustrophobisch und übersät mit Müll. Ein paar nackte Glühbirnen verbreiten ein dumpfes Glühen auf einigen Etagen, andere sind pechschwarz, sodass der Aufstieg gefährlich ist", schreibt Blogger Matthew. "Nach den ersten 10 Etagen begann ich heftig zu schwitzen. Es ist, als wäre man ein Indoor-Bergsteiger! Die fensterlosen Luxus-Appartements sind mit Graffiti beschmiert, staubige Flure sind mit Pfützen von stehendem Wasser übersät. Überall sieht man verrostete Baumaschinen, alte Schuhe, kaputte Toiletten und von der Decke hängende elektrische Leitungen. Viel Schutt macht es schwierig, Löcher im Boden zu erkennen. Abgebrochene  Stücke des "ghost towers" fallen gelegentlich in die Straße, als würden sie in der Hölle verschwinden".

Unglaublicher Panoramablick 

"Doch dann die Belohnung" Matthew gelangt bis heute  ins Schwärmen. "Völlig in Schweiß gebadet erreichte ich die 49. Etage. Es dauerte etwa 30 Minuten, um die Spitze zu erreichen. Das Dach ist ein Chaos mit zerbrochenem Beton und Stahlträgern.
Aber die Aussicht auf Bangkok? Sensationell und unvergesslich!
Vor meinen Augen entfaltete sich ein Panorama, wie man es sonst nirgendwo zu Gesicht bekommt:  Wolkenkratzer in allen Formen und Größen, das Skytrain-System, Straßen der Stadt mit Verkehr überlastet und mit Waren oder Touristen beladene Boote, die den Chao Phraya Fluss hinunter schippern.
Matthew hatte hier auch den schönsten Sonnenuntergang erlebt, doch dann hatte er richtig Bammel. Denn er hatte vergessen: man muss auch wieder in die Dunkelheit absteigen...!"

Matthew Karsten/N.G.; Fotos: Matthew Karsten/Expertvagabond.com


Die Fotostrecke wurde von Reise-Blogger Matthew Karsten aufgenommen.

WICHTIGE INFORMATION
Neuerdings sind dort auf Anweisung der Junta-Regierung Polizisten stationiert, die Neugierigen den Zugang verwehren. Das Betreten des Towers ist somit illegal und auf eigene Gefahr. Ort: Sathorn / Bangkok

BTS-Station: "Saphan Taksin". Vor dort sind es ca. 5 Minuten zu Fuß. Schauen Sie einfach nach oben, und Sie werden das Gebäude sofort sehen...

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Meinungen
12.10.2021 05:42
Super geschrieben, sehr ein drucksvoll ,klasse

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