Thaizeit auf Reisen:

Mit dem Eastern Oriental Express von Bangkok nach Singapur

Eine Reise auf den Spuren von Agatha Christie.


Der „Eastern Oriental Express“ ist eindeutig eine der großen touristischen Attraktionen in Südostasien. Der Luxuszug lässt keine Wüsche offen und zeigt, was Reisen eigentlich bedeutet: den Weg zu sich selber zu finden.
Er fällt auf, der „Eastern & Oriental Express“ – kurz „E&O“. In dezentem Grün und auf Hochglanz poliert steht er auf Gleis 1 des Hua Lampong Bahnhofes in Bangkok. Touristen, die zufällig vorbeigehen halten inne und zücken die Kamera. Selbst von aussen haftet ihm der vielbeschriebene Eisenbahnmythos an. Vom „Orientexpress“ hat wohl jedes Kind schon mal gehört. Unsere Gedanken schweifen ab in die Gute alte Zeit, in die Welt von Tausend und einer Nacht. In eine Welt die wir nur aus Büchern und Filmen kennen. Heute dürfen wir dabei sein wenn der „E&O“ das einstige Venedig des Osten verlässt und Kurs nimmt auf das nicht minder sagenumwobene Singapura.

Mehr als ein Stück Vergangenheit

Etwas zu früh finden wir uns in der exklusiven Check-In Lounge des „E&O“ ein, wo wir freundlich empfangen werden, das Gepäck abgeben dürfen und mit Kaffee und Kuchen versorgt werden. Spätestens hier ist es Zeit das „Hier und Jetzt“ zu verlassen, genau so wie es die Betreiber auf ihrer Webseite anraten: „Lassen Sie sich verzaubern von der Romantik des Reisens an Bord des Eastern & Oriental Express und genießen Sie die einmalige Mischung aus Exotik, Abenteuer, Nostalgie und Luxus.“ Damit dieses Konzept auch aufgeht müssen die Passagiere ein wenig mitspielen, etwa bei der Kleidung. Schon lange vor der Reise wurden wir diskret aber deutlich informiert: Tagsüber sportlich-elegant (für Stilbanausen übersetzt bedeutet dies: keine T-Shirts, keine Strandlatschen, keine Bluejeans, keine Shorts). Zum Dinner trägt Mann Anzug mit Krawatte oder einen Frack, die Frau erscheint im eleganten Abendkleid. Ganz eindeutig sind wir die Jüngsten. Nicht nur deshalb fallen wir auf, sondern vor allem weil wir den Dresscode wohl etwas überinterpretiert haben und als einzige bereits im Anzug (immerhin ohne Krawatte) erscheinen. Einige unserer Mitpassagiere hatten wohl auf dem Weg vom Strand zum Bahnhof noch keine Gelegenheit sich umzuziehen. Aber die Reise hat ja noch nicht begonnen. Wir bleiben unter uns und mustern unauffällig die Leute, und so machen es die anderen auch.

400 Meter Luxus

Dann der große Moment. Nur mit dem Handgepäck unter dem Arm besteigen wir den Zug. Ein wahres Meisterwerk was die Ingenieure und Designer vollbracht haben. Wir befinden uns in einem vollklimatisierten Luxushotel auf Rädern, ganz im Kolonialstil gehalten und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Auf der Ablage in unserem Abteil steht eine Früchteschale, auf dem Bett liegt die persönlich an uns gerichtete Begrüssungskarte der Generalmanagerin und die Koffer sind selbstverständlich auch schon da. Während wir unsere Wertsachen im abteileigenen Safe verstauen, klopft es an der Tür. Unser Steward bringt den Begrüßungsdrink. Wir sind begeistert.

Schöne Aussichten

Keinesfalls wollen wir die Ausfahrt aus Bangkok verpassen. Wir stürzen uns in den sportlich-eleganten Safarilook und gehen durch den Barwagen aufs Observation-Deck: die Open-Air Lounge und Aussichtsplattform des Zuges. Mit einem kühlen Drink in der Hand geht‘s nun los! Im Schritttempo verlassen wir das Stadtzentrum und gleiten, begleitet durch das bedächtige „tadam-tadam“ -Klopfen der Geleise in die Dämmerung, vorbei an Klongs, Wellblechütten und dem Verkehrschaos. Das Observation-Deck ist ein hervorragender Ort, um mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen. So wie mit den deutschen Elke und Gerald Remus, die lediglich für die Zugfahrt nach Südostasien gereist sind. Warum, wollen wir wissen. „Es ist schon auch der Luxus, der uns gereizt hat. Wir arbeiten viel und hart und wir wollten uns das einmal gönnen. Einen Teil der Reise haben uns Freunde geschenkt, den Rest wir uns selber... so teuer wie das ist“. schmunzelt Gerald Remus. Ein Schweizer Rentner gesellt sich zu uns und stellt sich als Werner vor. Wie sich herausstellt ist er Eisenbahnfan und führt uns alsbald in die Geheimnisse der globalen Spurweiten ein. Noch ist es Zeit für Oberflächlichkeiten.

Französische Gaumenfreuden

Doch das Niveau der Gespräche scheint sich der Umgebung anzupassen. Frisch geduscht  und herausgeputzt (jedes Abteil hat ein komfortables kleines Badezimmer), betreten wir den Speisewagen mit den luxuriös gedeckten Tischen. Wir sitzen mit einem französischen Paar am Tisch und wählen den günstigsten Wein aus – mit der Ausrede, wir wollten einen Einheimischen probieren. Der Franzose will sich dies nicht antun, bestellt eine Flasche „Châteauneuf-du-Pape“ und lässt auch uns gleich die Gläser füllen. Während es draußen schon dunkel ist, haben wir für die Hauptspeise die Wahl zwischen einem Lamm-Medaillon an asiatischen Gewürzen oder aber einem Khao Soi Gai, einer Nudel-Spezialität aus Nordthailand. Denn bei jeder Mahlzeit besteht die Möglichkeit, eine hervorragende asiatische Variation des Hauptgangs auszuprobieren, entworfen vom Chefkoch aus Frankreich. Zur Vorspeise gibt‘s ein gegrillte Makrele auf einem chinesischen Gemüsebett, zum Dessert ein luftiges Schokolademousse an Erdbeersoße. Die Bedienung ist sehr aufmerksam und unglaublich geschickt, wenn es beim Servieren darum geht, das Schwanken des Zuges auszugleichen. Uns schmeckt es allen sehr und unsere Tischgenossen können sich eine Bemerkung über die Herkunft des Chefkochs nicht verkneifen. Apropos Küche: Während man im Zug den Gängen entlang geht, etwa um in die Bar oder in den Speisewagen zu kommen, kann man manchmal einen Blick in die Miniatur-Küche erhaschen und sich kaum vorstellen wie es möglich ist, für 130 Passagiere so hervorragend zu kochen.

Teil der Familie werden

Am nächsten Morgen wird das Frühstück auf das Zimmer gebracht. Wir genießen den Kaffee bei vorbeiziehenden Reisfeldern, obwohl wir schlecht geschlafen haben. Was bei Tag kaum stört und beim Essen eher lustig ist, bringt einen in der Nacht um den Schlaf: Der Zug schaukelt wie ein Schiff auf dem Meer. „Kein Wunder bei Schmalspurbahnen!“, meint der Eisenbahner auf der Aussichtsplattform. Die Müdigkeit scheint die Passagiere jedoch nicht zu stören, im Gegenteil, sie scheinen diese fast etwas zu genießen. Es gibt ja sonst nichts zu tun. Ja – und so nimmt die Reise ihren Lauf. Während die Crew im Hintergrund fürs Wohl der Passagiere sorgt, haben diese Zeit sich zu unterhalten, zu lesen, sich zurückzuziehen. Überhaupt gibt sich die Crew enorm Mühe damit wir uns alle wohl fühlen. Das Wasser im Abteil ist jeweils wie von Zauberhand wieder nachgefüllt, oder die Tücher im Badezimmer ausgewechselt. Dabei hat man nie das Gefühl dauernd von einer Schar Bediensteter umgeben zu sein. Es ist ein eingespieltes, selbstbewusstes Team das sich kennt, das kommuniziert und einem das Gefühl gibt, für drei Tage Teil der Oriental-Familie zu sein. „Es gibt mal ruhigere, mal aufregendere Fahrten,“ gesteht Zugmanagerin Evelyn Kocsis, Schweizerin und seit sechs Jahren im Dienste des „E&O“, „aber wir schaffen es praktisch immer, eine anregende Atmosphäre zu schaffen in der die Leute aufeinander zugehen“. In Kanchanaburi steht eine Bootsfahrt auf dem River Kwai und ein Besuch im lokalen Museum auf dem Programm. Wer wach genug ist, kann sich hier über die Wirren des 2. Weltkrieges und die wahren Begebenheiten hinter dem Filmklassiker „Die Brücke am Kwai“ informieren. Nach der zweiten Nacht wachen wir in Malaysia auf. Auffallend ist die Veränderung der Landschaft: Während in Thailand Reisfelder und malerische Umgebungen dominieren, ist die Aussicht nun geprägt von Gummibaum- oder Palmenölplantagen, Straßen- oder Siedlungsbauprojekten. Dies ein Grund mehr unsere Aktivitäten weiter nach innen zu richten, ein Buch zu lesen, Gespräche zu führen, sich einen Drink an der Bar zu gönnen. Auch am zweiten Tag ist eine Exkursion angesagt. Diesmal gibt es eine Stadtrundfahrt durch Georgetown auf der Insel Penang die, wie könnte es anders sein, im luxuriösen Hotel Oriental bei einem Erfrischungsdrink endet.

Bunter Schlussabend

Am letzten Abend ist die Pianobar überfüllt. Allen scheint nun das Reiseende zu schnell zu nahen, jetzt wo man sich doch gerade so gut kennengelernt hat. Es geht wahrlich hoch her. Die Gläser werden gehoben und Peter der Pianist schafft es, die Leute zum singen zu bewegen, die einen bis in die frühen Morgenstunden ... Ja so muss es gewesen sein, genau so, in der guten alten Zeit, stellen wir uns vor. Am nächsten Morgen treffen wir mit vier Stunden Verspätung an der Grenze zu Singapur ein. Noch nie waren wir so glücklich über eine Verspätung. Man trifft sich zu den Formalitäten am Grenzposten. Ein wenig wehmütig verabschieden wir uns bereits, obwohl es bis Singapur noch etwa eine weitere Stunde dauert. Es wird Zeit sich wieder mit der Realität zu befassen. Leider.

Thomas Grenacher


Eastern & Oriental Express Der „Eastern & Oriental Express“ gehört zur „Orient-Express Hotels, Trains and Cruises“ Gruppe, die sich auf Reisen im Luxussegment spezialisiert hat. Neben dem „E&O“ zählen weltweit noch weitere Luxuszüge, Bootsfahrten sowie Hotels zum Angebot. Der „E&O“ knüpft an die Erfolge des Originals, des „Venice Simplon-Orient-Express“ an, welcher zwischen London, Venedig und Istanbul verkehrt und vor allem durch Agatha Christies Roman „Mord im Orient-Express“ Berühmtheit erlangte. Auf der Strecke Bangkok–Singapur verkehrt der „E&O“ seit 1993. Weiter sind Fahrten auch von Bangkok nach Chiang Mai und ganz neu auch nach Vientiane in Laos möglich. Es kann zwischen drei verschiedenen Abteilen gewählt werden: Pullman Abteil Kleinste Abteilklasse. Für die Nacht werden die Betten übereinander heruntergeklappt. 1.680 Euro pro Person State Abteil Mittlere Abteilklasse. Die Sitze des Tagesabteils werden für die Nacht zu zwei Einzelbetten umfunktioniert. 2.390 Euro pro Person Presidental Suite Größtes und komfortabelstes Abteil mit separatem Ankleidebereich. Die Sitze des Tagesabteils werden für die Nacht zu zwei Einzelbetten umfunktioniert. 3.260 Euro pro Person Die Preise enthalten die Zugfahrt von Bangkok nach Singapur oder umgekehrt, alle Mahlzeiten an Bord, Tee und Kaffee im Abteil und die Besichtigungstouren. Es besteht keinerlei Konsumationszwang, das heißt, man kann die Aussicht in der Bar auch ohne Drink genießen. Weine kosten zwischen 19 Euro und 50 Euro. Ein Champagner schlägt mit mindestends 69 Dollar zu Buche. www.orient-express.com

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