Umstrittenes Fluss-Projekt genehmigt: Chao Phraya-Promenade im Bau!

Ein Mammutprojekt hat endgültig grünes Licht bekommen: die lang geplante und heiß diskutierte Ufer-Avenue wird nun doch entstehen! Der heftige Widerstand von Anwohnern, Umweltschützern, Historikern und den "Friends of the River" blieb ungehört.

Die Bauarbeiten der 10 Meter breiten und 14 Kilometer langen "River Promenade" (jeweils 7 Kilometer auf beiden Seiten) von der Rama-VII-Brücke bis zur Pinklao-Brücke soll nun auf Wunsch der Regierung so schnell wie möglich beginnen. Zu lange sei das Projekt schon aufgeschoben worden. Die ersten Vorschläge gingen bereits im Jahre 2015 bei der Bangkok Metropolitan Authority (BMA) ein.
Im Mai 2017 wurden die Pläne genehmigt, doch nach einem Plagiatsvorwurf und generell heftiger Kritik seitens des nationalen Architektenverbandes stand zunächst alles still. Es gäbe keine Machbarkeitsstudie und es wäre unklar, was mit den betroffenen Gemeinden und alteingesessenen Anwohnern geschehen solle.    

Für viele Menschen ist dieses Beton-Monster, das nördlich und südlich der Khao San Road den Fluss der Könige "schmücken" soll, in der Tat ein echter "Aufreger". Nicht nur für die Einheimischen, sondern auch für die lokalen Medien.

 "Diese Promenade zerstört den Fluss, die Natur, die Bewohner und das historische Erbe", schrieb sich die Bangkok Post ihren Frust von der Seele ("Promenade spoils river"). Die Folgen seien irreparabel, der Charme wäre dahin. Doch das Weinen und der Ärger der Thais, die über Generationen am Ufer wohnten
 und deren Hütten auf Stelzen nun nach und nach zerstört werden... egal! Auch die fundierten Einwände der „Friends of The River“ blieben ungehört. Architekt Yossapol Boonsom und der namhafte Historiker Srisak Valipodom "nennen den Betonbau unhistorisch und sehen in ihm einen Widerspruch zum gewachsenen Gefüge", so schrieb unlängst gar die FAZ, die einen langen Artikel dem "Lebenslauf und der Lebensader Bangkoks" widmete*. 

Ufer werden zubetoniert

Doch wichtiger ist für die Initiatoren das Vorbild der Spazierwege in anderen großen Metropolen. Und so soll entlang des Chao Phraya - trotz Beton - eine "begrünte Oase" für Jogger, Spaziergänger und Radfahrer entstehen. Diese jedenfalls freuen sich und heißen diese Veränderung willkommen. Im Wandel steht die Gegend am Fluss allemal. Viel hat sich hier in den letzten Jahren getan. Die weltbesten 5-Sterne-Hotels haben sich längst etabliert, ebenso wie der Entertainmentkomplex "Asiatique the Riverfront".  Und Ende 2017 wird der Mega-Komplex "Icon Siam" eröffnen - mit einer Fläche von einer halben Million Quadratmetern und unter anderem mit der luxuriösesten Mall Thailands. Mehr darüber lesen Sie hier. 
"So stark wie noch nie zuvor ändert sich derzeit Bangkoks Gesicht am Fluss", so die FAZ weiter. "Das Wasser prägt das zeremonielle Leben der Menschen, ihren Festkalender, ihren Alltag. Der Chao Phraya ist eine amphibische Welt, die sich permanent verändert..."

Hütten-Charme & Tradition ade

Natürlich hat die deutsche Tageszeitung via Nachrichtendienst auch vom neuesten Projekt Wind bekommen und sinniert: "Wie passt wohl eine Trasse irdischer Freizeitprosa in diese sakrale Landschaft und ihre Botschaft von Ewigkeit..? Wie passt eine alles verbindende Betontrasse zu der kleinteiligen, sozialen Szenerie an diesem Strom, an dem nichts dichter ist als die Geschichte...,
... nichts dauerhafter als die fragile Symbiose von Wasser und Land"? (FAZ)
Es bleibt eine eher rhetorische Frage, denn ob's (einem) passt oder nicht, ist nicht mehr relevant. Die neue "River Promenade" wird das Vorzeigeprojekt der Militärregierung und soll den Tourismus fördern. Der Ausbau soll 14 Milliarden Baht kosten. 
Fakt ist: Der oben erwähnte, ständige Wandel, westliche Ideen und der unaufhörliche Bauboom haben aus dem ehemaligen Siam und "Venedig des Ostens" das gemacht, was Bangkok heute ist: zweifellos eine schillernde und spannende Metropole. Das Bewahren alter Werte ist jedoch leider im Zuge der generellen City-Modernisierung verloren gegangen. Man denke nur an den heiß diskutierten "Clean-Up" aller Garküchen. Anstatt die leerstehenden Lagerhäuser und verfallenen Bauten von historischem Wert entlang der Wasserader zu restaurieren (Vorschlag des Architektenverbandes) oder "alte Markthallen am Fluss mit neuem Leben zu füllen" (FAZ), werden in diesem Falle - zum Wohle einer vermeintlich "besseren Welt" - Lebensräume ertränkt. 

Abriss hat begonnen

Wie "Bangkok Asia City" (bk.asia-city.com) vor wenigen Tagen meldete, hat der Abriss der uralten Pfahlhütten und Teakhäuser bereits begonnen. Das Online-Portal schreibt gar von "Vertreibung der Anwohner". Betroffen seien bislang 5 Gemeinden:  Pak Klong Bang Khen Mai, Wat Soi Thong, Kiek Kai Pier, Khiew Khai Ka und Wat Chat Kaew Chongkolnee. Bis zum Ende des Milliarden-Projekts, das bis 2019 abgeschlossen sein soll, werden 29 Gemeinden verschwunden sein, die seit jeher am und auf dem Wasser des Mae Nam Chao Phraya lebten. 
Wie traurig! Ein weiteres "altes Stück Bangkok" wird begraben. (NG)


Karte mit der geplanten neuen Uferpromenade (Google Maps)
Quellen:  * FAZ "Die neuen Ufer des alten Stroms"
und
Khaosod (3 Fotos), Bangkok Asia City, Bangkok Post, Friends of the River (Facebook)

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