Wat Pho:

Tempelglanz nach Sonnenuntergang

Noch bis zum Ende der Hochsaison öffnet Wat Pho seine Pforten auch nach 18 Uhr. Eine besondere Gelegenheit, die Bauten einmal in einem anderen Licht zu sehen und vor allem ohne die zahlreichen Besucher, die sich tagsüber um den berühmten liegenden Buddha drängen. Weiteres Sahnehäubchen: Der älteste Bau auf dem Gelände ist nur in den Abendstunden zugänglich.


Lange Warteschlangen in der Tropensonne, die verzweifelte Schuhsuche und die fremden Gesichter anderer Touristen am Bildrand des Erinnerungsfotos von Thailands größtem liegenden Buddha – alles notwendige Übel, wenn man den zweitwichtigsten Tempel des Königsreiches an einem normalen Tag besuchen möchte. Gute Nachrichten für alle, die einen so besonderen Ort lieber für sich alleine haben: Im Februar und März bietet der Tempel, der sonst um 18 Uhr seine Tore schließt, nächtliche Führungen über das Gelände an. Die Aktion ist eine Initiative der Tourism Authority Thailand (TAT) und ist programmatisch „9 Wonders of Wat Pho“ benannt, nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf dem Tempelgelände.
Als wir mit 20 Minuten Verspätung am Kassenhäuschen stehen und uns nach der nächsten englischsprachigen Tour erkundigen, erwarten wir bereits das Schlimmste: Sicher ist die Tour schon ausgebucht, die Teilnehmerzahl ist schließlich auf 50 Besucher beschränkt, so hatten wir gehört. Stattdessen empfängt uns Thon, unser Führer, mit dem sprichwörtlichen Lächeln: „Wenn Sie wollen, können wir sofort losgehen, Sie sind die einzigen Besucher!“ Ein deutsches Pärchen, das just in dem Moment aufs Gelände kommt, schließt sich uns an und so bewegt sich die kleinste öffentliche Reisegruppe Bangkoks auf den berühmten Startpunkt der „Neun Wunder“-Tour zu: Den größten liegenden Buddha Thailands aus der Zeit König Rama III.


DIE NEUN WUNDER


„Der Buddha selbst wurde zuerst gebaut, das Gebäude darüber folgte erst später“, erklärt Thon und zeigt uns die Beschädigung des Buddha, die er beim Zusammensturz seines Wihan erleiden musste. Oder vielmehr beim Neubau, der sich für die enormen Maße der Statue  als zu klein erwies. Dies lässt sich auch tagsüber für die Besucher sagen, die sich durch den schmalen Gang um die Statue drängen und vergeblich versuchen, einen Winkel zu finden aus dem man die gesamte Statue aufs Foto bekommt. Nicht so heute Abend: Außer unserer „Gruppe“ sind nur zwei weitere Besucher im Gebäude. Wir können nach Belieben vor und zurück laufen und es dauert nicht lange, bis wir den richtigen Standort gefunden haben.

Es geht weiter über das nächtliche Gelände, wir besteigen die hell erleuchteten Chedis der vier Könige, die sich scharf gegen den schwarzen Himmel absetzen und bewundern das gespenstisch ausgeleuchtete Palmenbuchmuseum, das von im Halbdunkeln erst richtig gefährlich aussehenden Riesen bewacht wird. Schließlich kommen wir zu einem anderen wichtigen Standort auf dem Gelände, dem eine gewisse Magie innewohnt: An der Westseite des Sala Karn Parien geben die umliegenden Gebäude den Blick frei auf den Chedi des am anderen Ufer des Chao Phraya gelegenen Wat Arun. In einer Linie stehen Sala und Chedi, der Buddha im Sala Karn Parien ist direkt auf Wat Arun ausgerichtet. „Vom Chedi im Wat Arun kann man den Buddha hier sitzen sehen – theoretisch“,  schmunzelt Thon, leider gebe es nur ein Problem: Wat Arun ist am Abend geschlossen, und der Sala tagsüber nicht zugänglich: „Hier lernen die Mönche die Meditation“, erklärt unser Führer und fügt nicht ohne Stolz hinzu, der Sala sei älter als Wat Phra Khaew, der wichtigste Bau Thailands gleich nebenan.

Erhabene stille

In der beeindruckenden Halle des Bot, dem größten Tempel im Wat Pho schließlich ist es an der Zeit sich zu verabschieden. Die reich verzierten Wände, die hohe Decke und der prunkvolle wie herrliche Buddha „Deva Patimakorn“ im Ayutthaya Stil sind der überraschende Höhepunkt der Führung. Auch das ist sicher der Atmosphäre zu verdanken: Außer uns hält sich in der Halle nur ein Wachmann auf, wir genießen die erhabene Stille und vergessen fast, ein Foto zu schießen, wie es sonst nur mit Sondergenehmigung gelingt: Das Bildnis des goldenen Buddha vor einer großen, rot ausgelegten, menschenleeren Halle. Eigentlich ein überflüssiges Foto, da es sich ohnehin für immer in unserem Kopf eingebrannt hat.

Alexander Heitkamp


9 Wonders of Wat Pho
Noch bis zum 6. April bleibt der Tempel auch nach 18 Uhr für Touristen geöffnet. Tickets kosten 200 Baht (50 Baht für Thais und Expats), Touren sind halbstündlich bis 20.30 Uhr und dauern rund eine Stunde. Zwei englischsprachige Touren finden statt um 19 Uhr und 20 Uhr. Obwohl wenig ergiebig, hier die Website des Wat Pho: www.watpho.com Die Telefonhotline ist nur in Thai besetzt: 02-226 0335

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