Ohne Umweg ins Paradies:

Auf die Philippinen

Die Traumstrände der Philippinen sind deutlich näher an Bangkok gerückt – wir haben den neuen Direktflug in die Central Visayas ausprobiert


Die Philippinen sind der letzte Außenposten Südostasiens: Auf über 7000 Inseln im Pazifik  gelegen, in Nachbarschaft zu Indonesien und Malaysia, aber auch China und Taiwan, ohne jede Festlandgrenze zu einer anderen Nation. Zudem liegt ihre touristisch vergleichbar wenig attraktive Hauptstadt Manila samt Flughafen nicht gerade in der Nähe der schönsten Strände des Landes. Ihre Abgeschiedenheit macht die Philippinen, anders als etwa Vietnam oder Kambodscha, für westliche Reisende und Ansässige in unserer Region zu einem eher selten besuchten Land – zu unrecht: Einige der schönsten und einsamsten Strände und Tauchgründe Südostasiens sind hier beheimatet. Seit der Billigflieger Cebu Pacific einen brandneuen Direktflug nach Cebu City anbietet, ist ein Besuch dieser Traumstrände von Bangkok aus nun so einfach wie ein Trip nach Samui – und deutlich billiger dazu!
Cebu ist der zweitgrößte Flughafen der Philippinen und die Hauptstadt der mittleren Inselregion des Staates, den Visayas. Doch ist er deutlich übersichtlicher und geordneter als Manilas Ninoy Aquino Airport, was die Insel Cebu zum neuen Drehkreuz für die Philippinen macht – zumindest was die Ankunft aus Bangkok angeht. Selbst für Reisen in weiter entfernte Gebiete wie Boracay oder Palawan ist Cebu eine erhebliche Verbesserung, allein weil man nicht mehr durch Manila fliegen muss. Cebu war schon einmal Mittelpunkt des Landes, nämlich als der spanische Weltensegler Magellan die Philippinen im 16. Jahrhundert entdeckte. Cebu City war die erste Siedlung der spanischen Kolonialherren und die älteste Straße des Landes ist die Calle Colon in Downtown, benannt nach Christopher Columbus. Sie und das alte Fort San Pedro sind zwei der größten touristischen Attraktionen der ansonsten wenig sehenswerten Stadt. Kein Problem: wir sind ja, wie die meisten Touristen, vor allem wegen der Strände hier.

STRÄNDE OHNE ENDE

Und Strände gibt es genug – so viele, dass wir uns erst gar nicht entscheiden können, an welchem der vielen Traumziele der Visayas wir unseren Kurzurlaub verbringen sollen: Eine kurze Busreise entfernt an Cebus Westküste im Taucherparadies Moalboal vielleicht? Oder in das neue Reiseziel im Norden der Insel, wo Bantayan als neue Luxus-Destination entwickelt wird? Mit der Fähre könnten wir am selben Tag auf das kleine Eiland Siquijor übersetzen, bekannt für seine Glühwürmchen, Wunderheiler und einsamen Strände. Negros, die bergige Schwester im Rücken von Cebu, ist noch weniger erschlossen und ihre traumhaften Buchten mit bezeichnenden Namen wie Sugar Beach sind die aktuellen Geheimtipps der Rucksackreisenden. Einsamer wird es nur noch in San Francisco auf den Camotes Inseln. Doch wir entscheiden uns für Bohol, die wohl abwechslungsreichste Insel der Central Visayas: Korallenriffe, weiße Strände, Dschungeltrecks, Kolonialbauten und natürlich die Chocolate Hills sind die Hauptattraktionen der nur zwei Stunden mit der Fähre entfernten Kalksteininsel. Vom Flughafen geht es direkt zum Pier, wir entscheiden uns für ein überteuertes Flughafentaxi wegen unserer schlechten Erfahrungen in Manila. Wie sich herausstellt, wären wir mit einem regulären Taxi besser bedient gewesen, doch sobald wir die Stadt verlassen haben, sind die Einheimischen freundlich und hilfsbereit wie man es in Südostasien kennt. Gegen die ebenso typische Taximafia besonders an den Fährhäfen hat das philippinische Fremdenverkehrsamt einen wirksamen Gegenpol geschaffen: An Informationsschaltern im Terminal lassen wir uns vom freundlichen Personal die gängigen Preise für unser gewünschtes Ziel geben und können so die Wucherpreise der wartenden Fahrermeute souverän vermeiden. Es dauert nicht lange, bis uns ein Fahrer für einen normalen Tarif mitnimmt und wir sind auf unserem Weg zum bekanntesten Strand Bohols, nach Alona Beach. Es geht auf einer kleinen Landstraße durch Bauernsiedlungen, Holzhütten und Wasserbüffel stehen zwischen Kokospalmen und Bananenstauden. Der Strand ist zuckerweiß, das Meer ruhig und das Wasser so klar, dass man die Fische, harmlosen Seeschlangen und Seesterne am Boden ohne Taucherbrille beobachten kann. Die weißen Segelboote färben sich im Sonnenuntergang feuerrot und geben dem ganzen Ort ein maritimes Ambiente, während wir an den Strandrestaurants aus dem Fang des Tages einen gebratenen Tintenfisch auswählen oder einfach in der Brandung spazieren gehen.

EINZIGARTIGE ABWECHSLUNG

Alona Beach ist Bohols Zentrum in Sachen Tauchen und Strandleben und liegt auf einer kleinen Halbinsel vor der Hauptstadt Tagbilaran. Unterkünfte hier reichen von kleinen Steinhütten und Bungalows zu modernen Luxusressorts mit Privatstrand. Wer in letzterem Segment absteigen möchte, wird aber auch an kleineren Palmenstränden neben dem Touristenpfad fündig: in privaten Buchten mit Puderzuckersand ist man dort ganz unter sich. Wer etwas Abwechslung sucht zu Tauchkursen und Meeresrauschen, wird auf Bohol keine Probleme haben. Von Alona Beach, oder noch besser von den Reisebüros in Tagbilaran lassen sich Tagestouren zu den Attraktionen der Insel buchen. Wer wie wir gerne unabhängig unterwegs ist, kann sich stundenweise einen Wagen mit Fahrer mieten. Bohol hat ein paar einzigartige Sehenswürdigkeiten, die man nur dort erleben kann. Die bekannteste sind die Chocolate Hills, eine Ansammlung von über 1200 gleichförmigen, sanften Hügeln, die in der Trockenzeit, von der Sonne braun wie Schokolade, bis zum Horizont reichen. Ebenfalls nur hier (und im benachbarten Indonesien) gibt es die Koboldmakis (Maomag oder Tarsier), faustgroße Affen mit riesigen Augen, die wegen ihrer Größe putzig, wegen ihrer Glupschaugen und knochigen Hände gleichzeitig ziemlich gespenstisch aussehen. Sie sind ausschließlich nachtaktiv und wirken deshalb tagsüber etwas faul, wovon man sich nicht täuschen lassen sollte: sie können trotz ihrer geringen Größe mehrere Meter weit springen. Eine klassische Tagestour auf Bohol schließt den Besuch einer Tarsier-Station mit ein, doch in der Regel nur eine inoffizielle in Loboc, bei der die geschützten Tiere den Touristenhorden ausgesetzt werden. Wer die Äffchen ohne schlechtes Gewissen besuchen möchte, fährt lieber zur Aufzuchtstation in Corella. Ein kleiner Umweg mit großer Wirkung, auf den man bei einer normalen Tagestour bestehen sollte. Falls der Veranstalter sich darauf nicht einlassen will, könnte es helfen, den Verzicht auf eine der anderen Stationen vorzuschlagen, etwa der wenig spektakulären Hängebrücke oder dem Denkmal an die Blutsbrüderschaft des spanischen Missionars Legazpi mit Häuptling Sikatuna.

KOLONIALE WÜRDE

Eine der ältesten Kirchen Asiens steht in Baclayon, wenige Kilometer außerhalb von Tagbilaran, wo sie 1727 von den Jesuiten errichtet wurde. Obwohl nicht unbeeindruckend von außen, liegt die wahre Pracht der Kirche in ihrem inneren, wo man dem Gebäude die Jahrhunderte ansieht, die es im Tropenklima erdulden musste. Grün verwaschene Wände, bröckelnder Putz und  aufgebrochenes Holz nehmen dem Altarraum nichts von seiner Pracht, sondern geben dem Bau eine altersbedingte Würde. In einem Seitenflügel ist ein sehenswertes Museum untergebracht, dass wie der Kirchenraum zur Mittagspause bis 13 Uhr geschlossen bleibt. Die zweitälteste Kirche Bohols steht in Loboc und fällt zunächst auf durch ihren separaten Glockenturm, der etwa 50 Meter entfernt auf der anderen Seite der Hauptstraße steht. Auch sie ist aus Korallenstein und hat im angebauten Kloster ein Museum, das seinen Namen beim Anblick der windschiefen Wände mehr als verdient. Doch neben den historischen Sehenswürdigkeiten ist schon die Fahrt durch die Reisfelder, Nipapalmenplantagen und die gewundene Bergstraße hinauf ins Landesinnere ein Erlebnis. Wieder angekommen im Gewimmel von Tagbilaran tauchen wir ein in die bunte Melange aus asiatischer Gelassenheit, spanischer Lebensfreude und amerikanischen Billboards mit der Erkenntnis, eine weitere Facette Südostasiens erlebt zu haben, die wir so noch nicht kannten. Und verlassen die Insel mit dem Versprechen, bei unserem nächsten Besuch unbedingt weitere Höhepunkte der Visayas kennen lernen zu wollen. Dem liegt ja nun kein Zwischenstopp mehr im Wege.

Alexander Heitkamp


ANREISE CENTRAL VISAYAS Die Inseln Bohol (Tagbilaran) und Negros Oriental (Dumaguete) haben eigene Flughäfen mit Verbindungen von und nach Manila. Von Cebu kann man am besten online Weiterflüge u.a. nach Palawan (Puerto Princesa), Boracay (Caticlan), Iloilo, Davao oder Zamboanga buchen. Cebu Pacific fliegt derzeit als einzige Gesellschaft direkt von Bangkok. www.cebupacificair.com www.philippineairlines.com www.asianspirit.com ANREISE BOHOL Es fahren täglich etwa neun Expressfähren (ca. zwei Stunden) zwischen Cebu und Tagbilaran von drei Reedereien. Ocean Jet ist etwas langsamer (und günstiger) als Weesam Express, vor allem aber sind dort auch die billigen Plätze klimatisiert und schattig. Abfahrtszeiten am Infoschalter im Flughafen! Wer Zeit hat, kann alle Inseln der Central Visayas mit Fähren bereisen, ohne jedesmal nach Cebu zurückkehren zu müssen – Verbindungen gibt es zahlreich, auch zwischen kleineren Häfen.

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