Palmblatthandschriften: Kulturprojekt in Nordthailand

Der Tempel Wat Sung Men in der Provinz Phrae ist für seine umfassende Sammlung historischer Palmblatthandschriften bekannt. Rolf Schulze, Deutscher Botschafter in Thailand, war unlängst vor Ort und berichtet speziell für Thaizeit von seinen Eindrücken.

Botschafter Rolf Schulze:

„Für mich war dies der erste Besuch in der Provinz Phrae und ich bin beeindruckt über die historischen Tempel vor Ort. Eine besondere Rolle spielt der Wat Sung Men für die Bewahrung des außerordentlichen kulturhistorischen Erbes.
Im Tempelmuseum werden Hunderte historischer Palmblatthandschriften sorgfältig aufbewahrt und zeigen den Besuchern, in welchen Gebieten Nordthailands diese spezielle Schreibtechnik verbreitet war. Ich war fasziniert davon, mit welcher Genauigkeit und Handfertigkeit die Mönche im Wat Sung Men auch heute noch diese traditionelle Kunst pflegen und beherrschen".

Deutsches Kulturprojekt

Hintergrund: Die wertvollen Handschriften aus der Lanna-Zeit waren im Rahmen eines deutschen Kulturerhaltprojekts unter Leitung von Prof. Harald Hundiusin in den 90er Jahren gesichtet, gereinigt und verfilmt worden, um eine strukturierte wissenschaftliche Erforschung zu ermöglichen.



Die Realisierung des Projektes erfolgte mit Mitteln des Auswärtigen Amtes in Zusammenarbeit mit der Universität Chiang Mai.

Königliche Würdigung

"Besonders habe ich mich darüber gefreut, dass Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Sirindhorn bei ihrem Rundgang im März 2014 das deutsche Kulturerhaltprojekt zur Erhaltung der Handschriften in Nordthailand gewürdigt hat. In den nächsten Jahren sollen im Rahmen eines neuen Projekts die Handschriften digitalisiert und so einer breiten Öffentlichkeit auch über das Internet zugänglich gemacht werden. Als Botschafter unterstütze ich dieses Vorhaben nachdrücklich. Die Erhaltung von Schriften hat für mich als studierter Sprachwissenschaftler eine ganz außerordentliche Bedeutung.“

Tempel-Museum "Wat Sung Men"

Diese Anlage in der Provinz Phrae gehörte zum Lanna-Königreich, das sich vom 13. bis zum 16. Jahrhundert auf die Region Nordthailand und Laos erstreckte. Buddhistische Mönche hinterließen dort Aufzeichnungen und religiöse Texte in Lanna-Schrift, die in Palmblätter eingeritzt wurden.

 „Für kulturhistorisch Interessierte birgt die gesamte Region im Norden Thailands und auch in Laos wahre Schätze* (Anmerkung der Redaktion: siehe Infobox). Der Wat Sung Men in Thailand, aber auch die Klöster in Laos,  vor allem in Luang Prabang, bieten Einblicke in einen seit Jahrhunderten mit dem Leben der Menschen eng verwobenen Buddhismus. Die Schönheit der Wandmalereien und Buddha-Skulpturen ebenso wie der farbenfroh geschmückten Tempelanlagen fasziniert Reisende aus Deutschland seit vielen Jahren und hat bis heute nichts von ihrem Reiz verloren. Wie in grenznahen Regionen in Deutschland ist auch der grenzüberschreitende Tourismus ein vielversprechendes Konzept in Thailand.“ (AS/NG)

Annette Sévery/Deutsche Botschaft; Fotos: Annette Sévery


Im Museum des Tempels Wat Sung Men können sich Besucher über die Herstellung, Nutzung und regionale Verbreitung der Schriften informieren. Während des Besuchs von Prinzessin Sirindhorn zeigten Mönche, wie die Palmblätter früher beschriftet wurden. Botschafter Rolf Schulze reiste anschließend von Phrae in die Provinz Nan weiter.

*Im Zuge des vom Auswärtigen Amt geförderten Kulturhilfeprojekts wurden in den Jahren 1992 - 2004 ausser in Thailand auch in Laos rund zwölftausend laotische Handschriften auf Mikrofilm (ca. 500.000 Aufnahmen) aufgezeichnet. Ausgewählt aus den Beständen hunderter buddhistischer Klosterbibliotheken, sowie staatlicher und privater Sammlungen aller Provinzen, repräsentieren die auf Palmblatt geschriebenen Texte praktisch das gesamte aus fünf Jahrhunderten überlieferte Schrifttum des Landes.

Weitere Infos (englisch): laomanuscripts.net  

Rolf Schulze / Deutscher Botschafter in Thailand
Deutsche Botschaft Bangkok 
9, South Sathorn Rd., Bangkok 10120
E-Mail (Kulturreferat): Annette.Severy@diplo.de 
Webseite: www.bangkok.diplo.de

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