Lopburi in Thailand: Einblick in eine glanzvolle Zeit

Die ehemalige Königstadt Lopburi bewahrt eine reiche Geschichte in seinen historischen Monumenten.

Lopburi ist weit mehr als eine schläfrige Provinz in Zentral-Thailand, bekannt für seine wunderschönen weiten Sonnenblumenfelder und sein verspieltes Affenvolk. Seine reiche Kultur und Geschichte reicht zurück in das 6. Jahrhundert und hat viele Überreste alter Zivilisationen – die organisierten Stadtrundgänge zu historischen Stätten sind zu beliebten Fremdenverkehrsprogrammen geworden.
Einer der eindrucksvollsten Hinweise, dass einst Könige und ihre Familien in Lopburi lebten, ist der Narai Rachanivet Palast im Stadtbezirk Muang, der von König Narai dem großen von Ayudhya als seine Residenz erbaut wurde. Der Monarch verbrachte dort im 17. Jahrhundert viel Zeit bei der Jagd und Erholung in dieser behaglichen Umgebung. Er hielt sich fast das ganze Jahr in Lopburi auf und kehrte nur während der Regenzeit nach Ayudhya zurück.
Der Narai Rachanivet Palast steht majestätisch auf einem weitreichenden, mehr als 6 Hektar großen Grundstück im Herzen von Lopburi, eingerahmt von den Straßen Ratchadamnern und Pratu Chai; und etwas weiter ist gleich schon der Bahnhof. Der Palast wurde zwischen 1655 und 1677 erbaut, aber bald nach dem Tod von König Narai war Lopburi dem Verfall überlassen. Erst König Mongkut (Rama IV) ordnete den Wiederaufbau des Palastes an und ließ eine neue Thronhalle bauen, die er Phra Narai Ratchanivet nannte. Die Vorderseite der Halle liegt in Richtung Stadtmitte, die Rückseite zeigt auf den Lopburi Fluss.
Unsere Rundreise begann am Somdet Phra Narai Museum, einem dreistöckigen Ziegelgebäude genannt Piman Mongkut Pavillion, der Aufenthaltsstätte von König Mongkut in Lopburi während der Renovierung seines Palastes und drei zweistöckiger Gebäude, genannt Sutta Winitchai Pavillion, Chai Sattrakon Pavillion und Akson Sattrakom. Das Museum steht inmitten eines üppigen tropischen Gartens und hat über 1.864 Ausstellungsstücke, eingeteilt in verschiedenen Kategorien. Einige Stücke im Erdgeschoss erregten mein Interesse, dort wo archäologische Funde aus prähistorischer Zeit in Zentral-Thailand ausgestellt sind. Körperschmuck, Tongefäße, Werkzeuge und Waffen aber auch Artikel für Begräbniszeremonien von vor über 2,500 Jahren sind dort zu sehen. Die meisten Stücke kommen aus Funden in Bezirken von Lopburi und den umliegenden Provinzen. Ein Ausstellungsstück, das viele neugierige Besucher anzieht, ist das Skelett von einem Kind, das mit einem Hund begraben wurde.
Das zentrale Thailand vom 6. bis 9. Jahrhundert ist repräsentiert durch verschiedene religiöse Skulpturen. Hier findet man auch tägliche Gebrauchsgegenstände von Menschen der damaligen Zeit. Andere Ausstellungsstücke zeigen Bruchstücke von Stadtsiedlungen, religiöse Zufluchtsstätten und Abbildungen von buddhistischen und hinduistischen Gottheiten.

Gedenkstätte für könig Mongkut

Der Chantara Phisan Pavillion besteht aus zwei Räumen und präsentiert verschiedene Aspekte aus der Regierungsperiode von König Narai. Schaukästen zeigen buddhistische Manuskripte, Stühle und Fächer für den geistlichen Gebrauch. Nicht zuletzt sehen wir hier den Raum mit der Gedenkstätte für König Mongkut. Er befindet sich im obersten Stockwerk und diente König Mongkut als Schlafgemach – hier befinden sich einige seiner persönlichen Besitztümer, manche davon stammen aus Europa. Nach unserer Tour durch das Museum kamen wir in den äußeren Hofbereich, dort finden wir gegipste Wände mit herzförmigen Grenzmarkierungen in noch ziemlich gutem Zustand. Angrenzend an das Museum ist die Dusit Sawan Thanya Maha Prasat Halle, eine überragende Struktur, worin König Narai hochrangige ausländische Besucher zu empfangen pflegte. Ein Dach ist heute längst nicht mehr vorhanden. In der Vergangenheit war jedoch ein vielschichtiges Gebilde mit langen Gabelverzierungen und architektonischen Einflüssen aus Frankreich und Thailand die Bedeckung über dieser majestätischen Halle. Eine Vielzahl von quadratischen und kuppelförmigen Fenstern und Türen geben diesem Gebäude ein thailändisch-europäisches Aussehen. In der Mitte dieses Raumes empfing der König zu seinen Audienzen. Unweit davon ist die Empfangshalle Tuek Liang Raprong Khaek Mueang, wo die Bewirtung für ausländische Delegationen stattfand. Inmitten eines naheliegenden Parks befindet sich das ehemalige Schatzhaus. Das Gebäude zeigt einen starken französischen Einfluss und ist von einem Graben umgeben. Eine gemauerte Plattform vor der Halle könnte eine Bühne für Theateraufführungen gewesen sein.

Modernes wassersystem

Nicht zuletzt gibt es noch ein Palast-Reservoir, von dem Wasser aus dem Thale Chup Son See mittels Terracotta-Rohren in den Palast und zu den Bürgern Lopburis geleitet wurde. Laut Geschichte wurden diese Wasserleitungen von französischen und italienischen Ingenieuren gebaut. Dann ging es weiter zum Phra Prang Sam Yod nahe der Bahnstation, dem bekannten Wahrzeichen von Lopburi, mit seinen berühmten Affen. Hunderte von Affen in allen möglichen Formen und Gestalten haben diesen Tempel vor vielen Jahren zu ihrem Heim erwählt. Die verspielten oder zum Teil übermütigen Tiere sind in der Zwischenzeit ein Symbol für Lopburi geworden. Die Stadtbevölkerung allerdings ist sich noch nicht einig, was man mit der ständig wachsenden Affenschar tun soll – in der Zwischenzeit fühlen sich diese hier eigentlich ganz zu Hause. Der Tempel von Phra Prang Sam Yod selbst enthält drei atemberaubende Pagoden aus dem 18. Jahrhundert, die den Khmer-Stil darstellen. Gleich nebenan ist der Schrein San Phra Kan, der aus zwei Teilen besteht – der ältere Teil stammt aus der Khmer-Periode und hat die Form von aufeinander gestapelten Laterit-Klötzen. Der neuere Teil enthält eine vierarmige Gottesfigur mit einem Buddha-ähnlichen Kopf. Eine beträchtliche Anzahl von Affen genießen die Opfergaben, die der Gottheit täglich von den Gläubigen dargeboten wird.

Bredget Sadoc, Übersetzung: Veronika Thananan


Früh übt sich …
Heranwachsende als Fremdenführer sind eine Attraktion der historischen Stätten in Lopburi Die kleine Sangtip ist erst elf Jahre alt, macht aber große Gesten, um vor einer Gruppe von Touristen die wichtigsten Stellen eines Massengrabes zu benennen. Sie schien ungerührt angesichts einer Reihe von menschlichen Skeletten und erklärt mit ruhiger Stimme, wie diese archäologische Ausgrabungsstätte entdeckt wurde. „Im Jahr 2000 kamen Menschen aus anderen Distrikten von Lopburi in unser Dorf (Ban Pong Manao im Bezirk Huai Khun Ram) und begannen auf illegale Weise die Erde aufzugraben. Sie plünderten alles, was sie finden konnten” erklärte die Fünftklässlerin, die ein Team von 15 jungen Fremdenführern aus ihrem Dorf leitet. „Glücklicherweise wurden sie von den Dorfältesten gestoppt. In darauf folgenden Jahren haben wir Archäologen von der Silpakorn Universität eingeladen, die eine ordnungsgemäße Ausgrabung eingerichtet haben.” „Seither sind noch zehn weitere Stellen gefunden worden – die Ausgrabungen werden weitergeführt, die Arbeit wird aber von den Dorfältesten genau beobachtet.” Laut Somsuang Buranapong, dem Leiter der Huai Khun Ram Gemeinschaft für die Konservierung von Archäologie- und Naturschätzen, ist Ban Pong Manao eine von mehreren bestehenden und zukünftigen Attraktionen für Touristen, in denen Schulkinder als Fremdenführer im Einsatz sind. Bei Ankunft in Ban Pong Manao kann man einer kurzen Einführung der Kinder zuhören und wird dann weitergeleitet zur nächsten Grabstätte, deren früheste Funde etwa 2.800 Jahre zurückdatiert werden. Somsuan erklärte uns, dass die Fremdenführer meistens zwischen 10 und 11 Jahre alt sind und als Team arbeiten. Jeder lernt einen kurzen Teil der Informationen über die Stätte auswendig und kann sie dann an die Besucher weitergeben. Er erwähnte, dass die Betreuung ein wichtiger Teil dieses Vorganges sei und begleitete sieben der talentierten jungen Schüler bis zu der ersten Stelle der Ausgrabungen, die Teil einer weitläufigen Fläche auf dem Grund von Wat Pong Manao ist. Dieser Tempel liegt auf einer Anhöhe mit Blick auf einen Fluss. Während des Rundgangs verlor Somsuan seine Schützlinge nie aus den Augen und war jederzeit bereit auszuhelfen, wenn sie eine Frage nicht beantworten konnten. Das Massengrab war geschützt durch ein Dach und niedrige Mauern und enthielt Skelette, die meisten waren – wenn man ihr Alter bedenkt – noch in gutem Zustand. Auf dieses Detail wurden wir von einem reizenden achtjährigen Mädchen hingewiesen. Forschungsarbeiten der archäologischen Abteilung der Silpakorn Universität, welche die Ausgrabungen durchführt, führten in vier verschiedenen Teilen der Stätte zu menschlichen Überresten, meist in einer Tiefe von ungefähr 40 Zentimetern. Häufig wurden Tongefäße neben den Knochen gefunden. Einige Ornamente aus Bronze, Werkzeuge aus Eisen und Perlen aus Glas oder Halbedelsteinen wurden ans Tageslicht gebracht. Die Entdeckung von Tonscherben und Teilen von Tierknochen östlich vom Tempel sind für die Archäologen ein Zeichen dafür, dass dies einst eine fest bestehende Siedlung war. Nach unserem Rundgang wurden wir in das Dorfmuseum gebracht, vorbei an Wänden mit Fotos von den verschiedenen Ausgrabungsstadien. Unsere kleinen Führer stellten sich jeder neben einer der versiegelten Glasvitrinen mit Kunstgegenständen auf, denn jedes Kind war geschult worden und konnte die Besucher über den Inhalt aufklären. Am Ende der Führung konnte man für sie ein Trinkgeld hinterlassen, das dankbar entgegengenommen und für die weitere Ausbildung der Kinder verwendet wird. Später am gleichen Tag machten wir Halt im Stadtbezirk bei dem Yat Yang Na Rangsi Bootsmuseum, wo ungefähr hundert alte Schiffe zu sehen sind. Das Museum wurde 1927 erbaut. Das Gebäude, ein Holzbau im Stil der Zentralebene am Ufer des Lopburi Flusses, erhielt 1993 einen Preis für Denkmalpflege. Es wurde 1988 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein kleines Mädchen zerrte an meinem T-Shirt und schaute zu mir auf „Sawadee Kha, ich heiße Duangchan Saengnoi und bin euer Führer, ihr dürft mich Luk rufen. Ich werde mich bemühen, euch über die Boote zu erzählen, die ihr hier heute zu sehen bekommt.” Sie schwieg einen Moment, sicherlich um sich den nächsten Teil ihrer vorbereiteten Rede ins Gedächtnis zu rufen und ich begann, die Informationsschilder an der Wand zu lesen. Bootsbauer im alten Siam verwendeten zwei grundlegende Konstruktionsmethoden: Entweder befestigten sie Bretter an einem zentralen Kiel oder sie teilten einen Baumstamm in zwei Teile und höhlten ihn aus. Die Ausstellungsstücke sind zum Teil bis zu zweihundert Jahre alt und zeigen Beispiele von „Ruea Mart”, einem einfachen Boot, dessen Kiel mit Brettern verkleidet wurde und „Ruea Khem”, einem langen, schlanken und exotisch wirkenden „Nadelboot”, welches für Bootswettfahrten gedacht war und das im Aussehen nicht nur entfernt an ein Kajak erinnert. Hier findet man auch die sogenannten „Ruea Khut”, Einbäume genannt, die aus einem einzigen Baumstamm ausgehöhlt wurden und einst die meistverbreiteten Transportmittel auf dem Wasser waren. Weitere Informationen können Sie erfragen im Fremdenverkehrsbüro von Lopburi
Tel. 036-422-7689 oder per Fax 036-424-4089

Anfahrt
Mit dem PKW
Fahren Sie von Bangkok auf der Schnell-straße Nr. 1 (Paholyotin Road) durch Saraburi nach Lopburi.
Mit dem Bus
Vom Busbahnhof in der Kampaeng Phet Road fahren klimatisierte und nicht klimatisierte Busse mehrmals täglich nach Lopburi. Auskunft unter Tel. 02 936 28-52 bis -66
Mit der Bahn
Ab dem Hua Lampong Hauptbahnhof fahren täglich Züge nach Lopburi. Auskunft unter Tel. 02 220 4334 oder 1690 Für weitere Informationen steht das Fremdenverkehrsamt in Lopburi zur Verfügung, Tel. 0 364 227-68 bis -69

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