Selfie-Etiquette in Thailand: Vorsicht vor Strafen & Unfällen!

Eigentlich sollte man über ein solches Thema nicht schreiben müssen. Offenbar aber doch, denn viele Touristen scheinen nicht zu wissen, was man in fremden Ländern so alles darf, oder auch nicht. Das betrifft auch Selfies! Manchmal enden diese nicht nur mit Strafen, sondern leider mit dem Tod.

Definitiv nicht erlaubt: ein Selfie auf den Steinen von heiligen Stätten wie Tempel oder - wie hier - inmitten kostbarer Mosaiken des Grand Palace in Thailand. Foto/cc: Andrea Schaffer
Am 15. November 2019, passierte es mal wieder auf Koh Samui.
Der 33 Jahre alte Franzose Batien P. wollte am berühmten Na-Muang-Wasserfall ein Selfie machen und stürzte dabei mit den Wassermassen den rund 80 Meter hohen Steilhang hinab. Er war sofort tot und sein Freund hoch oben auf der Klippe musste tatenlos und entsetzt zusehen! 3 Stunden dauerten die schwierigen Bergungsarbeiten.



Sein Tod ist der zweite in vier Monaten am selben Ort und aus demselben Grund, nachdem im Juli ein spanischer Tourist dort verstorben ist. Wie die Polizei bekannt gab, hatte der Franzose die offiziellen Parkwarnungen und eine Absperrung ignoriert. Dies ist nur ein weiteres Beispiel von vielen Unfällen, die ständig bei Selbstaufnahmen passieren.

Der "Selfie"-Wahn geht um

Trauriges Fazit: es dreht sich auf Reisen alles nur noch um sich selbst. Wie schade!

Besonders Thailänder, oder Asiaten im Allgemeinen, scheinen eine besondere Vorliebe für diese Art von eitler Inszenierung zu haben. So ist zum Beispiel das Einkaufszentrum Siam Paragon ein höchst beliebtes Ziel und fast jedes Jahr die Nummer 1 auf Instagram. Speziell auch während der Weihnachtszeit sind die meist atemberaubenden Dekorationen rund um das Emporium, EM Quartier, das Central World und andere "Entertainment"-Treffs ein großartiges Fotomotiv. Das ist auch alles gut und schön.

Gefährliches Fotoshooting

ABER, wie schon eingangs erwähnt: Nicht immer endet das "Posing" frisch, frei und fröhlich für den Hauptdarsteller. Hier ein paar weitere Beispiele:
Vor einigen Jahren hatte eine französische Touristin im Khao-Yai-Nationalpark den Wunsch, sich selbst mit einem Krokodil auf ein Foto zu bannen! Das aufgeschreckte Tier schnappte zu und biss der Frau ins Bein.
Am 3. Juni 2019 wurde eine russische Touristin auf Phuket schwer verletzt, nachdem sie während eines "Selfies" mit Panoramablick über den Patong Beach von einem Felsen gefallen war. Rettungskräfte der "Patong Surf Life Saving" fanden die Frau blutend und mit zahlreichen Wunden übersät vor. Sie hat den Sturz überlebt.

Immer öfter: Selfie-Tod

2018 war - wie letzte Woche - ein Trekking-Fan auf Koh Samui bei einem anderen Wasserfall in den Tod gestürzt. Lokale Zeitungen berichteten vom Unfall eines tschechischen Touristen am Bang Khun Si Waterfall. Kurz nach seinem Selfie rutschte Jiri Barta (32) von der Klippe ab und stürzte 30 Meter tief. Jede Hilfe kam zu spät.


"Warnschilder und Absperrungen durch Seile werden einfach ignoriert", klagte seinerzeit der Untersuchungsbeamte.   Wasserfälle sind sowieso eine unterschätzte Gefahr.
Andere "Selfieholics" haben nicht so viel Glück im Unglück! Wie man auf der Webseite selfie-deaths.com nachlesen kann, endet die Leidenschaft, sich selbst zu fotografieren, eben - wie aktuell geschehen - nicht selten mit dem Tod.
Natürlich passieren diese Fälle nicht nur in Thailand, sondern rund um den Erdball. Aber das südostasiatische Königreich bleibt einer der Top-Spots für Selfies.
Wer sich allerdings auf Bahngleise stellt, der hat mehr als nur Pech wenn der Zug kommt. Genau so ist's geschehen im Februar 2018 (Foto rechts). Das Opfer, Walailak Sukuma (28) starb wenig später in einem Krankenhaus.
So schlimm muss es nicht immer ausgehen. Manchmal muss man allerdings mit einer heftigen Geldbusse rechnen.

Strafe für den, der die Regeln missachtet

Unsere treuen Leser kennen ja sicher unsere Rubrik: "Thaizeit Ratgeber: Do's & Dont's". Hier stehen die gängigen Regeln drin, die man im Gastland beachten sollte. Dass wir diese Liste eigentlich erweitern müssten, wird uns nach und nach klar. Was fehlt, ist der Punkt: "Strafen wegen Selfies".  
Ein paar Beispiele: Im Februar 2018 hatte Thaizeit einen Bericht veröffentlicht, der nicht nur hier auf unserem Portal - sondern landesweit in Thailand - Empörung hervorgerufen hat. 

2 Reise-Bloggerinnen hatten sich wie Top-Modelle am Meeresboden der Surin Islands inmitten eines Riffs "in Pose geworfen" und sich für ein Selfie gegen Steinkorallen gelehnt. 

Interessante Neben-Info: Die gesamte Gegend rund um die Mae Yai Bay ist seit Jahren wegen der fortschreitenden Korallenbleiche geschlossen, damit sich die zerstörten Riffe wieder erholen können. Die Ladies selbst glaubten, sie sitzen "auf einem Stein". Sie wurden daraufhin nicht nur der Blödheit bezichtigt, sondern auch verklagt. 
Auf Korallenriffe zu treten, oder darauf zu posieren, ist unentschuldbar. Es folgte ein Appell an Urlauber: "Bitte helft unseren Korallen". 
Doch nicht nur das: Ob Selfies mit Tigern (man denke nur zurück an den mittlerweile geschlossenen, unsäglichen "Tiger Temple"), Mutproben mit Elefanten oder das Foto mit dem kleinen exotischen - vom Aussterben bedrohten - Äffchen (die oft mit Beruhigungsmitteln sediert sind) - alles ein "no go".
Der Tourist, der so etwas cool findet, trägt damit zur echten Tierquälerei bei.

Hohe Strafe wegen Tempel-Bild

Ein weiterer Aufreger im letzten Jahr: Fünf asiatische Touristen, die im Geschichtspark der alten Königsstadt Ayutthaya eine historische Stätte bestiegen hatten, wurden zu einem Bußgeld von jeweils 5.000 Baht verurteilt.
So geschehen am 1. März 2018. Auf den Fotos, die die zwei Frauen und drei Männer auf Facebook publizierten, sieht man sie vergnügt den weltberühmten und geschützten heiligen Tempel Wat Mahathat erklimmen, oder auf den Steinen sitzen. 
"Diese hätte womöglich beschädigt werden können", so der Leiter des historischen Parks. Ein wenig Respekt kann man doch von allen Urlaubern erwarten, oder nicht? "Wir haben schon genug Probleme durch Wind und Wetter, die unsere Tempel nach und nach zerstören. Um diese zu retten war im letzten Jahr ein deutscher Steindoktor am Werk, der hier Wunder vollbrachte
Immerhin baten die "5 Kletterer" die Geister wegen ihrer "unverantwortlichen Tat" um Entschuldigung, bevor sie zum Provinzgericht abgeführt wurden. Quelle & Foto: Thai PBS
Eigentlich hätten sie daraus lernen müssen, diese Thailand-Touristen. Denn Ende 2017 wurden 2 Amerikaner verurteilt, die vor dem Wat Arun in Bangkok ihre Hintern ins Selfie-Bild streckten und auf Instagram veröffentlichten. 2 Jahre zuvor posierten drei Franzosen in den heiligen Tempelanlagen von Angkor Wat im Nachbarland. Ganz nackt.
Das fanden die buddhistischen Mönche nun wirklich nicht lustig.
Die Franzosen wurden verhaftet und in Kambodscha zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Auch so kann's gehen...

Wichtig: Panoramafreiheit im Ausland?

Den wenigsten Menschen dürfte bewusst sein, dass sie mit ihren online gestellten Bildern von berühmten Wahrzeichen oder heiligen Stätten teure Abmahnungen riskieren, oder sich sogar wegen Verletzung des Urheberrechts strafbar machen. Das gilt übrigens auch in Europa!
Also lieber auf Nummer sicher gehen und zuvor eine Aufsichtsperson oder an der Information nachfragen, ob Fotos erlaubt sind - und in welchem Rahmen und Abstand zum Objekt.

Lesen Sie auch diesen interessanten Thaizeit-Bericht zum Thema: 

>>> Tierschutz Thailand: Finger weg von Souvenirfotos mit Tieren

Nathalie Gütermann

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