Tiger Temple, Kanchanaburi: Aus für die Tiger-Attraktion

Es ist endlich entschieden. Der umstrittene "Tigertempel" in Kanchanaburi muss bis Ende April seine 147 Tiger an die Behörde für Nationalparks übergeben. 

Geplante Schließung des Tigertempels in Thailand

Kanchanaburi, 20.4.2015
Es ist aus und vorbei mit dem "Streichelzoo im Namen Buddhas". Jahrelang hatten Tierschützer geklagt, allen voran die gemeinnützige Organisation Care For The Wild International (CWI), die den Mönchen im Wat Pa Luangta Bua Yanasampanno Tierquälerei, illegale Zucht und verbotenen Handel mit geschützten Tieren vorwarf.
Doch der Versuch der thailändischen Behörden, sich den Raubkatzen anzunehmen, scheiterte in der Vergangenheit. Der Tempel hatte zwar noch nie eine Konzession zur Tigerhaltung, doch man hatte offenbar keine Möglichkeit, die Tiere andernorts unterzubringen.

Seit Sonntag, 19. April ist dies nun anders. Nipon Chotiban, Chef des "Department of  National Park, Wildlife and Plant Conservation" (Abteilung der Nationalparks, Tierwelt und Pflanzen) hat die Verantwortlichen des Tigertempels aufgefordert, die 147 Raubkatzen bis Freitag an die Nationalpark-Behörde zu übergeben.  Sollten die Mönche dieser Aufforderung nicht nachkommen, würden die Tiere von Polizei und Militär beschlagnahmt.  Ein Jahrzehnt lang war der Tiger Temple in Kanchanaburi eine Touristenattraktion. Was ursprünglich als Heim für herrenlose Tiger vorgesehen war, entwickelte sich schnell zu einem lukrativen Geschäft. Urlauber pilgerten zum "Tiger Canyon" und bezahlten 300 Baht, um einen echten Tiger zu streicheln und sich für 1000 Baht mit der Raubkatze fotografieren zu lassen. Kaum einer scherte sich darum, dass die angeketteten Tiere in winzigen Käfigen gehalten oder für die Fotosessions "gefügig" gemacht wurden.

Hoffentlich ist es nun endlich Vorbei mit der Tierquälerei. "Die Tiger werden ab nächster Woche in zwei Wildtiergehege in der Provinz Ratchaburi untergebracht", so Nipon Chotiban. "Dort werden sie artgerecht gehalten und von Tierärzten und Pflegern betreut".

Ob die Übergabe allerdings problemlos erfolgt, wird sich zeigen, denn die Mönche des "Tiger Temple" wehren sich mit allen Mitteln, um die Herausgabe "ihrer Tiger" zu verhindern.

Tigeraufzucht im Tempel

Es war einmal ein Tigerbaby, das hatte seine Mutter an einen Wilderer verloren. Man brachte es zu einem Tempel, dessen Vorsteher das kleine Tigerchen behutsam aufzog. Ihm erging es in diesem Tempel nahe dem Dschungel so gut, dass die Leute noch ein oder zwei weitere verlassene Tigerbabys zu den Mönchen brachten. Auch als die Tiger zu stattlichen Jungtieren heranwuchsen, waren sie immer noch so zahm, dass sie den Menschen nie etwas zu leide tun würden. „Die Obhut der Mönche, ihre Gesänge und Gebete haben die wilden Tiger zahm gemacht!“ sagten die Leute und es pilgerten immer mehr Menschen von Nah und Fern zum Tiger-Tempel, um die glücklichen Tiere zu sehen, anzufassen und sich an so viel Glück zu freuen ...
Soweit das Märchen des Wat Pa Luangta Bua Yannasampanno im Kanchanaburi-Distrikt, besser bekannt als Tiger Temple. Dass es so zumindest heute nicht mehr der Wahrheit entspricht, hat vor ein paar Wochen die gemeinnützige Organisation Care For The Wild International (CWI) in einem 25-seitigem Bericht ausführlich dokumentiert. Der Report stützt sich auf mehrjährige Untersuchungen von eingeschleusten Mitarbeitern, die dort als Tierpfleger arbeiteten und so einen Einblick in den Alltag der Raubkatzen gewinnen konnten. Die Vorwürfe von CWI aus den gewonnenen Erkenntnissen lauten nicht nur auf Tierquälerei, sondern auch auf illegale Zucht und verbotenen Handel mit geschützten Tieren.

LEICHTFERTIGE TOURISTEN

Kritisiert wird auch die leichtfertige Gefährdung unzähliger Touristen einschließlich kleiner Kinder, die dort auf Bauch und Rücken der ausgewachsenen Raubkatzen für Urlaubsfotos posieren. Nicht ohne vorher eine Verzichtserklärung auf der Eintrittskarte unterschrieben zu haben: „Falls etwas passiert, haben Sie die Schuld – nicht der Tiger“ erklärt eine Reiseleiterin ihrer Gruppe vor dem Eingang zum Tempel. Im Inneren laufen die harmlosen Tigerbabys frei unter die Zuschauer, die für Fotos mit den ihnen Schlange stehen. Noch länger ist die Wartezeit im Tiger-Canyon wo immer nur ein Besucher zur Zeit hinter die Absperrung darf – eine Wäscheleine – um mit dem Tier zu posieren. „Ich habe hier zehn Tiger ohne Ketten. Kleine Leute wirken auf die besonders anziehend. Bitte gehen sie nach hinten“, sagte ein Helfer freundlich zum Vater neben uns der mit seinem Kleinkind ganz vorne an der Absperrung stand. Auf Handzetteln und einer eigenen Internetseite beschreibt sich der Tempel als Heim für herrenlose Tiger, die ansonsten keine Überlebensmöglichkeit hätten. Dies mag anfangs so gewesen sein, doch längst sprechen alle Indizien dafür, dass der Tempel heute eigens Tiere züchtet. Und mit einer Farm im benachbarten Laos austauscht um ausreichend Tiere für seine tägliche Touristenshow zur Verfügung zu haben. Ein lukratives Geschäft bei etwa 500 Besuchern am Tag, die jeweils 300 Baht (sechs Euro) Eintritt bezahlen und weitere 1.000 Baht (20 Euro) für eine Fotosession. Viel Geld in Thailand, doch für das „unglaubliche Gefühl, einem echten Tiger gegenüber zu stehen“, wie eine amerikanische Touristin sagt, nur ein kleiner Obolus.

FREILASSUNG KEINE OPTION

Aufkeimenden Zweifel an der Haltung der Tiere in ihren kleinen Betonparzellen versuchte der Tempel offenbar bereits vor einigen Jahren zu ersticken, indem er den Bau einer von einem Wassergraben umgebenen Tigerinsel ankündigte. Dort sollen die Tiere für ihre zukünftige Auswilderung vorbereitet werden. Abgesehen davon, dass die Abmessung der Insel nach internationalen Richtlinien maximal für drei Tiere Platz bieten würde, ist eine Freilassung der Tiger in die Wildbahn nach Erkenntnis internationaler Studien „keine realistische Option, da die Raubkatzen durch ihre Gewöhnung an den Menschen eine Gefahr für sich selbst, die Bevölkerung und Nutztiere darstellen würden“, klärt Guna Subramaniam uns auf, Leiter der CWI in Südostasien: „Es gibt mindestens dreimal mehr Tiger in Gefangenschaft als in freier Wildbahn. Wer wirklich die Art erhalten will, muss dafür sorgen, dass der Tiger sich in Freiheit fortpflanzen kann, nicht im Käfig.“ Erstaunlich bleibt die Tatsache, dass es trotz der Hundertschaften an Besuchern jeden Tag bisher tatsächlich keine größeren Zwischenfälle gab, bei denen Touristen von den Tigern ernsthaft verletzt wurden. Ist doch etwas dran an der kitschigen Vorstellung, der buddhistische Alltag im Kloster mache die Tiere friedliebend? Die Antwort ist ernüchternd: „Unsere Fahnder haben festgestellt, dass die Fügsamkeit der Tiger durch eine rücksichtslos erzwungene Dominanz der Pfleger erreicht wird“, berichtet Guna Subramaniam: „Die Tiere werden regelmäßig gequält und missbraucht, um sie gefügig zu machen. Dies geschieht unter anderem durch Schlagen mit Holzbohlen und Quetschen der Hoden. Die Tiger sind angstgesteuert.“ Bekanntlich ist es mit dem Tierschutz in Asien nicht weit her und die Mönche verhalten sich wahrscheinlich nicht brutaler als es Usus ist in diesem Teil der Welt. Doch muss der Tempel sich die Frage gefallen lassen, warum die ausgewachsenen Tiger rund 20 Stunden des Tages in ihre wenige Quadratmeter großen Parzellen gepfercht werden. Mit den Touristeneinnahmen hätte man längst bessere Bedingungen schaffen können. Ein Versuch der thailändischen Behörden sich den Raubkatzen anzunehmen scheiterte in der Vergangenheit, so Guna Subramaniam: „Der Tempel hat zwar keine Konzession zur Tigerhaltung oder Zucht. Doch man sah keine Möglichkeit die Tiere andernorts unterzubringen und erlaubte dem Tempel so, sie zu behalten. Unter der Auflage, keine Tiger zu züchten.“ Woran er sich laut CWI nicht hält.

NEUES HEIM BEREITS VORGESCHLAGEN

Immerhin: Die Behörden hätten bereits eine bestehende Regierungseinrichtung als neues Heim vorgeschlagen. Und tatsächlich gibt es andere Einrichtungen, die das Wohl der Tiere in den Vordergrund stellen. Wie so oft ist aber vor allem die Verantwortung des Einzelnen gefragt. Oder die der Unternehmen: Ein dänischer Reiseveranstalter hat den Tempel nach Veröffentlichung des Berichts aus seinem Programm genommen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht keine leichte Entscheidung, ist der Tempel doch die zweitgrößte Attraktion der Region nach der Brücke am Kwai.

Befreiung der Tiger

Es ist vollbracht! Alle 149 Tiger sind nach knapp einer Woche aus dem "Tiger Temple" entfernt worden und haben nun im Khao-Son-Wildtierzentrum im Ratchaburi ein neues Zuhause gefunden.
Der "Wat" ist ab sofort für die Öffentlichkeit geschlossen.
Hüten Sie sich deshalb unbedingt vor Reiseveranstaltern, die weiterhin Touren zum Tigertempel anbieten! 

Horror-Funde 

Das makabere Treiben der Mönche ging viel weiter als ursprünglich vermutet. Nach dem Fund der 40 toten, eingefrorenen Tigerbabys (Infos im Text unten vom 2. Juni 2016) wurden neue grausige Fundstücke beschlagnahmt. Darunter weitere 50 tote Neugeborene, konserviert in mit Formaldehyd aufgefüllten Einweckgläsern (... die Fotos ersparen wir Ihnen!)
...sowie Skelette, unzählige Tigerfelle und Amulette mit Tigerzähnen und Krallen.
Die Funde sprechen dafür, dass die Mönche tatsächlich in einen weltweiten illegalen Wildtierhandel involviert sind bzw. waren. Unterdessen ist der Abt des Tempels, Phra Sutthi Sarathera ("Luang Ta Chan") untergetaucht. Gegen ihn und weitere 20 Verdächtige hat die Polizei nun Anklage wegen unbefugter Haltung und Handel mit geschützten Wildtieren sowie Schmuggel von Tigerfellen erhoben.
Der Fall hat weltweites Aufsehen erregt.


Es ist zum heulen und macht sprachlos, was sich im Wat Pha Luang Ta Bua Yannasampanno in der Provinz Kanchanaburi, westlich von Bangkok, in den letzten beiden Tagen abspielte. Wir kommen gleich zu den traurigen Tatsachen. 
Sie kennen sicherlich diesen Tempel, bekannt als der "Tiger Temple", oder Sie haben zumindest Fotos davon gesehen. Denn dieser Ort ist wegen den vermeintlich "frei" herumlaufenden Tigern ein Magnet für Thailand-Besucher! Doch nach schweren Vorwürfen, dass die Tiere angekettet in winzigen Käfigen gehalten oder für Foto-Sessions mit Drogen "gefügig" gemacht werden, reagierten die verantwortlichen Stellen. 

Doch seit April 2015 versuchten Polizisten erfolglos, die Raubkatzen zu beschlagnahmen und diese an die Behörde für Nationalparks zu übergeben. Die Mönche, die nie eine Konzession zur Tigerhaltung hatten, wehrten sich extrem - und leider wurde ein alternatives, artgerechtes Zuhause für die Tiere nicht sofort gefunden. 
Doch nun endlich griff die Militär-Regierung hart durch. Gestern wurden die ersten Raubkatzen abtransportiert; im Laufe der Woche sollen alle Tiger aus dem Pa Luangta Bua-Tempel verschwinden, berichtete die Tagezeitung "The Nation". Die Tiere sollen in staatliche Zuchtprogramme verlegt  und fortan von Tierärzten und Pflegern betreut werden.    

Entsetzliche Entdeckung

Dann das große Grausen! Während der "Razzia" wurden 40 tote, eingefrorene Tigerbabys  in einer Futter-Kühltruhe gefunden. Außerdem auch ein toter Bär sowie die Hörner verschiedener Tiere. Selbst die hartgesottenen Polizeibeamten und Mitarbeiter der Naturschutzorganisation "Wildlife Friends Foundation" waren angesichts dieses Horror-Funds sprachlos vor Entsetzen. Einige hatten Tränen in den Augen!
"Offenbar haben diese Kadaver für die Mönche einen Wert. Doch welcher dies sein kann, ist uns allen unklar", sagte ein Sprecher des WFF. "Teile sollten wohl für den Schwarzmarkt verkauft werden".

Raubtiere: Magnet für Touristen

Die Mehrheit der Raubkatzen sind Bengalische Tiger, die für Touristen aus aller Welt seit über einem Jahrzehnt eine beliebte Attraktion waren, wenn sie schläfrig durch den "Tiger Canyon" auf dem Tempelgelände tigerten. 600 Baht verlangten die "geschäftstüchtigen" Männer in Orange für den Eintritt. Doch löhnten die meisten Besucher weitere 1000 Baht, um einen echten Tiger zu streicheln und sich mit ihm fotografieren zu lassen.
Thaizeit berichtete mehrfach darüber, dass es in diesem "Streichelzoo im Namen Buddhas" nicht mit rechten Dingen zugeht. Dann wurde es offiziell bestätigt: Tierquälerei mit geschützten Tieren war über Jahre der größte Vorwurf. Im Januar 2016 erhob die Zeitschrift National Geographic ebenfalls schwere Anschuldigungen gegen die Mönche: Sie sollen Tiger für den Schwarzmarkt gezüchtet und verkauft haben.   Der aktuelle Gruselfund scheint Beweis genug zu sein, denn nun ist endlich Schluss mit lustig!
Den "Tiger Temple", den viele Touristen so liebten, ist mit Recht um seine tierische Attraktion beraubt worden. Und diese nun folgenden 10 Bilder sind hoffentlich für immer und ewig "Vergangenheit"... (NG) 
Alexander Heitkamp


Tiger Temple Kanchanaburi www.tigertemple.org
Care For The Wild International www.careforthewild.org

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