Vietnam Special:

Einmal Vietnam und zurück

Facettenreich und faszinierend: Spektakuläre Berglandschaften, attraktive Küstenregionen und historische Städte. Unzählige Möglichkeiten, die Schätze von Vietnam zu erkunden. THAIZEIT begab sich auf eine Small-Budget-Reise.


Mopeds rasen über Kreuzungen, gekonnt balancieren alte Frauen die Bambusstangen vollgepackt mit Obst und bahnen sich ihren Weg durch die laut hupenden Autos. Vietnam scheint immer in Bewegung zu sein. 
„Der Krieg liegt hinter uns. Keiner spricht mehr darüber. Die Regierung möchte, dass wir optimistisch in die Zukunft blicken“, wird mir später der Reiseleiter Jackie, ein 63-Jähriger Vietnamese, der selber im Krieg gedient hat, erzählen. „Wir streben nach einem besseren Leben und arbeiten auch fleißig dafür – sieben Tage die Woche. Wir wollen nicht mehr daran denken, wie schlecht es unserem Land über Jahrzehnte ging“, erklärt Jackie. „Auch unsere Kinder möchten nichts mehr davon wissen, was in der Vergangenheit geschah. Sie lieben es Karaoke zu singen und wünschen sich nichts sehnlicher als ein eigenes Moped“.
Ich setze meine Tour fort und laufe entlang der vielen kolonialen Bauten, denen Saigon den Namen „Paris des Ostens“ verdankt. Ich passiere die Notre-Dame-Kirche und den geschichtsträchtigen Wiedervereinigungspalast. Hier endete am 30. April 1975 der Vietnamkrieg, nachdem die nordvietnamesische Armee das gusseiserne Tor zum Gelände durchbrach. Der damals gerade zum Präsidenten ernannte General Duong Van Minh erklärte daraufhin die Kapitulation. Wenig später sollte bereits die rote Flagge mit dem goldenen Stern auf dem Dach wehen.

Paris des Ostens

Außer mir sind kaum Touristen unterwegs. Die Fahrer der unzähligen Cyclos – kleine Fahrradrikschas, die das Stadtbild Saigons prägen – wittern das Geschäft mit einer Europäerin und versuchen, mir eine günstige Fahrt ins Nirgendwo zu verkaufen. Doch ich laufe unbeirrt weiter und lasse mich von der Masse in Richtung Ben-Than-Markt ziehen. Unbekannte Gerüche strömen mir entgegen, Händler rufen mir hinterher. Immer wieder drücken Sie mir ihre Ware in die Hand, in der Hoffnung, ein gutes Geschäft machen zu können. Von Schuhen über Lebensmittel bis hin zu Zahnbürsten gibt es auf dem 13,000 m2 großen Markt alles, was man benötigt – oder eben auch nicht. Mopeds rasen über Kreuzungen, gekonnt balancieren alte Frauen die Bambusstangen vollgepackt mit Obst und bahnen sich ihren Weg durch die laut hupenden Autos. Vietnam scheint immer in Bewegung zu sein. „Der Krieg liegt hinter uns. Keiner spricht mehr darüber. Die Regierung möchte, dass wir optimistisch in die Zukunft blicken“, wird mir später der Reiseleiter Jackie, ein 63-Jähriger Vietnamese, der selber im Krieg gedient hat, erzählen. „Wir streben nach einem besseren Leben und arbeiten auch fleißig dafür – sieben Tage die Woche. Wir wollen nicht mehr daran denken, wie schlecht es unserem Land über Jahrzehnte ging“, erklärt Jackie. „Auch unsere Kinder möchten nichts mehr davon wissen, was in der Vergangenheit geschah. Sie lieben es Karaoke zu singen und wünschen sich nichts sehnlicher als ein eigenes Moped“. Ich setze meine Tour fort und laufe entlang der vielen kolonialen Bauten, denen Saigon den Namen „Paris des Ostens“ verdankt. Ich passiere die Notre-Dame-Kirche und den geschichtsträchtigen Wiedervereinigungspalast. Hier endete am 30. April 1975 der Vietnamkrieg, nachdem die nordvietnamesische Armee das gusseiserne Tor zum Gelände durchbrach. Der damals gerade zum Präsidenten ernannte General Duong Van Minh erklärte daraufhin die Kapitulation. Wenig später sollte bereits die rote Flagge mit dem goldenen Stern auf dem Dach wehen.

Tunnel voller Schrecken

Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg zu einem der interessantesten Ausflugsziele Vietnams: Den etwa 70 Kilometer nordwestlich von Ho-Chi-Minh-Stadt gelegenen Cu Chi Tunneln. Diese und die Viet Cong, die dort lebten, wurden zu dem Symbol des vietnamesischen Widerstandes überhaupt. Zwei rekonstruierte Bereiche sind ein eindrucksvoller Beweis dafür. Jackie, unser Reiseleiter, zeigt uns primitive und dennoch furchtbar effektive Fallen, die die Viet Cong zur Abwehr gegen die Amerikaner verwendet haben. In einer Untergrundküche probieren wir Grüntee und gekochten Maniok. Dann kriechen wir durch die engen Tunnel der Viet Cong. Nichts für Klaustrophobiker. Es fällt mir schwer zu atmen oder überhaupt etwas zu sehen. Schnell hole ich meine Handy-Taschenlampe raus, um wenigstens die Angst vor der Dunkelheit in dem Tunnel zu bekämpfen. Während ich durch den scheinbar endlos langen Tunnel krieche, frage ich mich, wie die Viet Cong hier jahrelang essen, schlafen und leben konnten. Meine Gedanken werden wieder klarer, als ich endlich das Tageslicht erblicke. Der Ausgang aus dem Untergrund. Stolz, eine so lange Strecke zurückgelegt zu haben, bringt mich Jackie schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Nur sechs Meter bin ich unterirdisch gekrochen. Für mich eine halbe Ewigkeit. Im Anschluss an diese Anstrengung kann der geneigte Besucher noch seine Zielgenauigkeit auf einem Schießstand testen. Von der Kalaschnikow, über ein Maschinengewehr bis hin zur Schrotflinte ist alles im Angebot und für 100 US-Dollar ein wahres Schnäppchen. Mir ist nach der Zurschaustellung diverser Kriegsgräuel aber nicht nach paramilitärischen Schießübungen. Wissend, dass hier unzählige Menschen ums Leben gekommen sind, bereitet mir der Krach nichts als Bauchschmerzen. Nach diesem erschreckenden und zugleich interessanten Ausflug lohnt sich ein Besuch in dem Museum für Kriegsrelikte, dem meistbesuchten Museum Saigons. In dem einstigen Gebäude der U.S. Information Agency werden durch erschütternde Fotos die Gräuel des Krieges dokumentiert. Spätestens bei den Abbildungen von durch den Einsatz von Entlaubungsmitteln missgebildeten Föten und nachgestellten Kriegsszenen wird deutlich, wie stark der Krieg und seine Folgen auch heute noch das vietnamesische Bewusstsein prägen müssen. Hiervon sollte man sich am besten selbst ein Bild machen.

Sonne tanken in Nha Trang

Noch ganz benommen von den Eindrücken aus dem Museum fahre ich abends im Nachtbus weiter nach Nha Trang. Nicht der komfortabelste Weg, um in Vietnam voran zu kommen. Es spart jedoch Zeit, da man nachts weite Strecken zurücklegt. Nach zwölf Stunden wenig erholsamen, dafür nervenaufreibenden Stunden endlich in Nha Trang angekommen, geht’s sofort zur Abkühlung und Entspannung an den Strand. Der traumhafte Ausblick aufs Meer entschädigt die Strapazen der vergangenen Nacht und schafft einen bemerkenswerten Kontrast zu den Erlebnissen aus Saigon. Am nächsten Tag wird es dann noch touristischer. Mit vielen anderen Euopäern mache ich eine Bootstour zu vier verschiedenen Trauminseln. Hier kann man in türkisblauem Meer schnorcheln oder auf Deck einfach einmal die Seele baumeln lassen. Gut erholt und sonnen gebräunt, geht es abends erneut in den Nachtbus. Diese zwölf Stunden lange Fahrt soll mich in die Vergangenheit von Vietnam entführen. In Hoi An laden enge, sandige Gassen zum Schlendern und die Märkte zum Shoppen ein. Inzwischen ist Hoi An nicht nur Vietnams Hochburg des Kunsthandwerks; die Altstadt gehört sogar seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eine besonders typische kulinarische Spezialität in Hoi An sind Cao Lau: Reisnudeln mit Schweinefleisch, Sojasprossen, Croutons und Kräutern in einer Brühe.

Reise in die Vergangenheit

In der Altstadt südlich der Hauptstraße Tran Phu findet man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Darunter auch: Die japanische Brücke, ein beliebtes Fotomotiv und das Symbol von Hoi An. Wer Entspannung sucht, kann eine Bootsfahrt auf dem Thu-Bon-Fluss machen oder sich am Cua-Dai-Strand an heißen Tagen abkühlen. Etwa 40 Kilometer von Hoi An entfernt liegt eine weitere UNESCO-Weltkulturerbestätte: Die Ruinenstätte My Son. Hotels und Reisebüros verkaufen Halbtages-Touren für 4 US-Dollar. Die Tempelstadt ist nach dem Berg My Son, übersetzt „der Schöne Berg“, benannt. Als das wichtigste religiöse Zentrum des Reisbauernvolkes Cham gelten die bereits im 4. Jahrhundert erbauten Heiligtümer. Hier brachten sie dem hinduistischen Gott Shiva Opfergaben dar, um das Reich unter seinen Schutz zu stellen. Übrig geblieben sind heute noch rund 70 Tempel. 1999 wurde My Son zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt, weil die Tempelstadt unter anderem den Einfluss der hinduistischen Architektur auf Südostasien symbolistert.

Willkommen in der Kaiserstadt

Eine weitere fünfstündige Busfahrt entführt mich in die letzte Kaiserstadt Vietnams. Hue zieht mich vom ersten Tag in ihren Bann. Kultur- und Architekturinteressierte kommen hier auf ihre Kosten. Die purpurne Stadt teilt sich in drei Bereiche ein: Die äußere Zitadelle, in der heute rund 50.000 Bewohner leben, die innere Zitadelle, die Königsstadt, und innerhalb der Königsstadt die Purpurne Verbotene Stadt. Die innerste Zitadelle wurde nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking gebaut und 1993 zum UNSESCO-Weltkulturerbe erklärt. Mit einem Cyclo kann man entspannt an den Fluss gebracht werden und dort eine Fahrt auf einem der Drachenboote machen. Vom Fluss hat man einen schönen Blick auf die Stadt und kann bis zu den Königsgräbern fahren.

Stadt des aufsteigenden Drachen

Nach einer letzten 15-stündigen Nachtbusfahrt komme ich bei Regen um 6 Uhr morgens in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams, an. In der Altstadt laden zahlreiche Läden zum Shoppen ein – Kleidung aus Seide oder Leinen und schöner, selbstgemachter Schmuck. Neben den tollen Einkaufsmöglichkeiten gehört es zum Pflichtprogramm, sich das Ho-Chi-Minh Museum anzuschauen. Denn der von den Vietnamesen liebevoll „Uncle Ho“ genannte, einstige Präsident und Landesvater Ho Chi Minh ist auf Fotos im Land allgegenwärtig. Das Mausoleum ganz in der Nähe des Museums ist nur morgens geöffnet und wer sich den aufgebahrten Ho Chi Minh in einem gläsernen Sakrophag anschauen möchte, sollte besser früh aufstehen, um noch hineingelassen zu werden. Im Eingangsbereich steht ein berühmter Spruch des Landesvaters: „Es gibt nichts wertvolleres als Unabhängigkeit und Freiheit.“ Als ich später im Bus sitze, geht mir der Satz wieder durch den Kopf. Einer der letzten Wünsche „Uncle Ho‘s“ war, dass seine Asche über das ganze Land verstreut wird. Stattdessen liegt er nun im Khakihemd, ständig von vier Soldaten bewacht, in seinem eigenen Mausoleum. Irgendwie traurig – diese letzte Freiheit hat man ihm nicht gelassen und ihm seinen Wunsch verwehrt. Wenigstens ein anderer Wunsch von ihm ist wahr geworden: Vietnam ist wieder frei und unabhängig. Ein lautes Hupen reißt mich aus den Gedanken. Wir sind angekommen. In Halong Bay. Endlich. Das absolute Highlight und der krönende Abschluss der Reise. Egal zu welcher Tageszeit – die Kulisse ist immer wunderschön. Halong ist das vietnamesische Wort für herabsteigender Drache. Der Name geht auf die Ursprungslegende zurück: Der Jadekaiser hatte eine Drachenmutter mit ihren Kindern beauftragt, die Bewohner vor Angreifern zu beschützen. Die Drachen haben dann Perlen ausgespien und so sind 1.969 Kalkfelsen entstanden. 1994 wurde die Bucht von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Eine Übernachtung auf einem der Boote in der Halong-Bucht lohnt sich, da es auch nachts wunderschön ist die Bucht und die vielen kleinen beleuchteten Boote zu sehen. Eine Besichtigung der Tropfsteinhöhlen und eine Kajaktour stehen meistens mit auf dem Programm.

Der herabsteigende Drache

Die größte Insel in Halong ist das Cat-Ba-Archipel. Die Insel ist bekannt für die schönsten Strände im Norden Vietnams. Es lohnt sich mit dem Boot nach Cat-Ba zu reisen, da der Anblick wegen der grünen Berghänge und der vielen Hotels an eine kleine Ausführung von Hong Kong erinnert. Für Abenteuerliebende ist der Aufstieg auf den 215 Meter hohen Berg Ngu Lam ein Muss. Es gibt zwei Wege zum Ziel: Der schwere, aber kurze oder der leichte, aber lange. Ich kann nicht anders und entscheide mich trotz des starken Regens der vergangenen Nacht und der damit verbundenen glitschigen Wege für den Schweren. Einen Sturz, zahlreiche blaue Flecken und ein Paar schlammige Turnschuhe später, entschädigt mich ein wunderschöner Ausblick über die Insel für diese Strapazen. Alles scheint nun vergessen. Nur ich und die Natur. Die anderen ebenfalls vollkommen aufgelösten Touristen, die an ihren Wasserflaschen hängen und sich mit Schweißperlen im Gesicht auf den Abstieg vorbereiten, blende ich aus. Bevor ich den Berg wieder hinuntersteige, atme ich tief durch. Das war sie – meine Reise durch Vietnam. 1.600 Kilometer habe ich in der Zeit zurückgelegt. Etwas wehmütig beginne ich den Abstieg.

optimistisch in die Zukunft

Was bleibt, wenn ich an Vietnam zurück denke? Die wunderschöne Landschaft, dieser unheimliche Tatendrang der Vietnamesen, der optimistische Blick in die Zukunft und gleichzeitig die Bescheidenheit und Freundlichkeit der Menschen. Ein Land, das gegensätzlicher nicht sein könnte und in dem jeder findet, was er sucht – ganz egal ob Strandurlaub in Mue Ne oder Nha Trang, Wellnessurlaub in den zahlreichen Luxusressorts oder Erlebnisurlaub im Dschungel. Ein Reiseland, das immer mehr Besucher in seinen Bann zieht und der Grund, warum auch ich zurückkehren werde.

Katarina Trost


Klima Zwischen Mai und Oktober unterliegt Vietnam dem Südwestmonsun. In dieser Zeit kommt es immer wieder zu Regenfällen. Zwischen Oktober und April herrscht der Nordostmonsun und die damit etwas kühlere Trockenzeit. Anreise / Verkehrsmittel Flugzeug AirAsia fliegt zweimal täglich nach Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt, Bangkok Airways fliegt mehrmals wöchentlich von Bangkok nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Für längere Strecken innerhalb Vietnams ist Vietnam Airlines zu empfehlen. Bahn Die Züge sind häufig veraltet. Man sollte auf jeden Fall die Soft Sleeper in den klimatisierten Abteilen wählen. www.seat61.com und www.vr.com.vn Bus Private Open-Tour-Busse sind relativ komfortabel und trotzdem preisgünstig. Ein Open-Bus-Ticket von Hanoi nach Saigon kostet etwa 1.000 Baht. Die Fahrt ist in Teilstrecken unterteilt und man kann selber entscheiden, wie lange man in welchem Ort bleiben möchte. 

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