Musenküsse in Bangkok:

Das Hotel Muse

"Zurück zur guten alten Zeit", heißt das Motto des zauberhaften Hotel Muse in Bangkok. Hier wird kosmopolitischer Schick perfekt mit dem goldenen Zeitalter von Asien verquickt. Inspiriert wurden die Macher von König Rama V., der als Freund Europas und Reformer Thailands in die Geschichte einging.


Bangkok, 10. August 2011
Eine Hitzewelle verschlingt Bangkok, doch Bodo Klingenberg, Generaldirektor des  Hotel Muse, tritt trotz der hohen Temperaturen formvollendet auf. Im massgeschneiderten dunkelblauen Blazer, mit tadellos gebundener Krawatte und klassischen Manschettenknöpfen kommt mir der hochgewachsene Mann im Staub einer riesigen Baustelle entgegen - vom Scheitel bis zur Sohle das Bild eines eleganten Gentleman der alten Schule. Sein Look passt perfekt zum Konzept des Hauses, das in wenigen Wochen in der Langsuan Road eröffnet wird.


Der Erfolg ist vorprogrammiert, denn Nostalgie liegt weltweit voll im Trend. Auch in Bangkok werden mehr und mehr edle Restaurants und Gästezimmer in historischen Gebäuden untergebracht, man denke zum Beispiel an den Praya Palazzo oder die königlichen Chakrabongse Villas am Flussufer. Doch diese Nobelherbergen sind eher etwas ab vom Schuss und nur wenigen Insidern bekannt.
Ganz neu, ganz schick, ganz hip und noch dazu perfekt gelegen ist das Muse Hotel ganz in der Nähe der BTS Chidlom. Zum Zeitpunkt meines Besuchs bekommen die Räumlichkeiten gerade ihren letzten Schliff, die ersten Möbel sind angeliefert und im September ist das Soft Opening geplant.
In Bangkok ist es  neben dem charmanten Vie Hotel das zweite Wohlfühl-Hotel aus der erlesenen MGallery Collection der französischen Hotelgruppe Accor. Jedes Boutique-Hotel aus dieser Kollektion zeichnet sich durch seine Geschichte, eine erstklassige Lage oder ein ganz spezielles Ambiente aus. Das Muse weckt bewusst Erinnerungen an die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals, als sich Europa nach den Kreigswirren im Glückstaumel befand und auch Amerika boomte.

Luxushotel mit Jahrhundertwendeflair


„Der Name unseres Hotels geht auf die Musen in der griechischen Mythologie zurück“, erklärt mir der gebürtige Kölner Bodo Klingenberg, der seit seinem Antritt als General Manager Anfang des Jahres täglich aufs Neue herausgefordert wird. „Ursprung ist die antike Vorstellung, dass Eingebungen und das Denken nicht selbst entwickelt, sondern von Göttinnen eingehaucht werden. Musen sind also sinngemäss die Inspirationsquelle für die Menschen ...”.
Offenbar wurde auch der 49-jährige Deutsche im Muse von der Muse geküsst, denn er sprüht nur so vor kreativen Ideen. Noch bis vor Kurzem folgte die Hotelbranche den Wünschen einer jungen kreativen Generation und entwarf vor allem moderne, minimalistische Designs. „Das hat sich jetzt geändert”, sagt Bodo Klingenberg. Er ist der erste Hotelmanager in der Weltmetropole Bangkok, der nun mit einem „nostalgischen” Konzept an den Start geht. Verstaubt und altmodisch? Keineswegs! Altbewährt? Absolut! „Wir schöpfen unsere Inspiration aus dem goldenen Zeitalter des Reisens”.

Wie herrlich! Nur allzu gerne lasse ich mich auf eine Reise in die Vergangenheit entführen, denn ich selbst geniesse seit jeher die Hinwendung zu den tempi passati. Ich stehe damit nicht alleine da. Sozialforscher haben herausgefunden dass mehr und mehr Menschen dieses undefinierbare Gefühl des Heimwehs nach der „guten alten Zeit” empfinden,  die so manchem glanzvoller anmutet als das Hier und Jetzt. Tatsächlich schienen damals die Menschen noch etwas mehr von wahrer Lebensart zu verstehen. Man reiste schick gekleidet in die Welt und glamouröse Hotels verkörperten das Sinnbild des gehobenen Lebensstandards.

Antik Chic heißt das Zauberwort

Zu jener Zeit gaben sich berühmte, mächtige und schillernde Persönlichkeiten an den schönsten Plätzen der Welt ein Stelldichein. Zum Dinner trugen die Damen Abendkleid, die Herren dunklen Anzug oder sogar Smoking. Im „goldenen Zeitalter des Reisen“ fühlte man sich priviligiert und unabhängig, und vielleicht ist es genau dieses ganz spezielle Lebensgefühl, das The Muse mit seinem Slogan ausdrücken möchte: „Passionately Independent“. Interessant ist die ganzheitliche Hotelphilosophie, die nicht mehr nur auf gutem Service und dem Komfort eines Schlafzimmers basiert, sondern auf dem sinnlichen Erlebnis des gesamten Aufenthalts. Alle Räumlichkeiten ahmen das gesellschaftliche und künstlerische Milieu des fin de siècle nach: man sitzt unter Kuppeldächern und Arkaden, im Salon wird britische Teekultur zelebriert und für den Herrn gibt‘s die besten Martinis der Stadt an der Long Bar. Premium Zigarren gibt’s in der Cigar Lounge im 24. Stock und auch eine Library und ein Game Room stehen zur Verfügung. Alles, einfach alles beschwört den Charme einer vergangenen Epoche herauf. Auch die Ausstattung sowie die Materialien und deren Verarbeitung orientieren sich an der Präzision von anno dazumal. Kassettendecken und getäfelte Wände, handbemalte Tapeten und feinste Seidenstoffe, schwere Teppiche und Edelhölzer, Antikspiegel und italienischer Marmor, auf Hochglanz poliertes Kristall und Silberbesteck – all das trägt dazu bei, dass sich der anspruchsvolle Gast in diesem höchst edlen Ambiente rundum wohlfühlt. Beim Bau des imposanten Hochhauses, das ganz und gar den Ansprüchen unseres modernen Jahrhunderts gerecht wird aber im Innern die Eleganz der Rama V-Periode reflektiert, achtete man vor allem auf kleinste Details.

Vorbild: Der 5. König der Chakri Dynastie

„König Chulalongkorn der Große, besser bekannt als König Rama V., war ein sehr gebildeter, aufgeschlossener und weitgereister Mann. Er bewunderte den Westen und war der erste Monarch von Siam, der kulturelle Einflüsse aus Europa nach Thailand brachte – ob in der Mode, den schönen Künsten oder der Lebensart im Allgemeinen“, erläutert Bodo Klingenberg. 1897 reiste der König unter anderem nach Turin, Florenz und Rom und berichtete in Briefen und Telegrammen überschwenglich von seiner Italienreise. Nicht ganz überraschend also, wenn man im Muse neben dem obligatorischen Thai Restaurant auch einen Speisesaal mit dem klingenden Namen Medici  vorfindet. Über eine große geschwungene Treppe erreicht man das Spezialitätenrestaurant mit Bar unten im Kellergewölbe, das authentisch in ockergelb gehalten ist. Dolce Vita Flair auch auf den Dachterassen: venezianisch inspirierte Kuppeldächer bedecken mehrere Salas, und die Mosaik Kacheln des Rooftop-Pools sind mit italienischen Motiven verziert. Gianni Versace lässt grüssen! In einer Zeit des Massentourismus hebt sich The Muse mit seinem antiken Schick wohltuend von den kühl-coolen Boutique Hotels in Bangkok ab. Trotz der 25 Etagen und 174 Zimmer und Suiten fühlt sich der Gast eher wie in einem prachtvollen Herrenhaus. Wohlgemerkt: es geht nicht um das Hinterhertrauern der guten alten Zeit, vielmehr wird sie auf lockere und leichte Art wiederbelebt. In diesem warmen und stilvollen Ambiente verweilt man gerne, hier findet man trotz der hektischen Geschäftigkeit der Großstadt innere Ruhe und die Zeit für Entspannung. „Muße und Wohlleben sind unerlässliche Voraussetzungen aller Kultur”, schrieb einst der Schweizer Schriftsteller Max Frisch.  Im Muse Bangkok jedenfalls erreicht die Muße des Reisens die Tiefe der Seele.

Nathalie Gütermann


Hotel Muse 55/555 Langsuan Road, Bangkok 10330 Tel: +66 (0) 2630 4000 www.hotelmusebangkok.com

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