Thaiboxen: Die Wissenschaft der acht Gliedmaßen

Muay-Thai ist der Nationalstolz der Thais. THAIZEIT erklärt die Geschichte dieser Kampfkunst und stellt ihren größten Helden vor.

Am Rande eines Gesprächs fragte ich kürzlich einen Thai, ob er schon mal ein Muay-Thai-Training besucht habe. Mein Gegenüber lachte bloß. „Ich bin doch ein Thai, wir können das von Geburt an!“, lautete die Antwort. Sie war nicht ganz ernst gemeint, aber ein Beispiel dafür, wie tief der Nationalsport der Thais in ihrem Selbstverständnis verankert ist.

Welcher Deutsche würde schon von sich behaupten, als Kicker auf die Welt gekommen zu sein? Andererseits: Im Vergleich zum Thaiboxen ist Fußball eine Trendsportart. Muay Thai, das ist mehr als ein Sport, es ist die sogenannte „Wissenschaft der acht Gliedmaßen“: Fäuste, Ellbogen, Knie und Füße. Wie Karate oder Kung-Fu beruft sich Muay Thai auf eine lange Tradition, die von vielen Generationen gepflegt wurde. Der Dachbegriff Kampfkunst unterstreicht die Würde und den Stil dieser Selbstverteidigungsmittel.

Nationalsport und Kriegswaffe


Wie alt die Kunst des Muay Thai wirklich ist, darüber gibt es keine sicheren Quellen. Da die Tritte und Schläge im Wesentlichen auf einer einfachen Technik beruhen, dürfte die Annahme, dass Thaiboxen eine über 2000 Jahre alte Tradition hat, wohl stimmen. Zu einer ausgefeilten Wissenschaft entwickelte sich Muay-Thai während einer Zeit, als in Europa gerade die Reformation und die Erfindung des Buchdrucks für Furore sorgten.
In Südostasien bekriegte sich damals Siam (so hieß Thailand zu dieser Zeit) mit seinem Nachbarn Burma. Waren die Schwerter der siamesischen Soldaten stumpf geschlagen und ihre Lanzen abgebrochen, wehrten sie sich mit Händen und Füßen. Sie prügelten nicht bloß, sondern setzten dem Gegner mit einer kontrollierten Technik zu. Durch eine blitzschnelle Abfolge von Hieben mit Fäusten, Ellbogen, Knien und Füßen.

17. März: Tag der Legende

Natürlich gibt es in diesem Zusammenhang auch eine Lichtgestalt des Muay-Thais: einen sagenhaften Krieger namens Nhai Khon Don. Der Legende nach geriet der thailändische Soldat im 18. Jahrhundert in Gefangenschaft der Burmesen. Man versprach ihm die Freiheit, sollte er zwölf bewaffnete Feinde hintereinander bezwingen. Der tapfere Khon Don machte das Dutzend fertig. War diese Geschichte vielleicht der Auslöser dafür, dass die Burmesen 1767 bei ihrer Eroberung von Siams Hauptstadt Ayutthaya alles niederbrannten, inklusive der Aufzeichnungen über Muay-Thai? Nhai Khon Dons Name ist jedenfalls bis heute nicht in Vergessenheit geraten, zu seinem Ehren werden jährlich Kämpfe veranstaltet. Die Kriegserfindung hat sich zum Nationalsport entwickelt, Wettkämpfe finden in Thailand täglich statt. In jeder größeren Stadt steht ein Muay-Thai-Stadion und die erfolgreichen Kämpfer werden als Idole verehrt wie in Deutschland berühmte Fußballer. Für Touristen ist der Besuch am Ring eine Attraktion. Darüber hinaus ist Muay-Thai ein Exportschlager: Thaibox-Schulen gibt es auf der ganzen Welt. Die „Wissenschaft der acht Gliedmaßen“ ist längst international anerkannt.

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Der 17. März ist in Thailand der Tag von  Nhai Khon Don. Ihm und seinem legendären Kampf ist dieses Datum gewidmet.

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