Samut Songkhram: Schwimmenden Märkte, Glühwürmchen und Kokospalmen

Das Thailand der schwimmenden Märkte, Glühwürmchen und Kokospalmen liegt direkt vor der Haustür der Hauptstadt.

Der kleine Kanal ist gesäumt von braunen Holzhäusern, manche mit Veranda, vor ihnen verläuft der Gehweg am Wasser entlang. Genauer gesagt über dem Wasser, denn auch die Häuser stehen auf kurzen Stelzen in den Fluss gebaut. Ihre Bewohner sitzen in ihren zur Wasserseite offenen Wohnzimmern auf Dreieckskissen oder dem weichen Holzboden.
Die kleinen Brücken sind im hohen Bogen gebaut, um die kleinen Boote unter ihnen passieren zu lassen. Und es sind viele Boote, beladen mit jungen Kokospalmen, Früchten, schwimmenden Küchen, die Nudelsuppe oder Reisgerichte servieren und natürlich immer wieder eine kleine Gruppe Touristen.
Nur 60 Kilometer von Bangkok entfernt liegt Amphawa, das urige Örtchen in der kleinen Provinz Samut Songkhram, und hier findet das Leben praktisch auf dem Wasser statt. Die Hauptstadt gleichen Namens ist ein verschlafener Ort kurz vor der Mündung des Mae Klong River. Englisch spricht hier fast niemand, die Geschäfte am Straßenrand bieten unbekannte Köstlichkeiten an und der einzige Supermarkt liegt außerhalb, gleich am Highway.

Leben auf dem Wasser

Thailands König der Künste, Rama II., ist in Amphawa geboren, unweit des Flüsschens, wo heute ein kleiner Schrein steht im König Rama Gedächtnispark. Doch vor allem die ursprüngliche Lebensart seiner Bewohner und die üppigen Kokospalmenwälder machen den Ort zum besten Ausgangspunkt für Erkundungen in der Umgebung. Die meisten Besucher wollen den schwimmenden Nachtmarkt sehen und fahren dann im Reisebus zurück nach Bangkok. Dabei ist Amphawa perfekt zum Übernachten, unzählige Häuser bieten Gästezimmer für wenig Geld und wer möchte, kann am Morgen nach Sonnenaufgang Zeuge eines ganz besonderen Ereignisses werden, wenn die Mönche auf ihren Booten von Haus zu Haus paddeln und Almosen sammeln. Am Nachmittag kommen die ersten Händler an den Nachtmarkt und verkaufen Obst und Currys von ihren Booten, gebaut wie seit hunderten von Jahren, doch leben die Bewohner in Amphawa und Umgebung in einer interessanten Mischung aus gestern und heute. Der bekannteste schwimmende Markt, Damnoen Saduak, liegt nur wenige Kilometer entfernt, und am besten macht man sich schon früh am Morgen auf den Weg dorthin. Spätestens ab zehn Uhr ist der Kanal so verstopft mit Besucherbooten, dass es kaum ein Durchkommen gibt und Reisegruppen schieben sich aus ihren Doppeldeckerbussen über die Marktstände. In den Morgenstunden gibt es hier tatsächlich noch einen Markt für Einheimische, die ihr Obst und Gemüse mit dem Boot einkaufen fahren, doch schon kurze Zeit später ist davon nichts mehr zu sehen. Ein besserer Tipp in Sachen schwimmender Markt ist Tha Kha, der von Amphawa ebenso leicht zu erreichen ist wie der überlaufende Damnoen Saduak Markt, findet aber abhängig von den Gezeiten, nur an wenigen Tagen im Monat statt.

Bahnfahrt durch die Fruchtgärten

Jedes Reisebüro in Bangkok bietet Amphawa oder Damnoen Saduak im Rahmen einer Tagestour an, meist als Rundfahrt über Nakhon Pathom und Rosegarden. Wer wenig Zeit hat, wir trotz des organisierten Charakters der Touren noch unvergleichliche Eindrücke sammeln, am besten erlebt man Samut Songkhram aber auf eigene Faust, denn viele Sehenswürdigkeiten finden am Morgen oder Abend statt, wenn die Touristenmassen in ihren Reisebussen sitzen. Die schönste und langwierigste Anreise ist mit dem Zug für ein paar Baht vom kleinen Pendlerbahnhof Wong Wien Yai in Bangkok. Schon die erste Strecke durch die Vororte gibt einen Einblick in das Leben der einfachen Leute, die entlang der Gleise siedeln und führt weiter durch die Palmendurchzogenen Fruchtgärten des Landes, die Bangkok mit Kokosnüssen, Pomelos, Drachenfrüchte, Lychees und vielen anderen Obstsorten versorgen. Auf halber Strecke in Samut Sakhon hält der Zug direkt am besten Meeresfrüchtemarkt der Region, viele der besseren Restaurants in Bangkok beziehen von hier ihre Fische, Muscheln und Kraken. Es geht weiter mit der Fähre über den Tha Chin River zum nächsten Bahnhof, denn eine Eisenbahnbrücke gibt es hier nicht. Das letzte Stück bis Samut Songkhram führt durch große Salzgewinnungsanlagen. In flache Becken wird Meerwasser gepumpt, das langsam verdunstet. Das zurückbleibende Salz wird eingesammelt, gereinigt, und mit Jod versetzt in verschiedenen Korngrößen angeboten. Ein großer Abnehmer des Salzes in der Region sind die vielen Fischsoßen-Fabriken, die hier überall ihren typischen Duft luftgetrockneten Fisches verbreiten. Wer es aushält, kann auf gut Glück eine solche Produktionsstätte besuchen, allerdings sind die Fabriken am Wochenende geschlossen und normalerweise nicht auf Besucher eingestellt. Für seine Ankunft am Zielbahnhof müssen für den Zug erst sämtliche Marktstände abgebaut werden, die sich sofort nach der Abfahrt des vorigen Zuges über die Schienen ausgebreitet haben – ein herrliches Schauspiel.

Sehenswertes am Wegesrand

Weniger spektakulär ist die Anreise im staatlichen Linienbus vom Southern Bus Terminal. Die silber-weiß-orangenen Busse sind schon etwas in die Jahre gekommen und fahren entlang des Highways 35, der aussieht wie alle Highways nach Bangkok aussehen, und der zudem stinkt und langweilt. Erst gegen Ende der Strecke öffnet sich der Blick auf die Becken der Salzfarmen mit ihren handbebauten Windmühlen. Wer mit dem Mietwagen oder Taxi fährt, hat zwar auch keine idyllischere Anfahrt, ist aber vor Ort beweglich, um alle Sehenswürdigkeiten gut erreichen zu können. Ansonsten sind größere Ressorts wie Baan Tai Had oder das englisch sprechende Thanicha Resort geeignet, um bei der Organisation der Ausflüge zu helfen. Wichtigste Einkommensquelle neben dem Tourismus ist die Palmzuckerproduktion in Samut Songkhram. Aus der braunen Zuckermasse werden Snacks und Bonbons gemacht, die in ganz Thailand so beliebt sind. Doch auch viele Kokosnüsse für den Export wachsen hier. Viele Ausflüge zu den Märkten machen bei Bedarf auch halt an einer der vielen kleinen Melassefabriken am Straßenrand, in denen Frauen von Bienen umschwärmt den Kokossud einkochen. Kokosöl und Saft sind Nebenprodukte, die es sich zu probieren lohnt. Ebenfalls an der Landstraße 325 nach Damnoen Saduak gibt es eine Orchideenfarm und eine ganze Reihe buddhistischer Tempel, jeder auf seine eigene Art sehenswert. Ein besonderer Anblick ist aber der viel ältere Wat Bang Kung aus der Ayutthaya-Periode auf der westlichen Seite des Mae Klong. In 300 Jahren ist ein riesiger Banyan-Baum über den Schrein gewachsen, den man noch heute betreten kann. Vom Gemäuer ist von außen nicht mehr viel erkennbar, doch durch das dichte Wurzelgeflecht lugen die Fenster, die einen Blick auf den goldenen Buddha im Inneren freigeben.

Romantisches Flimmern

Auf derselben Flussseite liegt auch Plai Pong Pang, ein Dorf an der Landstraße 3093, kaum größer als eine Straßenkreuzung im undurchsichtigen Geflecht der vielen tausend Kanäle entlang des Mae Klong. Die Kanäle sind oft nur wenige Meter breit und nur mit Longtail-Booten beschiffbar, oder im kleinen Paddelboot. Dennoch sind sie in Thailand bekannt für ihre Schwärme von Glühwürmchen, die in den frühen Abendstunden ganze Bäume besiedeln und rhythmisch in grünem Licht pulsieren lassen. Ein romantischer Anblick in der Stille der Klongs, besonders in sternenklaren Nächten, da es kaum Licht in der Umgebung gibt, das den Himmel zu sehr erhellen könnte. An der kleinen Straße von Pai Pong Pang zurück zum Highway stehen auffällig viele prunkvolle Villen, manche gebaut von den erfolgreichen Reedern der Umgebung. Nur wenige Flussmeilen vom Golf von Thailand entfernt, werden in Samut Songkhram die besten Fischerboote gebaut, immer wieder sieht man hier Docks mit grell angestrichenen Bootsrümpfen rot und blau durch die Palmwipfel scheinen.

Kulinarischer Abstecher

Auf der Südseite des Highway 35, am Ostufer des Mae Klong, lohnt sich immer ein kleiner Abstecher nach Don Hoi Lot, bevor es zurück nach Bangkok geht. Der Ort ist sehr populär bei den Einheimischen, aus gutem Grund: Direkt am Meer gelegen stehen hier die besten Seafood-Restaurants der Region auf Stelzen über das zugegeben nicht zum Baden einladende Wasser. Umgeben von unzähligen kleinen Essensständen mit günstigen und leckeren Spezialitäten ist allein das schlendern entlang der Straße ein Vergnügen. Thais kommen mit der ganzen Familie zu einem Besuch des kleinen Schreins für Prinz Chumphon, auf dessen Vorplatz es sich wunderbar picknicken lässt. Die Sandbänke der Küste um Don Hoi Lot sind der Lebensraum vieler köstlicher Muschelsorten und nirgendwo kann man sie so frisch probieren wie hier. Am Rande des Touristenstroms gelegen, hat Samut Songkhram sich bis heute seine Ursprünglichkeit bewahrt und wer sich traut trotz Verständigungsproblemen einen Abstecher in die Region zu machen, wird reich belohnt. Noch immer sind ausländische Besucher selten, einmal abgesehen vom unvermeidbaren Damnoen Saduak, und gerne helfen die wenigen englischsprachigen Bewohner aus mit Unterkünften und Tagesausflügen. Samut Songkhram hat wenige Hotels und die meisten Besucher übernachten in so genannten Homestays bei Familien im Gästezimmer. Das Thanicha Boutique Resort in Amphawa ist ein solches Haus, das zu einem niedlichen und beliebten Boutique Ressort direkt am Wasser umgebaut wurde. Falls ausgebucht, vermittelt Managerin Khun Ob auch gerne an die vielen privaten Homestays in der Umgebung: Baan Sawanpiman etwa ist direkt am schwimmenden Nachtmarkt gelegen und daher etwas lauter, Baan Rak Amphawa liegt einige hundert Meter weiter am beschaulichen Kanal. Zimmer in allen Häusern sind an Wochenenden in der Regel teurer als während der Woche, wenn es nicht ungewöhnlich ist, als einziger Gast sozusagen das ganze Haus für sich zu haben.

Alexander Heitkamp


ÜBERNACHTEN Thanicha Boutique Resort Amphawa Die schönsten Zimmer sind Nummer 1 und 2 für 1.000 (1.200) Baht, im Anbau kosten die Zimmer 800 (1.000) Baht, alle mit Klimaanlage. Tel.: 034-725511 Baan Sawanpiman Klimaanlage, TV und Kühlschrank, heiße Dusche, Familienzimmer für vier Personen 1.500 Baht. Baan Rak Amphawa Zwei Doppelzimmer mit eigenem Badezimmer 1.200 Baht, drei Zimmer mit Gemeinschaftsbad 800 Baht. Baan Tai Had Resort Malerische Bungalows am Mae Klong Seitenarm, der Zimmerkomplex ist etwas überteuert. Bieten Ausflüge zu allen Sehenswürdigkeiten der Umgebung an. 1.400 – 2.000 Baht pro Nacht. Baan Amphawa Resort & Spa Preise von 3.600 – 10.000 Baht. Chotika Resort Amphawa Schöne Boutique-Zimmer direkt am Seitenkanal, etwas überteuert mit 1.500 Baht am Wochenende, organisieren Touren in die Umgebung. Zimmer Nummer 9 ist am ruhigsten. Homestay Plai Pong Pang Tel.: 034-757333, 034-717510 081-4037907, 081-5541065

Wie gefällt dir dieser Beitrag?

Keine Bewertung

Deine Meinung ist uns wichtig! Bewertung abgeben


Weitere interessante Artikel