Neues Haustier:
Thailand ist auf den Hund gekommen
Bislang wurden Hunde in Thailand bestenfalls als Nachtwächter oder gelegentlich auf dem Speiseplan geduldet, jetzt entdeckt Bangkoks wachsende Mittelschicht das Schoßhündchen – und muss erst lernen, was es heißt, plötzlich Herrchen zu sein.
Für Nicki gibt es nichts schöneres, als den Strand hinunter zu sprinten, ins Wasser zu springen und durch die Wellen zu schwimmen. Dabei schluckt sie jedes Mal ordentlich Wasser, doch es scheint ihr nichts auszumachen: Sie ist jetzt fünf Jahre alt, aber erst zum zweiten Mal am Meer: “Nur wenige Hotels sind begeistert, wenn wir mit Nicki auftauchen” sagt Pui aus Bangkok. Denn Nicki ist ein Golden Retriever, und Hunde sind in Thailand keine beliebten Tiere. Das bleibt selbst dem Durchreisenden nicht verborgen, der verkrätzte Streuner und verkrüppelte Unfalltiere in jeder Gasse bemitleiden kann. Daher auch die geläufige Bezeichnung “Soi Dog” für die allgegenwärtigen Streuner in Bangkok.
Seit einigen Jahren ist jedoch ein neuer Trend zu erkennen: Statt Essensresten und Fußtritten bekommen Hunde in Bangkok nun Streicheleinheiten und Frisörtermin, Aromatherapie und Designerklamotten. Die Anschaffung eines niedlichen Modeaccessoires für die Handtasche oder eines treuen Freundes für einsame Herzen hat Konjunktur. Hunde heißen jetzt in Thai nicht mehr nur “maa”, sondern immer öfter “sanuk”. Doch trotz riesiger Fünf-Sterne-Spa-Luxus-Resorts, mit Orchideen geschmückter Pools nur für Vierbeiner und sogar einem eigenen Internet-Radiosender von Kläffern für Beißer gibt es noch viel zu tun für ein glückliches Nebeneinander von Mensch und Tier. Das hat auch das Thonglor Pet Hospital erkannt und bot zum Ausklang des chinesischen “Jahres des Hundes” zum zweiten Mal ihr Trainings- und Entspannungswochenende an, diesmal am Strand von Petchaburi.
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Auf dem großen Gelände sind Hunde willkommen und dürfen auch mit auf das Zimmer von Herrchen und Frauchen. Der berühmteste Hund des Landes, der Hofhund des beliebten Königs Bhumipol, war hier höchstpersönlich einmal Gast, und so fiel die Wahl nicht schwer – auch wenn das betagte Haus den Luxus anderer Hundepensionen missen lässt. Neben gemeinsamen Mahlzeiten von Vier- und Zweibeinern am gedeckten Tisch, Spaziergängen und Informationsveranstaltungen zu Pflege und Umgang mit den Tieren stand eine gemeinsame Strandmeditation zum Sonnenaufgang auf dem Programm. Was dem Menschen gut tut, kann auch dem Hund nicht schaden. Der Erfolg gibt den Veranstaltern Recht, und die 15 Doppelzimmer reichten nicht aus, alle Anfragen zu befriedigen. Immer mehr Thais folgen dem Vorbild ihres Königs, der sich einst eines herrenlosen Hundes annahm und ihn aufpäppelte und ihm ein gutes Hundebenehmen beibrachte.benehmen – keine glückssache
Für den Hundetrainer Fred Alimusa von der Academy of Behavior and Character Development for Dogs (ABC) ist der holistische, also ganzheitliche Ansatz des Wochenendes von besonderer Bedeutung: “Die meisten Besitzer verwöhnen ihre Tiere, doch ein Hund braucht Anleitung”. Wenn frustrierte Halter zu ihm kommen und die Probleme des Hundes beschreiben, kann er ihre Verhaltensfehler meist in wenigen Minuten korrigieren. “Viel schwieriger ist es, die Besitzer der Tiere zu erziehen”, lacht Alimusa, “sie fangen schon auf dem Heimweg von meiner Beratung wieder an, dem Hund zuviel Leine zu geben und ihn zu sehr zu verwöhnen”. Er bildet Sprengstoff- und Rettungshunde aus und hat sich in Thailand für die unzähligen Soi Dogs eingesetzt. Noch heute wird er von Tierheimen gerufen, wenn es Probleme mit dem Verhalten von Streunern gibt. Bemerkenswert ist auch hier das Umdenken in der Erziehungsmethode: “Früher haben wir die Hunde mit Schlägen gefügig gemacht, heute läuft das ganz ohne Gewalt nach dem Belohnungsprinzip.”motivation statt strafe
Gewalt ist im übrigen noch heute die bevorzugte Methode, sich Respekt bei den herrenlosen Hunden in Thailands Straßen zu verschaffen. Bei hunderttausenden Tollwuterkrankungen pro Jahr nach Hundebissen – die Hälfte davon bei Kindern – kann man es niemandem verdenken, wenn er auf ein unfreundliches Grollen mit dem Werfen eines spitzen Steines antwortet. Das kann jeder ansonsten friedliebende Urlauber selbst ausprobieren, der sich einem bedrohlichen Hund in der dunklen Soi gegenübersieht: Es reicht in der Regel bereits, so zu tun, als hebe man einen Stein auf und der konditionierte Angreifer zieht Leine.in der bewegung liegt die kraft
Nicki aber hat Sorgen, die auch einem Hund im Westen nicht unbekannt sind: Sie lebt in einer bewachten Siedlung mit kleinem Garten und hat wie viele andere Hunde an diesem Wochenende wegen mangelndem Auslauf ein paar deutliche Pfunde zuviel auf den Knochen. Frauchen Pui hofft, Nicki durch die Veranstaltung etwas Bewegung zu gönnen. Denn daheim ist es auch für sie eine Ausnahme, mit ihrem Hund Gassi zu gehen: “Das macht höchstens einmal meine Mutter” gesteht sie lachend ein.Alexander Heitkamp
Thonglor Pet Hospital www.thonglorpet.com
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