Thaizeit im Gespräch:
Hoffnung für die Staustadt
THAIZEIT im Gespräch mit Dr. Yiemchai Chatkeo, stellvertretender Präsident der MRTA, Mass Rapid Transit Authority of Thailand, über den Ausbau des MRT Streckennetzes.
Wir schreiben den 3. Juli 2004. An diesem historischen Tag versammeln sich 10.000 begeisterte Bürger am Hua-Lamphong-Bahnhof in Bangkok, um die MRT, die thailändische U-Bahn, ins Leben zu rufen. Damals werden 20 Kilometer Wegstrecke eröffnet.
Heute sitze ich mit dem stellvertretenden Präsidenten der MRTA, Dr. Yiemchai, fasziniert vor einem komplizierten Netzwerk aus bunten Linien, dem Plan zukünftiger Streckennetzerweiterungen der MRT. Es sind zwölf neue Linien geplant, davon acht unter der Verantwortung der MRTA. Der Bau der lilanen Linie hat bereits begonnen. Das komplexe Vorhaben soll im Jahr 2014 mit der grünen, lilanen und blauen Linie und bis 2019 mit den Erweiterungen der orangen, lilanen, gelben und rosa Linie abschließen. Wir müssen uns also noch ein wenig gedulden, in der Stadt, in der sich ein Autofahrer mit einem Durchschnittstempo von 15 km/h langsamer als in jeder anderen Metropole der Welt bewegt und die Verkehrspolizei 145 ihrer Männer zu Hebammen weiterbildete, weil einige schwangere Frauen in den vergangenen Jahren ihre Kinder im Stau zur Welt brachten.
Neue MRT-Linien
„Deutsche Großstädte wie Berlin oder Hamburg und München besitzen bereits sehr gut ausgebaute Streckennetze. Schon meine Großmutter sagte „Junge, die Scheren müssen aus Deutschland kommen. Wir brauchen gute Deutsche Wertarbeit“ berichtet Dr. Yiemchai in fließendem Deutsch. Viele Jahre hat der stellvertretende Präsident der MRT im Land der Maschinenbauer gelebt und sein Ingenieurstudium erfolgreich mit Diplom und Doktor abgeschlossen. Damals vergab die thailändische Staatsbahn Stipendien, um deutsches Wissen zu importieren. Auch die MRT versorgte sich unter anderem mit deutschem Fachwissen und konsultierte private Beratungsfirmen aus Deutschland. Bereits 1971 berief die thailändische Regierung ein Expertenteam aus Deutschland, um einen Masterplan für Verkehr und Transport für Bangkok zu entwickeln. Das deutsche Team empfahl damals den Bau der MRT und gab somit den Startschuss für die Geburt der thailändischen U-Bahn.Deutsche Wertarbeit
Stolz zeigt Dr. Yiemchai ein Buch aus seiner Studienzeit, den 60er Jahren, mit dem Titel „Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Eisenbahn- und Straßenoberbaues“. Der renommierte Autor Prof. Dr. Ing. J. Eisenmann war damals sein Professor. „Es gibt keine Vorlesung in Thailand, die speziell die Bahn in den Fokus rückt, hier findet meist On-the-job-Training statt“, erzählt Dr. Yiemchai. „Heute Abend bei mir“, hieß es oft, als sich die Kommilitonen in seiner Studentenbude versammelten. Heute trifft der stellvertretende Präsident der MRTA gleich- gesinnte Deutsche nicht mehr im Studentenwohnheim, sondern im Goethe-Institut in Bangkok auf gelegentlichen Versammlungen, denn neben seiner Funktion bei der MRTA ist Dr. Yiemchai auch Präsident des Vereins der ehemaligen Thai-Studenten in Deutschland unter königlicher Schirmherrschaft.Christin Grothaus
Geplante Streckennetzerweiterungen Lila Linie: Bang Yai – Bang Sue, 16 Stationen, Service ab 2014 Blaue Linie: Bang Sue – Tha Phra, 10 Stationen; Hua Lamphong – Bang Khae, 4 Stationen, Service ab 2016 Grüne Linie : Mo Chit – Sa Pan Mai, 12 Stationen; Bearing – Samut Prakan, 9 Stationen, Service ab 2016 Rosa Linie: Pake Kret – Min Buri, Service ab 2016 Lila Linie: Tao Poon – Rajburana, Service ab 2014, 2018, 2019 Orange Linie: Talingchan – Min Buri, Service ab 2016, 2018, 2019 Gelbe Linie: Lat Phrao – Sam Rong
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