Streit mit Kambodscha:

Thailand will den Jeeb zurück

Zwischen Thailand und Kambodscha droht ein neuer Zwist. Anlass des Nachbarstreits ist diesmal: eine Handbewegung.


Das Gebiet des Preah Vihear Tempels an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha ist eine entmilitarisierte Zone. Um das Territorium hat es blutige Gefechte zwischen den beiden Staaten gegeben. Sowohl die thailändische als auch die kambodschanische Seite beanspruchen das UNESCO-Weltkulturerbe für sich.
Nachdem in diesen Konflikt vorerst Ruhe eingekehrt ist, wird nun eine neue Front eröffnet. Wieder geht es um ein Kulturerbe – um den so genannten Jeeb.


Der Jeeb ist eine Gestik, die bei einem traditionellen Tanz zum Ausdruck gebracht wird. Dabei berühren sich Daumen und Zeigefinger einer Hand, während die anderen Finger gespreizt werden.
Nach Ansicht von Thailands neuer Kultusministerin Sukumon Kunpluem hat Kambodscha diese Handbewegung geklaut. Sie hat es zu ihrer "ersten Mission" erklärt, den Jeeb zurück zu erobern.
Die Angelegenheit wäre wohl im Handumdrehen erledigt, hätte Kambodscha den Jeeb nicht auf die UNESCO-Liste der immateriellen Kulturerbe setzen lassen.
Die Liste führt schützenswerte Traditionen und Bräuche aus aller Welt auf: zum Beispiel den argentinischen Tango, die chinesische Kalligraphie oder die mexikanische Küche.
Seit 2008 stehen auch das Königliche Kambodschanische Ballet und der Sbek Thom, das Schattentheater der Khmer, auf der UNESCO-Liste – und damit der Jeeb.  
Dieser Tanz und das Theater seien auch eine thailändische Tradition, sagt Kultusministerin Sukumon. Sie könnten nicht einfach von einem anderen Land als einzigartiges Erbe registriert werden: "Wir müssen eine Lösung finden".
Um den Jeeb zurück zu holen müsste Thailand zuerst das UNESCO-Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes ratifizieren. Das ist bislang noch nicht geschehen. Deutschland hat das Übereinkommen übrigens ebenfalls nicht unterzeichnet.
Die thailändischen Kultus- und Außenministerien haben angekündigt, die Angelegenheit zu besprechen.
Die mittlerweile abgewählte Regierung unter Premierminister Abhisit wollte vor einiger Zeit noch wegen dem Streit um Preah Vihear aus der UNESCO austreten. 
thaizeit

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