Thailands ZEITGEIST:
AUF DER SPUR ...
THAIZEIT trifft den Engländer Philip Cornwel-Smith, Ethnograph und Autor von „Typisch Thai – Alltagskultur in Thailand“.
Philip Cornwel-Smith, der Deutsche Literatur an der Sheffield University studierte, zog nach London um dort als Journalist und Verleger für die „Time Out London“, der Mutter aller Stadtführer, zu arbeiten.
1994 entschied er nach Australien auszuwandern, stoppte zwischenzeitlich zur Meditation und Massage in Bangkok – und ist bis heute hier geblieben. Die Neunziger, Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs in Thailand, brachten auch für Printmedien eine Wende. Bereits nach kurzer Zeit wurde Philip Schriftleiter bei Bangkok Metro, Bangkoks führendem internationalem Stadtmagazin. Das Magazin rutschte jedoch schließlich in den Ruin – wie so viele fremdsprachige Zeitungen und Zeitschriften.
Das war 2002. Heute ist Philip mit seinen Forschungen über die thailändische Volkskultur, die er bereits seit drei Jahren betreibt, auf einem guten Weg. Seine Arbeit wurde in dem im Jahre 2005 veröffentlichten Buch „Typisch Thai – Alltagskultur in Thailand“ schriftlich festgehalten. Die 256-seitige, mit 500 Farbaufnahmen gefüllte Lektüre wurde ein Bestseller! Das Design stammt übrigens vom deutschen Designer Holger Jacobs. Es wurden Rezensionen im Magazin Time, dem Asian Wall Street Journal, The Independent (UK), The South China Morning Post, The Australian und anderen internationalen Publikationen veröffentlicht.
THAIZEIT sprach mit dem Autor.
Philip, was gefällt Ihnen an Bangkok am besten?
Bangkok ist eine offenherzige Stadt. Ich mag die Viefalt und das Chaos, die Toleranz und die Offenheit. Bangkok ist aber auch ein seltsamer und bizarrer Ort.
Was mögen Sie weniger?
Den öffentlichen Nahverkehr. Zwei Massentransportsysteme, die nicht miteinander verbunden sind, noch dazu mit unterschiedlichen Tickets und Preisen.
Thais machen vieles auf ihre Weise – oder zumindest anders im Vergleich zu Ausländern. Man sollte nicht herablassend werden, nicht über sie, sondern mit ihnen lachen.
Seit Sie 1994 in Bangkok angekommen sind, hat sich viel verändert. Was sind die größten Unterschiede zu damals?
Eine der größten Veränderungen, die ich während meiner Zeit hier mitverfolgen durfte, ist das stetig wachsende Selbstvertrauen der Jugendlichen. Sich in einer Art und Weise auszudrücken, die ihnen nicht von Älteren oder Amtspersonen vorgeschrieben wurde, ist eine völlig neue Entwicklung!
Das könnte ein Verschwinden von Traditionen und steigenden Materialismus zur Folge haben, aber auch größere Freiheit und steigende Kreativität.
Und Bangkok als Stadt?
Bangkok ist moderner und internationaler geworden, besonders was Geschmäcker, Lebensmittel und Produktvielfalt anbelangt. Obwohl die Preise gestiegen sind, wie auch in den übrigen Metropolen dieser Welt, ist das Preis-Leistungsverhältnis immer noch sehr gut. Es werden alle Annehmlichkeiten geboten, die man sich nur wünschen kann. Der Einfluss des Nahverkehrs war ebenfalls sehr groß. Die Stadt beginnt, sich durch das Bahnnetz neu zu formen. Heute kann viel mehr innerhalb eines Tages unternommen werden, als es noch zu meiner Ankunftszeit möglich war.
Welchen Slogan würden Sie für die nächste Tourismus-Kampagne vorschlagen ?
„Typisch Thai“ natürlich!
Vielen Dank für das Interview!
LESEPROBE
Ein Auszug aus „Typisch Thai“ über Uniformen, die in Thailand allgegenwärtig sind: „ Thais lieben Uniformen. (...) Eine auf strenge Hierarchien ausgerichtete Gesellschaft braucht Kleidung, die den Menschen anzeigt, welchen Status das Gegenüber inne hat und in welcher Form sie einander ansprechen müssen. (...) Da die globale Mode auch in Thailand dominiert, ist die traditionelle Kleidung eine Möglichkeit, aus der uniformierten Masse herauszustechen. (...) Die Schulreglementierung ist wegen der immer enger und kürzer werdenen Uniformen rigoros. (...) Der Implus der Thais, sich in Gruppen gleich anzuziehen, ist tief verwurzelt. (...) Neuerdings wird gelb getragen – zur Ehre des Königs. Uniformen vermitteln den Thais, wer sie wirklich sind.“John K Lindgren
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