Thaizeit untersucht: Einsam am Had Yao Beach

THAIZEIT hat drei Hotels eines Modedesigners mit neuer Berufung besucht. Überall dominiert das Gefühl der luxuriösen Einsamkeit.

Wer wird zuerst blinzeln? Ich oder er? Wir starren uns seit zwei Minuten tief in die Augen. Jedenfalls glaube ich, dass es seine Augen sind. Wir sind ganz allein. Nur ich, er und vermutlich rund 900 000 seiner Artgenossen. Es ist keine neun Uhr morgens, die Sonne streckt sich ganz langsam über die Berge in meinem Rücken. Vor mir teilen sich Meer und Horizont die unendliche Weite. Doch all das sehe ich gerade nicht,  denn mein neuer Freund und ich spielen noch immer unser Spiel. Wer hier einen Moment still steht, sieht sie überall. Der ganze Strand gleicht einem Kunstwerk aus kleinen Bildern, die die Krebse beim Eingraben in den Sand  kreieren. Sandkrebse gibt’s überall in Thailand. Doch nur noch selten ist man so allein mit ihnen wie hier, am Long Beach – am Had Yao.

Ich war nie in Thailand, als es noch ein Geheimtipp war. Ich kann keine Geschichten erzählen, wie es war, als man sich mit dem Longtailboot hat an einsamste Strände bringen lassen, die zuvor noch kein Europäer je gesehen hatte. Ich war nie der Rucksacktyp und meine Abenteuerlust ist mit einer Fahrt im Tuk-Tuk eigentlich schon mehr als gestillt. Ich mag schöne Hotels, mit freundlichen Angestellten, einem schicken Pool und einer Toilette, die eine Spülung hat – und all das zu einem bezahlbaren Kurs.
Das bedeutet allerdings meistens, dass ich in Hotels lande, die links und rechts über eine Infrastruktur verfügen. Es gibt längst mindestens einen 7-Eleven-Laden, drei Bars und 10 Strandrestaurants. Und Touristen aus aller Welt. Allein ist man da nie.

Und so erlebe ich dieses „Ich war hier, als es noch ein Geheimtipp war“-Gefühl heute zum ersten Mal und finde es großartig. Keine Menschenseele so weit das Auge reicht. Das nächste Dorf ist 20 Minuten Autofahrt entfernt. Irgendwo am Horizont ragt eine Insel aus dem Meer. Koh Phi Phi angeblich. Völlig egal, denn das Gesamtbild gleicht einer Postkarte, die man als zu unrealistisch und kitschig zurück in den Ständer stecken würde.

Had Yao war noch vor wenigen Jahren nur ein langer Strand mit Palmen. Jetzt gibt’s hier genau drei Hotels. Das „The Beach“, in dem wir wohnen. Das „Nantra Deluxe Hotel“ mit insgesamt 21 Villen und das mit 9 Villen eher  intime „The Sea House Resort“. Sie heissen „Had Yao Collection“ und diese Sammlung gehört Tom Poonsin. Der ist eigentlich Modeschöpfer, mit einer Schwäche für Hotels. Er trägt einen grauen Ziegenbart, lässig-edle Outfits und seine Augen blitzen, so wie man es nur bei Menschen sieht, die ihr ganzes Leben als Herauforderung nehmen. Bescheiden ist er, als ich mich in Superlativen verliere über Hotel und Umgebung. Ja, das hätte er auch gedacht, damals. Zuerst hatte er ein Hotel in Phuket, doch nach dem Tsunami, als er von vorne beginnen musste, hat er sich an diesen Landstrich erinnert. Vor 20 Jahren, erzählt er, hätte er all das hier nur vom Boot aus gesehen und vor allem auch nur über den Wasserweg erreichen können. Es war Liebe auf den ersten Blick, sagt er. Also hat er so gut wie alle Gründstücke an diesem 5 Kilometer langen Strand gekauft. Das war vor sechs Jahren. Inzwischen gibt’s Brücken und man kann bequem über den Landweg anreisen. Der Flughafen von Krabi ist 25 Kilometer entfernt. „Die ideale Lage für ein Hotel“, sagt Poonsin. Gebaut hat er drei. Der Mann weiß eben, was er tut. Das „The Beach“ verfügt über 17 Villen. Aufgeteilt in drei Kategorien: Deluxe Villa, Junior Suite und Pool Villa, diese verfügt über einen eigenen, nicht einsehbaren Pool. Nach zwei Morgen kennt man die anderen Urlauber vom Sehen und das Personal die persönliche Cocktail-Leidenschaft ihrer Gäste. Alles ist vertraut, familiär und die Belegschaft ist so entzückend, dass man aus dem Lächeln gar nicht herauskommt. Jede Villa vermittelt Luxusfeeling, die hohen Decken und offenen Bäder nehmen einem jede Enge. Die Anlage selbst ist gerade geschnitten, zwei Reihen mit Villen, in der Mitte ein Gang mit Palmen und am Ende dann das Restaurant mit Terrasse und Swimmingpool. Dahinter kommen nur noch Sand und Meer bis zum Horizont. Die Schwesterhotels des „The Beach“ setzen alle auf die gleiche Karte. Unaufdringlicher Luxus, Design, das dem Land treu bleibt und genau das richtige Maß an Einsamkeit. Ich atme vor lauter Glück tief ein und beende damit meinen kleinen morgendlichen Flirt. Mit ungeahnter Schnelligkeit flitzt er davon. Seitlich, so wie es nur Krebse können. Und ich könnte schwören, er hat mir zum Abschied zugezwinkert. Auf Wiedersehen am Had Yao. Am Long Beach.

Kim Lenar


Anreise
Had Yao Beach liegt etwa 20 Autominuten vom Flughafen Krabi entfernt.
Thai Airways: fliegt 3x täglich von Bangkok nach Krabi ab 5.770 Baht
Air Asia fliegt 3x täglich nach Krabi ab ca. 3.400 Baht

Hotels:
The Beach Boutique Resort
154 Moo 4
Had Yao Beach (Long Beach)
Krabi
Thailand 81130
Tel.: +66 (0) 86 471 3693 4
Web: thebeachboutiqueresort.com
ab ca. 3.000 Baht

Nantra Deluxe Resort
Had Yao Beach (Long Beach)
153 Moo 4
Krabi
Thailand 81130
Tel.: +66 (0) 86 471 3693 4
Web: nantradedeluxekrabi.com
ab ca. 3.000 Baht

The Sea House
120 Moo 4 Nuaklong
Krabi
Thailand 81130
Tel.: +66 (0) 86 471 3693 4
Web: theseahousebeachresort.com
ab ca. 4.000 Baht

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