Wirtschaftsnews:

Supergau zur Hochsaison

Wohin geht Thailands Wirtschaft? Ein Interview mit Andrew Batt


Das Jahr 2008 wird in den Geschichtsbüchern als das Jahr der sogenannten „Hamburger-Krise“ eingehen, wie die momentane globale Wirtschaftskrise auch genannte wird. Wie hat diese Krise eigentlich Thailand getroffen, wie sieht denn zu Jahresende die wirtschaftliche Situation Thailands aus?


Die Auswirkungen der „Hamburger Krise“ beginnen sich erst gerade so richtig zu zeigen hier in Thailand. Thailand war Anfang des Jahres nur knapp einer Blase entkommen. Die hohen Reispreise in der ersten Jahreshälfte haben das Land als größten Reisexporteur anfänglich noch vor dem globalen Wirtschaftsabschwung bewahrt. Zurzeit bekommt das Land aber gerade in diversen Wirtschafssektoren die Auswirkungen der Krise zu spüren. Das ist aber wohl erst der Anfang und es dürfte bis weit ins 2009 hineinreichen bis die Krise mit voller Kraft zuschlägt.

Das ist ja nicht die erste Krise, mit der Thailand zu kämpfen hat. Erst vor zehn Jahren wurde das Land durch die Asienkrise hart gebeutelt. War denn das Land durch diese eigenen Erfahrungen irgendwie besser vorbereitet auf die aktuelle Situation?

Ich glaube, die Erfahrungen der Asienkrise haben dem Königreich schon geholfen, besser auf die aktuellen wirtschaftlichen Probleme zu reagieren, als damals. Ich glaube aber, man kann die beiden Krisen nicht einfach direkt vergleichen, schon gar nicht mit dem was jetzt sonst noch alles passiert hier. Die Lektion, die thailändische Firmen aber damals gelernt haben ist sicher, dass sie zum heutigen Zeitpunkt viel weniger hoch verschuldet sind als damals und die Thai-Banken heute auch viel striktere Kriterien für Anleihen haben. Die aktuelle Krise wird aber wohl nicht schlimmer werden als die von 1997.

Sie haben es bereits angesprochen, die aktuelle Krise geht ja auch einher mit großen innenpolitischen Problemen. Was ist eigentlich die größere Gefahr im Moment: Die globale oder die nationale Krise?

Thailands politische Instabilität hilft sicher weder dem Vertrauen ausländischer Investoren, noch der gesamten Wirtschaftsstimmung. Abgesehen davon ist aber was in den letzten Monaten hier passiert ist sehr vergleichbar mit dem was rund um die Welt geschah. Die offene Frage ist aber: „Wäre es anders gewesen, wenn Thailand eben nicht auch noch gleichzeitig selber politisch eine instabile Lage gehabt hätte?“

Nachrichtenmeldungen von Bomben, geschlossenen Flughäfen und Demonstranten haben bereits zu vielen Annullierungen geplanter Thailandreisen geführt – und das ausgerechnet kurz vor Beginn der Hochsaison. Wie weit sehen Sie den Tourismus, als einen wichtigen Pfeiler Thailands Wirtschaft nun in Gefahr?

Der Tourismus macht etwa sieben Prozent des Bruttoinlandproduktes von Thailand aus, er ist also wichtig. Die aktuellen Nachrichten von Unruhen und Bomben haben verständlicherweise zu Annullierungen geführt. Wir wissen aber kaum vor dem zweiten Quartal des nächsten Jahres, wie schwer die Auswirkungen dieser aktuellen Unruhen für den Tourismus wirklich sein werden. Ich weiß von verschiedenen Hotels, die sehr tiefe Auslastungsraten haben und das eben zu Beginn der Hochsaison. Es ist wohl wirklich nicht gerade rosig, aber wohl auch nicht so schlimm, wie es einige befürchten.

Welche Möglichkeiten sehen Sie denn, dass in den nächsten Monaten da wieder einigermaßen eine Stabilität und damit auch Vertrauen hergestellt werden kann?

Stabilität muss unbedingt wieder hergestellt werden, sonst riskiert Thailand im Moment wirklich, wirtschaftlich abgedrängt zu werden. Persönlich hoffe ich, dass das besser schon heute als morgen passiert.

Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist da auch die Rolle des gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra. Er kündigte ja an, dass er im kommenden Jahr zurückkehren wolle in Thailands Politik. Glauben Sie, dass dies ein mögliches Szenario ist und dass er, wie er selber verspricht, die thailändische Wirtschaft noch einmal flott kriegen könnte?

Man muss klar sehen: Obwohl er ja vor mehr als zwei Jahren aus dem Amt gedrängt wurde, genießt Thaksin nach wie vor sehr große Unterstützung, vor allem außerhalb der Hauptstadt. Ich habe ihn früher in diesem Jahr in Dubai für „BusinessWeek Thailand“ selber interviewt. Damals sagte er noch, seine Tage in der Politik wären vorbei. Obwohl er nun seit kurzem wieder von einer Rückkehr spricht, glaube ich persönlich, dass dies nur Chaos mit sich bringen würde und wohl dem Land genau nicht die dringend benötigte Stabilität bringen würde.

Wenn wir diese Faktoren nun alle zusammenfassen, welche Prognose wagen sie für Thailands Wirtschaft fürs kommende Jahr?

Nun, dies ist die Frage, die jeder gerne beantwortet hätte. Thailands Wirtschaft wächst sicherlich weiter und zwar immer noch besser, als die von anderen Ländern in der Region. Aber: Ankündigungen wie zum Beispiel die Produktionskürzungen bei General Motors in Thailand sind wohl deutliche Anzeichen dessen, was wir fürs 2009 hier erwarten müssen. Ich glaube die Dinge werden wohl zuerst einmal noch schlechter, bevor sie wieder besser werden – die Frage ist leider nur: Wie schlecht wird es werden?

Pascal Nufer


Andrew Batt Executive Director von Businessweek Thailand Thailands Wirtschaft steht zum Jahresende an einem Tiefpunkt. Als wäre die globale Wirtschaftskrise nicht schon genug Ungemach, droht nun auch noch der Supergau fürs Land: Ausgerechnet zu Beginn der Hochsaison zerstören Bilder von blockierten Touristen, Gewalt und Anarchie das friedlichen Image des Land des Lächelns. Wie groß der Schaden durch die aktuellen politischen Unruhen wirklich ist, lässt sich frühestens Anfang nächstes Jahr genau beziffern. Sicher ist aber, dass Thailands Wirtschaft im 2009 noch hart an den Folgen dieses Jahr zu nagen hat, sagt Andrew Batt, der Executive Director von Businessweek Thailand im Interview mit Thaizeit.

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