Wunder von Thailand: Hoffnung für Gelähmte?

Das Königreich ist für qualitativ hochwertige medizinische Eingriffe in Privatkliniken bekannt. Nun kann ein gelähmter Sportler nach einer experimentellen Operation in Thailand seine Beine wieder spüren und bewegen.

Nach einer experimentellen Operation in Thailand kann dieser Gelähmte plötzlich seine Beine wieder spüren. Alle Fotos:Twitter/strazsr (Familie von Ryan Straschnitzki)
Bangkok, 7. Dezember 2019
Für den Kanadier Ryan Straschnitzki und das südostasiatische Land ist dies eine Sensation und womöglich generell ein Durchbruch in der Medizin. Der junge Mann, vom dem hier die Rede ist, überlebte vor eineinhalb Jahren ein schweres Unglück und war seither querschnittsgelähmt. Was war passiert? Auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel im April 2018 wurde der Mannschaftsbus der kanadischen Eishockeymannschaft "Humboldt Broncos" von einem gigantischen Sattelschlepper erfasst. In den Trümmern starben 14 Spieler im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, also fast das komplette Junior-Team.



Dramatische Luftaufnahmen zeigten damals den schwer beschädigten, auf der Seite liegenden Bus abseits vom Highway. Es fehlte ein Großteil des Rumpfs, das Dach war komplett abgerissen. In der Nähe lagen Hockey-Taschen, Schlafsäcke und andere Gegenstände verstreut. Seinerzeit schrieb der deutsche Eishockey-Bund auf Twitter: „Absolut schockiert!! Unser inniges Mitgefühl geht an die Eltern und die gesamte Gemeinde in Humboldt.“ Die ganze Sport-Welt und die Regierung schloss sich de Beileidsbekundungen an.

Mutter des Gelähmten: "Ich flippe aus"

Michelle Straschnitzki, deren damals 18 Jahre alter Sohn Ryan nach dem Unfall ins Krankenhaus kam, sagte: "Er lebt - zum Glück. Aber er spürt seinen Unterleib nicht - ich flippe aus", berichtete sie völlig aufgelöst. Und es wurde schon bald Gewissheit: Ryan blieb von der Brust abwärts querschnittsgelähmt.

Nun das Wunder, das thailändische Ärzte vor 3 Wochen in Thailand vollbrachten.

Sensationelle Wirbelsäulenchirurgie

Hochspezialisierte Ärzte mit langjähriger Erfahrung und Expertise implantierten einen Stimulator in Straschnitzkis Wirbelsäule in der Hoffnung, seine Beine wieder in Bewegung bringen zu können. Das experimentelle Implantat sendet elektrische Ströme zum Rückenmark und kann so programmiert werden, dass bestimmte Nerven stimuliert werden, auf die sich die Chirurgen und Therapeuten herausgearbeitet werden.

In einem Video seiner Familie liegt Straschnitzki auf dem Rücken, während ihm Ärzte nach der Operation aus dem Bett helfen.


"Einmal hätte Ryan den Therapeuten fast getreten - hoppla", hieß es in Straschnitzkis Twitter-Feed.

"Wie man sieht: der Therapeut hält sein Bein und wow... Ryan bewegt es! Dann fragt Ryan, ob er danach im Fitnessstudio trainieren darf. Kleiner Scherz, natürlich..." ABER: das Experiment ist gelungen und macht jetzt zweifellos vielen Gelähmten Mut.
"Diese Entwicklungen waren weit mehr, als was wir erwartet haben", erklärte die Familie auf Twitter. Und auch Dr. Aaron Phillips, Professor an der Universität von Calgary, sagte: "Der Eingriff verlief extrem positiv. Als der Stimulator eingeschaltet wurde, sind die schlafenden Bahnen in Straschnitzkis Rückenmark wieder erweckt worden".
Die Operation kann bis zu 100.000 US-Dollar kosten und ist nicht durch Versicherungen gedeckt. Bislang werden ähnliche Operationen in den USA und der Schweiz durchgeführt, aber in Thailand ist der Eingriff vergleichsweise viel billiger und das Ärzteteam arbeiten auch dort hochprofessionell.

Straschnitzki wird voraussichtlich bis Ende Dezember in Thailand bleiben und dort weiterhin therapiert werden. Seine Hoffnung ist nun groß, dass er bei Kanadas Paralympics mitmachen und für die nationale Schlittenhockey-Mannschaft antreten kann.
Das Thaizeit-Team drückt Ryan die Daumen und hofft, dass die intensive klinische Forschung und Entwicklung dieser neuartigen Eingriffstechniken bald auch in vielen anderen Teilen der Welt angewendet wird und zu wundersamen Ergebnissen bei Wirbelsäulen-Patienten führt. (NG)

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