Koh Lanta Spezial (3): Besuch im Dorf der Seezigeuner

Wer während des Urlaubs auf Koh Lanta mehr über Bevölkerung und Kultur der Inselbewohner erfahren möchte, sollte einen Ausflug an den äussersten Zipfel im Südosten einplanen. Denn dort leben die "Chao Ley" - die Menschen der See.

Touristen findet man nicht, im "Sang Ga U"-Dorf. Denn an diesem abgelegenen Fleckchen Erde gibt's weder Luxus noch Lifestyle, also keine Bars, Restaurants und Einkaufsmöglickeiten.
Vielmehr leben die dort ansässigen Seenomaden in ärmlichen Wellblechhütten und notdürftig zusammen-gezimmerten Holzbaracken. Hier sind sie leider präsent: die Schattenseiten des Lebens im Paradies! Doch die von Wurzellosigkeit und Isolierung entmutigten Sea Gipsies klagen nicht, denn sie leben sehr gerne in Thailand und begrüssen die wenigen Besucher stets mit einem herzlichen Lächeln.
Die indo-malayischen Volksstämme der Chao Ley (auch Chao Le genannt) waren ursprünglich Seefahrer, die vor mehreren Jahrhunderten vor drohenden Unruhen in Indonesien flüchteten und sich lieber in den "sicheren" Gewässern zwischen Phuket und Krabi tummelten. Der Sage nach waren die Seenomaden vor rund 500 Jahren die ersten Siedler auf den umliegenden Inseln wie Phuket, Koh Lipe, Koh Phi Phi und Koh Lanta. Dort schufen sie ihren eigenen Lebensraum, und bis heute haben sie sich ihre eigene Sprache, ihre Rituale und Traditionen sowie ihren ganz individuellen Geister- und Götterglauben erhalten. Das sprituelle, alljährliche "LOY RUA"-Bootfestival zeugt von ihrem tiefen Bekenntnis zu übernatürlichen Kräften.

Auf Koh Lanta lebt die grösste Gruppe der Chao Ley, die sogenannten URAK LAWOI. Im Vergleich zu anderen Seezigeunern auf Koh Phi Phi oder Phuket, die ihr Auskommen durch den Tourismus sichern (zum Beispiel durch den Verkauf von Perlen, Korallen, Muscheln und Kleidern), leben die "Menschen der See" auf Koh Lanta nach wie vor hauptsächlich vom Fischfang.

Dem Ozean verbunden

Die Chao Ley sind exzellente Fischer, Bootsmänner und Taucher, und können sich auch lange Zeit ohne Sauerstoff per Tank unter Wasser bewegen. Zu ihren täglichen Errungenschaften gehören der Fang von Fischen aller Art, Meeresfrüchten und Seegurken. Mitunter versuchen sie sich auch mit Landwirtschaft und selbstangebautem Gemüse, oder dem (lebensgefährlichen) Ernten von Vogelnestern auf den schroffen Steilfelsen in der gesamten Krabi Region. Mit den Thailändern haben sich die Sea Gipsies nie vermischt, vielmehr schätzen sie ihre eigene, für sich geschaffene Isolation. Für das ein oder andere Mitglied dieser Bevölkerungsgruppe mag das Frust und Resignation bedeuten, allerdings hat sich die junge Generation längst anderweitig orientiert, um der Monotonie ihres ärmlichen Daseins im Südosten der Insel zu entfliehen. Die Chao Ley-Jugend von Koh Lanta findet man zum Beispiel als Pagen oder Küchenhilfen in den umliegenden Hotels und Restaurants, die den Seezigeunern meist gerne eine Chance auf ein besseres Leben anbieten.

Junge Seezigeuner machen Karriere

Für uns war unser Fahrer das beste Beispiel. Er fuhr das THAIZEIT-TEAM in einem schicken Minibus einen halben Tag lang rund um die Insel, denn er ist als gut verdienender "Chauffeur" im eleganten Pimalai Resort & Spa untergekommen - dem First Class Hotel der Insel. Mit Stolz führte uns der junge Mann in das hier beschriebene "Sang-ga-u"-Gipsy Village, jenem Zigeunerdorf, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr aufwuchs, und wo bis heute seine Eltern in einer Wellblechhütte leben... 

Nathalie Gütermann; Fotos: Nathalie Gütermann


Das Sea Gipsy Village auf Koh Lanta ist keine Touristen-Attraktion! Die Seenomaden hatten und haben bis heute mit vielen Problemen zu kämpfen: Zwangsräumung ihres ursprünglichen Lebensraumes, Heimatlosigkeit, Integrationsproblematik, kulturelle Ausnahmeregelungen und vieles mehr.  THAIZEIT.DE bittet herzlich darum, diesen Menschen bei einem Besuch in ihrem Dorf Toleranz und Respekt entgegenzubringen.

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