Bangkok:
Mit Stofftaschen zur Gartenstadt
Bangkok will grün werden.
Grün ist wohl nicht die vorherrschende Farbe in Bangkok. Doch was nicht ist, soll werden. Thailands Hauptstadt will sich zur Vorzeigestadt in Sachen Umweltschutz mausern. So zu mindest hat das ihr Gouverneur Apirak Kosayodhin vor kurzem angekündigt. Und offensichtlich meint es Bangkoks Stadtvater ernst, wenn er sagt: Wir werden ein Vorbild für andere Großstädte der Welt.
„Gasohol 95 oder 91“? – Diese Frage ist bereits selbstverständlich an den Tankstellen Bangkoks. Wer anstelle des angeblich umweltfreundlicheren Treibstoffgemisches „Gasohol“ Normalbenzin tanken will, muss die Zapfsäule für sein durstiges Auto hier schon bald suchen. Viele Tankstellen haben nur noch „Gasohol“ oder Naturgas im Angebot. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie schnell es manchmal gehen kann, wenn die Regierung in Thailand einen Beschluss durchpeitscht. Ob allerdings das Ziel „Gartenstadt Bangkok“ auch so schnell erreicht wird, kann man bezweifeln, zumindest ist aber der Wille deutlich erkennbar.
Stofftaschen und Bäume
Wer in diesen Tagen, in Bangkoks großen Shoppingcentern einkauft, wird staunen: Statt dutzenden von Plastiktüten, in die der Großeinkauf verpackt wird, sollen Stofftaschen verteilt werden, auf denen in großen Lettern Bürgermeister Apiraks Absicht prangt: „Bangkok cool“ – Die coole Einkaufstasche soll Sinnbild sein, für eine neue Klimapolitik in Thailands Hauptstadt, denn die Stadtregierung will mit vielen kleinen Maßnahmen der Klimaerwärmung den Kampf ansagen. Noch ist die Idee eines grünen Bangkoks relativ jung. Erstmals aufgeworfen wurde sie von Gouverneur Apirak Anfang Juni und schon sind nebst den Einkaufstaschen auch bereits andere erste Resultate zu sehen. „Wir pflanzen Tausende von Bäumen und haben bereits viele Betonflächen begrünt.“ erklärt der umtriebige Stadtvater seine ersten Schritte gegenüber den Medien. Es ist dem Politiker aber auch klar, dass dies nicht reicht, sein ehrgeiziges Ziel einer Reduktion der Treibhausgase herbeizuführen. Immerhin sollen in den nächsten Jahren 15 Prozent weniger dieser schädlichen Abgase aus Bangkoks Rohren und Kaminen dampfen. Nichts desto trotz gibt sich Bangkoks Stadtvater in hemdsärmliger Manier zuversichtlich: „Bangkok soll ein Vorbild werden.“ sagt er und schwärmt von neuen Parkanlagen, autofreien Tagen und besseren Nahverkehrsmitteln.Unterstützung von Bill Clinton
Was in einem Jahr, in dem Wahlen anstehen und seine Partei, die Demokraten unbedingt in die Landesregierung wollen, sehr nach Wahlkampfparolen riecht, hat aber durchaus Hände und Füße. Das Programm für eine nachhaltigere Klimapolitik in Bangkok ist nicht alleine in der PR-Abteilung der Politiker gewachsen. Bangkok reiht sich damit in eine Aktion von 15 anderen Großstädten der Welt ein, unter denen beispielsweise auch Berlin ist. „Das macht Sinn“, erklärt Apirak, „denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass alleine die 15 größten Städte der Welt für 75 Prozent der Treibhausgase verantwortlich sind“. Durch diese Tatsache wurde nun offenbar Bangkoks Bürgermeister vom Ehrgeiz gepackt, und er will mit seiner Stadt etwas in Bewegung setzen, was bis jetzt den Regierungen der größten Staaten der Welt nicht gelungen ist: Apirak will helfen, die Welt zu retten. Support gibt’s dafür aus den USA. Bill Clinton, der sich neuerdings auch in die Reihen der Weltverbesserer begibt, unterstützt mit seiner Clinton-Foundation die Projekte der 15 Großstädte und dadurch fließt letztlich auch Geld aus Deutschland und der Schweiz in Bangkoks Umweltprogramm. Denn der Topf von Clintons Prestigestiftung wird unter anderem von der Deutschen Bank und der UBS gespeist.Schwimmen im Chao Praya
Eingesetzt werden sollen die Gelder aber nicht nur für neue Grünflächen und Stofftaschen. „Längerfristig von Bedeutung sind vor allem bauliche Maßnahmen“ erklärt Apirak Kosayodhin und verweist damit auf dringend nötige Sanierungsmaßnahmen an Hochhäusern und öffentlichen Gebäuden. Stichworte hier sind bessere Isolierung und effizientere Kühlsysteme. Der nächste Schritt auf dem Weg vom Moloch zur Gartenstadt gilt aber Bangkoks Bussen. Bereits verkehren auf Versuchsstrecken neue, gasbetriebene Busse, die längerfristig die offenen alten Dreckschleudern ersetzen sollen. Im gleichen Schritt werden auch Express-Buslinien eingeführt, die vom Rest des Verkehrs abgesperrt sein sollen. Glaubt man dem Bürgermeister, so sollen die ersten Busse bereits Ende des Jahres regulär nach Fahrplan unterwegs sein. Und wenn alle seine Träume wahr werden, soll dereinst auch ein Triathlon mit Schwimmstrecke im Chao Praya Fluss Bangkok als saubere Stadt bekannt machen, wie er gegenüber dem Thaizeit-Magazin verriett: „Man wird im Chao Praya problemlos schwimmen können“. Dies sei wirklich möglich und gar keine Illusion, denn als jemand der am Chao Praya aufgewachsen sei, habe er schließlich selber schon als Kind in dieser dunklen Brühe gebadet.Pascal Nufer
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