Koh Phangan: Eine Insel, so voll wie der Mond
Wer Koh Phangan sagt, muss auch Full Moon Party sagen. Die Vollmondsause ist berühmt-berüchtigt. THAIZEIT hat mitgefeiert.
Zuerst füllen sich die Hotels, denn die Insel zieht ein Mal im Monat wie ein Magnet Reisende an. Dann wird es eng auf den Straßen, weil ganz Phangan an den südöstlichen Zipfel des Eilands strömt. Wohin? Zum Haad Rin, wörtlich übersetzt „Sandfloh“. Dort reiht sich auf einigen hundert Metern eine Front von Clubs, Bars und Discos aneinander. Spätestens ab Mitternacht sind sie Häuser vollgepackt mit Menschen und Musik. Und am Strand davor tanzen die Leute, zahlreich wie Flöhe, manchmal sind es über 30 000.
Die Drinks werden eimerweise ausgeschenkt. Ein typischer Koh-Phangan-Kessel hat die Größe eines Sandkasteneimerchens und ist gefüllt mit einer Flasche Hochprozentigem und zwei Softdrinks zum Mixen, dazu Eis und Strohhalme. Schon weit vor dem Strand werden sie mit dem Slogan „Bucket! Bucket!“ angeboten. Das Prosit-Paket zu rund 250 Baht – ein fairer Preis.
Bunte Schnurrbärte
Einen Dress-Code gibt es nicht. Anfänger erkennt man daran, dass sie in langen Hosen und Hemd auftauchen – die Full Moon Party ist sprichwörtlich heiß und die Kleider kleben schnell am Körper. Die meisten tragen einfach Badesachen. Und Farbe. Das grelle Grün, Gelb, Blau und Rot wird mit den Fingern aufgetragen und gehört mittlerweile zur Vollmondsause wie die Schminke zum Karneval. Männliche Künstler malen sich Bikinis auf die Brust, lustige Damen lassen sich einen Neon-Schnurrbart sprießen. So fluoreszieren sie durch die Nacht und verpassen den Anfängern bunte Flecken auf die Kleider.Die Full Moon Party ist die Love Parade Thailands. Die Geschichten der beiden Feten haben eine parallele Entwicklung erlebt. Beide haben ihren Ursprung im Jahr 1989 und sind von einem Grüppchen von Enthusiasten ins Leben gerufen worden. Sowohl bei der Technoparade als auch bei der Strandsause wurde von Anfang an zu elektronischer Musik getanzt. Von Mitte bis Ende der Neunziger galten beide Veranstaltungen als Ausdruck eines Lebensgefühls. Und beide Partys sind Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden.
Schon in den Tagen vor dem Massenspektakel dreht so ziemlich jedes Hotel auf Phangan, das eine Theke in Strandnähe hat, nachmittags die Regler der der Stereoanlage hoch. Die Elektro-Hippie-Romantik wird schon längst vom Kommerz überschallt. Ein Europäer, der seit acht Jahren auf der Insel wohnt und die Entwicklung verfolgt hat, sagt: „Das Ganze ist ein großes Geschäft und viele Leute sind abhängig von den Umsätzen, die an den paar Tagen um die Party herum gemacht werden. Aber die Touristen kümmern sich nicht viel um die Insel und konsumieren und verschmutzen nur.“
Unglück im Juni
Eine Katastrophe wie bei der Loveparade in Duisburg, wo 21 Menschen bei einer Massenpanik starben, ist auf Koh Phangan zwar nicht vorstellbar. Doch auch am Rande der Full Moon Party gibt es immer wieder Todesopfer. Die traurigen Unfälle passieren nicht am Strand, sondern auf den Straßen. Und im Juni krachten zwischen Koh Phangan und Koh Samui zwei Schnellboote ineinander, weil eines der beiden Schiffe ohne Licht und Lizenz unterwegs war. 40 Menschen mussten aus dem Golf von Thailand gerettet werden.Dem Mainstream-Image und der unseligen Randereignisse zum Trotz: Wer die Full Moon Party ohne große ästhetische Erwartungen besucht, wird bestimmt eine gute Zeit haben. Mit gesundem Menschenverstand ausgestattet ist die Sause heil zu überstehen und mit tausenden Leuten aus aller Welt zu feiern hat zweifelsohne seinen Reiz. Noch ist Haad Rin nicht der Ballermann – trotz der Eimer.
Eintritt
Ob der Eintritt von 100 Baht für die Full Moon Party nun offiziell ist oder nicht, weiß keiner so recht. Wer sich Diskussionen ersparen möchte, zahlt. Termine
Gefeiert wird nicht immer exakt an Vollmond. Die Termine für 2010 und 2011 stehen auf www.fullmoonparty-thailand.com Zur Party und zurück
Von Koh Samui aus legt die letzte Fähre gegen 18.30 Uhr ab, die erste geht um 7 Uhr zurück. Wer nur ein oder zwei Nächte auf Koh Phangan bleiben möchte, sollte sich vorher informieren: Viele Resorts verlangen um die Vollmondzeit einen Mindestaufenthalt von mehreren Übernachtungen.
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