Kolumne von Amorn Surangkanjanajai:

Same Same but different

Eine Kolumne von TV-Star Amorn Surangkanjanajai, besser bekannt als Gung aus der Lindenstraße


Um die Menschen in Thailand zu verstehen, muss man, neben der Sprache, auch die Mentalität der Thais berücksichtigen. Oftmals sprechen die Thais nicht direkt aus, was sie meinen, sondern sagen die Dinge „durch die Blume“. Zum Teil fällt es ihnen auch leicht „um den heißen Brei“ herum zu reden. Dazu gibt es im Thailändischen sogar eine passende Redewendung: „Schak Maenam Taang Haa“, was übersetzt ungefähr soviel bedeutet wie: „Ziehe alle fünf Flüsse zusammen“.
Gemeint ist folgendes: Bevor man auf den Punkt kommt, lässt man, metaphorisch gesprochen, die Flüsse aus fünf verschiedenen Richtungen zusammenfließen. Kurz gesagt: Man produziert Überflüssiges. Erwarten Sie also nicht, direkte Fragen und Antworten von einem Thai zu erhalten und versuchen Sie immer aufmerksam zwischen den Zeilen zu lesen. Manchmal wird man auch mit einer paradoxen Logik konfrontiert, die für Ausländer nur schwer nachzuvollziehen ist.
Wenn Sie z.B. jemand fragt, ob Sie Hunger haben, existieren, basal gesprochen, nur zwei einfache Antworten: „Ja“ oder „Nein“. Bei den Thais werden auch zwei Antworten gegeben, wobei jedoch die sozial unerwünschte Antwort meist umgangen wird. Es gibt im Thailändischen den Ausdruck „Greng Jai“, was soviel bedeutet wie: „sich mit Bescheidenheit und Rücksicht um jemanden kümmern“. Die Thais verneinen also ihren Hunger, um die Ehre zu bewahren! Dieses Verhalten ist manchmal gar nicht so schwer nachzuvollziehen. Sie kennen sicherlich Situationen, in denen man eine Unwahrheit vorzieht, um von etwas zu profitieren oder jemanden zu schützen. Was aber das alltägliche Leben und die Kommunikation erschwert, ist, wenn ein Begriff auftaucht, der mehrere Interpretationen erlaubt. Nehmen wir zum Beispiel die Interpretation der „Menschenrechte“, da ich glaube, dass dieser Begriff sich nach thailändischer Auffassung sehr stark von der deutschen unterscheidet.
Ein weiteres bedeutsames Beispiel ist die Auffassung des Begriffes „Liebe“. Bei der thailändischen Auffassung kann es hier leicht zu kulturell bedingten Missverständnissen kommen. Dieser Begriff beinhaltet nicht nur „Lust und Leidenschaft“, im Bezug auf Sexualität und Zärtlichkeit, sondern spricht noch weitere Aspekte an: Es geht darüber hinaus um Besitz, Geld und Ehre in der Gesellschaft. Wenn Sie sich in einen Thai verlieben, sollten Sie dies beachten. Und wenn man mich fragt, ob es die wahre Liebe in Thailand gibt, werde ich nach deutscher Definition mit „Ja“ antworten!
Amorn Surangkanjanajai

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