Reiner Calmund: Mein Urlaub in Thailand

Ex-Fußballmanager Reiner Calmund war fünf Wochen lang in Thailand. „Urlaub für Leib und Seele“ nennt er seine Reise. Als Gastkolumnist hat der schwergewichtige Fußballmann seine privaten Erfahrungen und exklusiven Tipps für die THAIZEIT-Leser aufgeschrieben.

„Wohl jeder, der die berühmten “paar Pfunde zu viel” auf den Hüften hat, kann ein Lied davon singen, wie qualvoll und leider Gottes oft sinnlos Diäten sind. Ich bin mit mehr als ein paar Pfund zu viel ausgestattet, habe viele Diäten ausprobiert, helfen konnte letztlich keine.
Der Tipp eines Freundes führte mich dann im Anschluss an die Weltmeisterschaft, die mir als “Stress-Fresser” noch einmal ein paar Pfunde zusätzlich beschert hatte, in eine völlig neue (Ernährungs-) Welt. Thailand hieß das Reiseziel, und der Tipp erwies sich als glänzend. Ich bin froh, dieses Land richtig kennen gelernt zu haben. Häufiger schon war ich im asiatischen Königreich, immer beruflich. So intensiv wie in den knapp fünf Wochen im Herbst hatte ich nie die Gelegenheit, Land, Leute und Küche kennen zu lernen.

Die erste Station unserer Thailand-Rundreise hieß Pattaya. Leider ist diese pulsierende Stadt bei uns in Deutschland wegen des teilweise ausufernden Sex-Tourismus bekannt. Schade, dieses Image wird ihr nicht gerecht. Es gibt eindrucksvolle Stätten der großen thailändischen Kultur, es gibt wunderbare Strände hier, malerische vorgelagerte Inseln mit der sprichwörtlichen Postkartenidylle und tolle Restaurants.

Essen: Gut und günstig!

Wer nach Thailand reist und dort in einem guten Restaurant essen geht, der wundert sich zunächst über die Preise. Der normal verdienende Mitteleuropäer wird sagen: „Hoppla, hier kriege ich noch was für mein Geld!“ Hierbei muss man jedoch bedenken, dass die Preise natürlich ans Lohnniveau der Bevölkerung gekoppelt sind. Der Thai im Servicebereich beispielsweise verdient mit etwas Glück umgerechnet 200 Euro im Monat. Für ihn ist es ein Luxus, ins Restaurant essen zu gehen. Für uns wird jeder Besuch zum Schnäppchen. Sensationelles Obst, wunderbarer Fisch, zartestes Gemüse – ich bin nirgendwo enttäuscht worden. Mein Favorit war das Restaurant „Mantra“. Hier gibt es sechs (!) verschiedene, offene Küchen in einem Restaurant: Japaner, Chinese, Seafood, Inder, und natürlich Thai – in jeder Ecke eine Sensation!

Ich fürchte nur, die wenigsten Touristen nutzen ihre Reisekasse, um die thailändische Kultur und Küche kennen zu lernen. Wie anders sollte es dazu kommen, dass die Hauptverkehrsstraße des Zentrums von Pattaya, direkt am Strand gelegen, gegen Abend für jeglichen motorisierten Verkehr gesperrt und zur „Walking Street“ wird. Hier geht dann die Post ab, vom gefälschten Lacoste-T-Shirt bis zu schnellen Liebesdiensten, hier kann man alles kaufen. Sich da als Prominenter auch nur mal umzuschauen, ist heutzutage allerdings brandgefährlich. Durch zweideutige Handy-Fotos von deutschen Touristen kannst Du ein paar Tage später in der Bildzeitung unter „1414-Leserreporter“ als lüsterner Promi hingestellt werden – das braucht kein Mensch.

Das andere Pattaya

Wie gesagt: Auch Pattya hat ungleich mehr zu bieten. Eindrucksvoll verfolgte ich einen Kampfabend im Thai-Boxen. Kinder ab 30 Kilo kämpften. Was in Europa als barbarisch empfunden würde, wird hier gepflegt und tatsächlich wirken diese Kinder bei der Präsentation der uralten Rituale viel reifer als gleichaltrige Kinder aus Mitteleuropa. Ob ich allerdings meinen Sohn auf diese Art Sport machen ließe? Ich denke nicht. Apropos Sport: An jedem Tag meines Aufenthaltes in Pattaya verbrachte ich zwei Stunden im „Fairtex“-Fitnesscenter, anschließend ging es zur traditionellen Thai-Massage ins „Health“-Land, danach eine Stunde zum Aquajogging. All diese Aktivitäten fanden statt in fantastisch eingerichteten Etablissements, technisch und hygienisch alle auf dem allerersten Stand, und wie gesagt, zu sehr erschwinglichen Preisen. Außerordentlich preiswert war auch unser zweiwöchiger Aufenthalt in dem familienfreundlichen „Thai Garden Ressort“, wobei Service, Atmosphäre und vor allen Dingen die Gastfreundschaft sehr gut waren.

Der zweite Teil des Thailand-Trips führte uns in die Metropole Bangkok. Eine Wahnsinns-Stadt mit rund 12 Millionen Einwohnern, atemberaubend in fast jeder Hinsicht. Hier treffen Tradition und Moderne, unermesslicher Reichtum und unvorstellbare Armut, nervtötender Verkehr und ruhige Idylle aufeinander. Immer aber begleitet dich König Bumiphol, der Herrscher der Thai, seit sechs Jahrzehnten für seine Untertanen anbetungswürdiges Vorbild und geliebter König. Mein favorisiertes Restaurant hier trägt den beziehungsreichen Namen „Nami“, das Schwester-Lokal, ebenfalls im „JW Marriott“-Hotel, heißt „Tsu“. Geboten wird japanische Küche vom Feinsten, die ja so viel mehr zu bieten hat als Sushi und Sashimi. Leicht, gesund, vitalisierend präsentierte ein außergewöhnlich talentierter junger Küchenchef namens Puttipong seine Speisen, fast ehrfürchtig machte ich mich drüber her – jeder Bissen ein wahrer Genuss. Ein weiteres absolutes Muss in Bangkok ist der Besuch im Seafood Market Restaurant. Hier wird wie im Supermarkt eingekauft, frisch und teilweise noch lebend, und dann von einer Kompanie von Köchen wunschgemäß und mundgerecht zubereitet. Die traditionelle Tee-Zeremonie findest du im „Mandarin Oriental“, einem wunderbaren Hotel, in dem die Zeit der Kolonialisierung stehen geblieben zu sein scheint, einfach eindrucksvoll und mit sehr viel Stil.

Shopping in Bangkok

Unser Hotel, das „Peninsula“, lag direkt gegenüber am Wasser und bot uns die Möglichkeit, per Barke zur „Skytrain“-Station überzusetzen und damit dem pulsierenden Straßenverkehr der thailändischen Hauptstadt zu entkommen. Von oben auf diesen Wahnsinn zu schauen beruhigt, allein die Vorstellung, stundenlang in diesem chaotischen, versmogten Stau zu stehen, verschafft Beklemmungen. Der „Skytrain“, ultramodern und superschnell, schwebt unter anderem zum „MBK“, einem der größten Kaufhäuser Asiens mit einer Auswahl, die du in Europa nicht finden würdest. Ach ja, wie auf allen Stationen unserer Reise ließ ich mir nicht nur die gesunde Kost schmecken. Zur Unterstützung des Ganzen gehörten Sport und Massage tagtäglich dazu. Und egal, welche Übung: Sie fielen mir jeden Tag leichter. Der nächste Stopp hieß Phuket und hier wurde ich Zeuge eines Spektakels, das mir auf der einen Seite den Schweiß auf die Stirn trieb, auf der anderen aber höchsten Respekt abnötigte. Das „Vegetarische Festival“ stand an, eine Veranstaltung der Thailänder chinesischer Abstammung. Was harmlos klingt und einen zuletzt an Fleisch denken lässt, stellt gesunde Kost und körperliche Askese in den Mittelpunkt. Diesen Dingen hatte ich ja nun schon seit dem Beginn unseres Urlaubs gefrönt, nichts Dramatisches also, dachte ich. Doch die gläubigen Thai ließen mich staunen wie selten in meinem sicherlich an Höhepunkten nicht armen Leben. Sie versetzten sich tanzend in Trance, um so betäubt, Nadeln und Schwerter durch Lippen und Wangen zu stechen, ohne mit der Wimper zu zucken. Kronleuchter, Tankstellen-Zapfpistolen, ja Stühle fanden bei den Protagonisten den Weg durch die Haut – alles in der tief religiösen Hoffnung auf ein besseres Leben. Schwer nachvollziehbar, aber ebenso beeindruckend.

Mir reichten zur Selbstdisziplin meine Diät und mein tagtägliches Sportprogramm. Am Strand von Phuket drehten wir übrigens einen Beitrag für Vox tours (zu sehen am 13.1.) trafen dabei neben extremen Menschen auch extreme Tiere, extrem große Tiere. Zwei Baby-Elefanten tummelten sich im Sand, ich ging gleich auf Tuchfühlung. Endlich war ich mal nicht der Dickste am Strand.... Den Appetit haben mir die traditionellen Rituale auf keinen Fall genommen. Und auch in Phuket-Town fand ich meine Oase des tollen Geschmacks. Es war ein recht einfaches, winziges Fischlokal namens Ka Jok See. Aber eines mit außergewöhnlichem Ambiente. Die Einrichtung im Pariser Stil überzeugte durch viel Liebe zum Detail. Vollends verblüfft aber war ich, als ich schon vor der Vorspeise zum Tanz gebeten wurde, danach meine Frau Sylvia und wir alle schließlich zwischen den Tischen tanzten, dann aßen, dann wieder tanzten und wieder aßen und so weiter. Traditionelle Musik wurde im Verlauf des Abends von den verschiedensten Musikrichtungen abgelöst, bei den Hits aus den 80igern war ich noch gut dabei, als der DJ auf Techno wechselte, bekam ich dann doch Probleme. Aber es blieb die Erinnerung an einen tollen, außergewöhnlichen Abend in einem Restaurant, das ich sicherlich nie vergessen werde.

Einzigartiges Chiang Mai

Die Hotels „Peninsula“ in Bangkok und „Trisara“ verwöhnen dich von der ersten Minute deiner Ankunft bis zum letzten Moment deiner Abreise. Asiatische Höflichkeit und Zurückhaltung, gepaart mit einer bewundernswert unaufdringlichen Perfektion, lassen jedes Touristenherz höher schlagen. Doch was wir in Chiang Mai, unserer vierten und letzten Station, in den Bergen weit nördlich der Hauptstadt erlebten, war schlicht und ergreifend unvergleichlich. Das „Mandarin Oriental Dhara Dhevi“ ist wohl einzigartig. Ob Design oder Service, ob Ambiente oder Kultur – diese Herberge setzt Maßstäbe weltweit. Auf rund 25 Hektar Fläche stehen 144 Villen und Suiten im landestypischen Lanna-Stil mit prächtigen Holzschnitzereien und geschwungenen Dächern. Inmitten von Reisfeldern und rund 10 000 neu gepflanzten Bäumen entstand eine Oase der Ruhe, wo selbst ein Hektiker wie ich ein paar Gänge runterschaltete und wunderbare Erholung fand. So ließ ich meinem ja bereits gut entspannten Körper die jahrhundertealten Heilmethoden Asiens angedeihen, genoss Ayurveda-Therapien, Thaimassagen und versuchte mich sogar in Yoga. Calmund als Lotus-Blüte – unvorstellbar, aber wahr. Dass die Restaurants in dieser Hotelanlage sensationell waren, muss ich nicht erwähnen. Und besonders stolz war ich, dass mich der Küchenchef in seine heiligen Hallen ließ. Für RTL-Explosiv kochte ich mitten im Reisfeld meine thailändische Lieblingssuppe Tom Yam Goong. Es klappte, es musste bei diesen Voraussetzungen ja auch klappen. Das thailändische Nationalgericht schmeckte wie immer scharf, aber wunderbar.

Danke, Thailand!

Knapp fünf Wochen vergingen wie im Flug. Wir versuchten Thailand, und Thailand nahm uns gefangen. Eine unvergessliche Zeit für mich und meine Frau, meistens paradiesische Ruhe, hie und da auch etwas chaotische Hektik, immer aber wunderbare Menschen und eine sensationelle Küche. Eine, die mir half, viele Kilos zu verlieren. Ich muss zugeben: die asiatische Gelassenheit, die Motivationskunst meiner Trainer in den Gyms – all dies ließ es mir leicht fallen, mein Programm durchzuziehen. Diese Motivation zuhause zu finden, ist schwer. Weil dies so ist, weiß ich ganz sicher: Thailand – wir kommen wieder!“

Reiner Calmund


Mehr Calli Im Internet: www.reinercalmund.de

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Meinungen
01.03.2023 08:21
Wenn alle Prominenten so viel Herz und Verstand hätten wie Herr Calmund, wäre die Welt ein wenig besser. Das ist eine seriöse Beschreibung des Heimatlandes meiner Ehefrau.

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