Thailand ein Stück näher sein:

Kaffee aus Thailand

Thailand kommt auf die Bohne.


Bei Thailand denkt man nicht als erstes an Kaffee. Trotzdem entwickelt sich das asiatische Königreich immer mehr zur Kaffeenation. Mit über 80.000 Tonnen pro Jahr ist Thailand die Nummer Drei unter den südostasiatischen Kaffeeproduzenten. Und was ursprünglich für den Export bestimmt war, findet langsam aber sicher auch hier Anklang: Die Thailänderinnen und Thailänder mausern sich je länger desto mehr zu kleinen Kaffeetanten.

Vom Opium-Surrogat zum Wirtschaftsmotor


Starbucks und der thailändische König sind nicht nur beide unangefochtene Herrscher über ihre Reiche, sie haben auch noch andere Gemeinsamkeiten: Sie sind beide verantwortlich für den Siegeszug der thailändischen Kaffeebohne. Während der amerikanische Kaffeeriese die Thailänderinnen und Thailänder auf den Genuss von frisch gebrautem Muntermacher brachte, war der thailändische Monarch entscheidend mitverantwortlich fürs Ankurbeln der einheimischen Kaffeeproduktion. Was als Ersatzanbauprodukt von Opium vorangetrieben wurde, ist heute ein Wirtschaftszweig, der sowohl in Nord-, wie auch in Südthailand ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft geworden ist.

Thailändischer Kaffee in Deutschland

Die Thais sind offensichtlich auf den Geschmack von frisch gebrauten Kaffee gekommen. Selbst in abgelegenen Dörfern findet man heute irgendjemanden mit einer Espressomaschine, der weiß, wie man einen richtig schwarzen Espresso braut. – Zugegeben, sind es meist die liebevoll zubereiteten und großzügig gesüßten Eiskaffeevariationen, welche die Thailänderinnen und Thailändern selber bevorzugen, doch immerhin hat sich dadurch erstmals eine Gegenkultur zum Instantkaffee gebildet. Doch auch wenn die Filialen von Starbucks, oder lokalen Konkurrenten wie Blackcanyon, 94 Coffee oder Wawee, wie Pilze aus dem Boden schießen, nehmen Thailands Kaffetanten im internationalen Vergleich immer noch sehr kleine Schlückchen. – Pro Jahr verbraucht ein Thai im Durchschnitt gerade mal ein halbes Kilogramm Kaffeebohnen. Die Deutschen erscheinen da mit acht Kilogramm pro Jahr schon fast als Kaffeesüchtige daneben, sie sind aber von den Spitzenreitern, den Finnen auch immer noch weit abgeschlagen. In Finnland scheint man sich mit 14 Kilogramm Kaffee pro Person und Jahr wohl mit der Schwarzen Bohne über die dunklen Wintermonate retten zu müssen. Die Italiener, die man wohl auch irgendwo im vorderen Umfeld vermuten würde, liegen übrigens mit fünf Kilo pro Jahr noch hinter den Deutschen. Den neuen Trend zur Bohne haben in Thailand auch zwei Schweizer erkannt: Urs Brunner und Andreas Engler hatten schon vor bald 15 Jahren den Kaffeeduft gerochen und haben sich in der Zwischenzeit zu Thailands größten Produzenten von Bohnenkaffee gemausert. Ihr Boncafé verkauft sich längst nicht mehr nur in Thailand, sondern auch in anderen asiatischen Ländern, im mittleren Osten und in Europa. In Deutschland haben die beiden mit der Kaffeebar-Kette C’asia einen Partner gefunden, der explizit auf den neuen Duft aus Asien setzt und die thailändischen Bohnen als Marktlücke entdeckt hat. Somit erobert nun also der Kaffee aus Thailand auch die deutschen Tassen.

Kaffee statt Opium

Trotz Kaffeeboom und neuen Exportmärkten enden allerdings die meisten Kaffeebohnen aus Thailand nach wie vor in einem Nescafé-Beutel oder als süßer  Dosendrink. Die meisten der neuen hippen Kaffebars haben denn auch immer noch mehrheitlich Bohnen aus Afrika und Südamerika im Angebot. Es scheint, als trauen die Thais den einheimischen Bohnen noch nicht so ganz über den Weg. Zu unrecht, wie Andreas Engler von Boncafe beteuert. Und er muss es ja wissen, schließlich reist er jedes Jahr im Dezember, wenn die roten Beeren reif sind in Thailands Norden, wo mitten im dichten Dschungel der beste Kaffee des Landes gedeiht und kauft dort direkt bei den Kaffeebauern die Bohnen für seinen Premium-Kaffee ein. Es ist der Arabica-Kaffee, der dort in den kühleren, höher gelegenen Regionen gedeiht und dessen Bohnen als beste Qualität gelten. Insgesamt machen diese Bohnen aber einen verschwindend kleinen Teil der Gesamtproduktion Thailands aus. Aktuell werden pro Jahr in Thailand nur gerade ein paar hundert Tonnen Arabica-Bohnen produziert, während von der für den Massenmarkt bestimmten Robusta-Bohne pro Jahr rund 80.000 Tonnen geerntet werden. Wenn man bedenkt, dass die Kaffeeproduktion in Thailand erst in den frühen 70er Jahren begonnen hat, sind das schon ganz ordentliche Zahlen, die allerdings nach Einschätzungen von Experten noch weit höher sein könnten. Begonnen hat der Kaffeeanbau in Thailand auf eine Initiative der Regierung, die damit den einstigen Opiumbauern eine neue Einkommensquelle erschließen wollte. Erst durch die Unterstützung der UN und des thailändischen Königshauses, gelang es, den Kaffee auch richtig als marktfähiges Produkt zu etablieren. Bekannt ist heute beispielsweise die königliche Marke Doitung, die ebenfalls aus hochwertigen Bohnen aus Nordthailand stammt. Nebst den wenigen größeren Bohnenkaffeeherstellern finden auch immer mehr kleine einen Weg auf den Markt und verkaufen teilweise wirklich hochwertigen Arabica-Kaffee in leckeren Röstungen. So kann man also zuversichtlich sein, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzt und sich Thailand immer mehr zur neuen Kaffeenation Südostasiens entwickelt.

Pascal Nufer

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