Thailand News:

Deutsch-Camp schafft mehr Zusammenhalt

Das erste Sommer-Camp mit deutschen und thailändischen Schülern und Studenten im Rahmen der Bundesinitiative „Schulen: Partner der Zukunft“ war viel mehr als nur ein Sprachurlaub.


„Die spielen alle barfuss, da ziehe ich meine Schuhe lieber auch aus!“ ruft Till und schlüpft am Spielfeldrand aus seinen Sneakers, „ich will ja niemanden verletzen“. Das Spiel auf der Wiese mit dem hohen Gras geht unterdessen weiter. Es wird schnell gespielt und harte Volleyschüsse fetzen trotz fehlenden Schuhwerks über das improvisierte Feld. Doch untereinander geht es sehr freundschaftlich zu und die thailändischen und deutschen Jungs die hier mehr mit- als gegeneinander antreten, sind sich stets einig über Fouls und Pfostenschüsse: „War das ein Tor?“ wundert sich ein Zuschauer und einstimmig kommt die Antwort: „Nein, das war zu hoch!“
Für Außenstehende ist kaum erkennbar, wer den Fußball auf welches Tor zu spielen hat, und auch sonst haben die Spieler etwas gemeinsam: Sie sprechen Deutsch. Die einen lernen es in der Schule, die anderen sprechen es zuhause weil ihre Eltern für ein paar Jahre oder länger beruflich in Bangkok sind. Es ist das erste Deutsch-Camp der neu gegründeten Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Bundesaußenministeriums und rund 80 deutsche und thailändische Schüler und Lehrer sind für drei Tage im Oktober nach Khao Yai gefahren, um sich kennenzulernen und ganz ungezwungen deutsch zu sprechen. Die Grenzen zwischen Schüler und Betreuer verschwimmen zuweilen, was dem ganzen Unternehmen die Strenge nimmt die man von normalen Klassenausflügen gewohnt ist.

GLOBALES NETZ VON PARTNERSCHULEN

Zwölf Schüler der Deutschsprachigen Schule Bangkok (DSSB) sind auch dabei, mal als Leiter der vielen Workshops, mal als Teilnehmer. „Die Jugendlichen lernen hier ein Deutsch, wie man es in der Schule nicht vermitteln kann“, erklärt Projektleiter Timo Kozlowski vom Goethe-Institut Thailand, dem örtlichen Veranstalter des Deutsch-Camps: „Die Deutschen haben Kontakt mit den Thais und die Thailänder sprechen deutsch mit gleichaltrigen Muttersprachlern“, erklärt er, so hätten beide Seiten etwas davon. Andere Begleiter sind Lehrer der DSSB, Germanistikstudentinnen thailändischer Hochschulen, Praktikantinnen der deutsch-thailändischen Handelskammer in Bangkok und sogar die PASCH-Projektleiter aus Jakarta, Hanoi und Manila sind angereist, um das Unternehmen auf die nächste Stufe zu führen: „Wir haben bereits begonnen, uns Gedanken zur besseren Zusammenarbeit untereinander zu machen“, berichtet Ekadewi, PASCH-Leiterin in den Philippinen: „Es ist schön, das nicht mehr jedes Institut den Weg über die Zentrale in Deutschland gehen muss, sondern wir uns jetzt international vernetzten“, sagt sie unter Zustimmung der anderen Projektleiter. Die im Mai 2008 ins Leben gerufene Initiative der deutschen Bundesregierung hat offenbar fruchtbaren Boden gefunden mit ihrer Idee, ein weltumspannendes Netz von Partnerschulen aufzubauen. Insgesamt hat das Außenministerium 45 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt und die Koordination auf alle Mitspieler verteilt: Die Goethe-Institute, der Pädagogische Austauschdienst der Kultusministerkonferenz und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) sollen damit ihr Netz von deutschen Auslandsschulen und Schulen im Ausland, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten, stärken und erweitern. Doch auch die Anzahl der Stipendien für Deutschlerner wird verdoppelt und jeder kann dem örtlichen Goethe-Institut eine neue Partnerschule vorschlagen.

STOCKBROT UND SCHNITZELJAGD

In Thailand gibt es eine ganze Reihe von Universitäten, die Germanistik als Studienfach anbieten, und auch an Schulen wird deutsch gelehrt. Eine Gruppe von Teilnehmern ist etwa aus Chiang Mai zum Deutsch-Camp gekommen. „Wir lernen deutsch, französisch, englisch und thai zusammen“, erklärt der 16-jährige Farm das Konzept seiner Schule, natürlich auf deutsch. Obwohl die unterschiedlichen Schulklassen im Camp naturgemäß oft unter sich bleiben, tauschen sich die Jugendlichen mit Begeisterung untereinander aus: „Wenn die Schüler Gelegenheit haben, deutsch zu sprechen, nutzen sie diese auch“, erklärt Kozlowski und muss seine Freude über das Gelingen des ersten Deutsch-Camp nicht vortäuschen. In Arbeitsgruppen, zu denen Völkerball ebenso gehört wie Basteln und eine Schnitzeljagd, sind die Gruppen gemischt. Doch auch wenn alle zusammenkommen, wird viel Neues gelernt. Stockbrot etwa hat aus Thailand niemand gekannt, bevor die Jugendlichen den Teig selbst zubereitet und anschließend über dem gemeinsamen Lagerfeuer gebacken haben. „Landeskunde praktisch angewandt“, findet Betreuerin Nadine Wippe – und das gilt auch für die deutschen Teilnehmer, die sich über die thailändische Variante des Lagerfeuers wunderten: „Da wird sich nicht ins Gras gesetzt, sondern Tische und Bänke auf die Wiese gestellt“. Kein Wunder, haben die Schatzsucher doch am Tage schon Begegnung mit zwei (immerhin harmlosen) Schlangen auf ihrer Schnitzeljagd gemacht.

Alexander Heitkamp


Mehr über die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ gibt es unter www.auswaertiges-amt.de/schulenpartnerderzukunft und auf der Website www.pasch-net.de. In Thailand sind bisher neun Schulen Teilnehmer bei PASCH, eine Liste gibt es im Netz unter www.goethe.de/bangkok Weitere Projekte im Oktober am Goethe-Institut waren ein Schüleraustausch zwischen Schulen in Chiang Mai und Gröbenzell bei München, sowie ein Jugendkurs für zwölf thailändische Schüler am Goethe-Institut in Freiburg. Als nächste gemeinsame Unternehmung ist eine Adventsfeier geplant, zu der die beiden Auslandsschulen in Bangkok und Ching Mai einladen.

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