Typisch Thai:
Müll-Recycling
Sammler machen das Beste aus Abfall. THAIZEIT präsentiert Auszüge aus dem Buch „Typisch Thai“.
Sie kommen im Schutz der Nacht. Abfallsucher, die die Tonnen nach Verkäuflichem durchwühlen. Dieser schwunghafte Wirtschaftszweig ist für die wachsende Wohlstandskluft Thailands bezeichnend. Darüber hinaus ist er ein Anzeichen für einen neuen Lebensstil, der bereitwillig wertvolle Ressourcen wegwirft.
„Es gibt zwei Typen: khon geb khaja sammeln oder Sachen stehlen, während saleng nur aussortierte Dinge ankaufen“, sagt Natthaphon, 26, der in letzterem Gewerbe tätig ist. In der Hierarchie der Müllwühler stehen die saleng eine Stufe höher. Sie sichern ihre Existenz durch eine für alle nützliche Tätigkeit, die Teil des täglichen Straßenlebens geworden ist. Die saleng konkurrieren miteinander um einen kleinen Teil des Mülls, dessen gesamte Problematik sich bislang jeder Lösung entzieht. Vor nicht allzu langer Zeit sammelten khon geb khaja in einem Vorort von Bangkok scheinbar normale Abfallkübel vor der Haustür einer bekannten Firma auf und verloren Finger, Augenlicht oder sogar ihr Leben aufgrund der radioaktiven Strahlung des Mülls.
Thailand produziert rund 14,2 Millionen Tonnen industrielle Abfälle und Hausmüll im Jahr. Das Land recycelt aber nur 11 % der möglichen 4,5 Millionen Tonnen. Wenn man von den saleng einmal absieht, verwertet der Staat nur 3 % des Mülls. Gedankenlose Umweltverschmutzung ist in der Kultur ganz Asiens eine Schwachstelle. Aufwändige Verpackungen sind ein Teil des thailändischen Einkaufserlebnisses, das der Journalist Anon Nakornthab mit den Worten „kaufe zehn Brötchen, kriege elf Tüten“ kritisch beschrieben hat.
Verschwenderische Thais
Aber der Konsument will genau das. „Wenn wir weniger Tüten geben und keine doppelten Tüten für bestimmte Produkte, beschweren sich die Kunden“, sagt Suwandee Chaiwarut von der Supermarktkette Big C. Dennoch will die Regierung den Gebrauch von Plastiktüten reduzieren. In Bangladesch und Taiwan sind sie bereits verboten worden, aber Verbraucherumfragen haben gezeigt, dass die Thais keine wieder verwendbaren Stofftaschen zum Einkauf mitnehmen wollen. Nichtsdestoweniger heißt ein Sprichwort „Dreck und Geld liegen nahe beisammen“.
Irgendjemand wird einen Weg auftun, das Material im Wert von jährlich 16 Milliarden Baht, das nicht recycelt wird, kommerziell zu nutzen. Thailändische Unternehmer haben inzwischen bewiesen, wie Öko-Behälter aus Hanf oder Maniok eine lebensfähige neue Industrie begründen können. Andere haben Abfall in Kunst verwandelt.
Einstellungen können sich verändern. Und sobald sich ein Umdenken in Sachen Umwelt einstellt, wird es keine andere Wahl mehr geben, als zu sparen, aufzubewahren und wieder zu verwenden. Das ganze Land wird sich die saleng dann zum Vorbild nehmen müssen.Philip Cornwel-Smith, Übersetzung: Dörte Döhl
„Typisch Thai: Alltagskultur in Thailand“ ist im Buchhandel erhältlich. Sie können die englische Version bei Asia Books für 995 Baht bestellen. Very Thai von Philip Cornwel-Smith - Bht 995 – Hardcover mit Fotos von John Goss und Philip Cornwel-Smith
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Meinungen
16.03.2024 12:56
Habe noch in keinem Land soviel Müll herumliegen sehen - war aber noch nicht in allen Ländern,Ekelhaft!
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