Typisch Thai:

Ohrenschmuck

Kurioses am Rande des Kulturschocks, kurz und schmerzlos erklärt



Übrigens:  OHRENSCHMUCK


Als in Thailand vor etwa 50 Jahren die ersten Busse fuhren, brachten sie ein bisher unbekanntes Problem mit sich, für das es trotz Monatskarten oder E-Ticket bis heute keine Patentlösung gibt: Ohne Kleingeld kein Fahrschein und keine Beförderung. Obwohl es in anderen Ländern durchaus problematischer sein kann, mit einem großen Schein zu zahlen als das in Thailand der Fall ist, sehen Schaffner und Fahrer vom Fahrgast doch am liebsten passendes Kleingeld. Damals jedoch war es gerade in der ärmeren Nutzergruppe öffentlicher Busse üblich, einen Sarong zu tragen statt Hosen und eine Geldbörse gehörte eher zur Ausstattung eines Kraftwagenfahrers als eines Landarbeiters. Wohin also mit den Geldmünzen? Da gerade Männer in Thailand traditionell keinen Ohrenschmuck tragen, sich aber sonst gerne mit glänzendem Metall schmücken, war das Tragen einer Münze in der Ohrmuschel schnell ein schicker Trend unter der männlichen Arbeiterwelt. Manchmal sieht man dies noch heute bei jungen Männern, auch wenn die Zweckmäßigkeit wegen gestiegener Fahrpreise längst überholt ist: So viele (oder so große) Ohren hat eben keiner, um alle Münzen für ein Ticket dort unterzubringen …

Übrigens: MÜCKENFÄNGER Spätestens bei Anbruch der Dunkelheit kann man sie nicht mehr übersehen. Sie flitzen durch die Lichtkegel von Deckenlampen oder belagern ganze Häuserwände – besonders wenn diese vor weißer Farbe das Licht der Straßenlaternen reflektieren: Geckos gehören einfach dazu wenn man in den Tropen lebt, egal ob in Bambushütte oder klimatisiertem Apartment. Mit ihren kleinen Lamellen an den Pfoten können die hervorragenden Schwimmer kopfüber auf Glasflächen laufen ohne hinunterzufallen, nur aus Plastikschüsseln finden sie kaum heraus. Glücklicherweise sind sie recht nützliche Tierchen, gehören zu ihrer Leibspeise außer Fliegen und Spinnen doch auch Moskitos.

In Thailand sind sie dennoch ungern gesehene Haustiere, was größtenteils an ihrem Aussehen liegt: Wie schon der große Waran, der zugleich als Namensgeber für ein sehr böses Schimpfwort im thailändischen herhalten muss, sind auch die kleinen Echsen ungefähr so beliebt wie die Hausmaus in Europa. Die Gründe sind abgesehen von ihrem Aussehen ziemlich die selben: Geckos machen sich gerne über unbeaufsichtigt gelassene Früchte und Speisen her, wenn diese nicht abgedeckt werden und hinterlassen dabei unhygienische Spuren. Noch viel unangenehmer aber ist ihre Angewohnheit, jederzeit und überall ein kleines Häufchen zu hinterlassen. Da Geckos am liebsten an Zimmerdecken leben, fallen diese also von oben herab – auf Köpfe, Teller, Betten oder in Kaffeetassen. Das beste Mittel gegen zu viele Geckos ist wie bei Mäusen eine Katze, doch selbst die bekommt oft nur den zappelnden Schwanz zu fassen, den der Gecko bei Gefahr abwerfen kann und der wieder nachwächst.
Aller Abneigung zum Trotz ist der Gecko nach thailändischem Aberglauben ein Glücksbringer. Vorausgesetz, er ruft am Vormittag – den ein Ruf am Nachmittag vor Sonnenuntergang soll genau das Gegenteil bedeuten. Andere Deutungen beziehen sich auf Geckos, die von der Wand oder Decke fallen: Je nachdem wohin der Schwanz der Echse zeigt soll das Geld, Geschenke oder Unglück verheißen. Und schließlich: wenn einer das Haus verlassen möchte und just in dem Moment einen Gecko rufen hört, dann sollte er nach altem Aberglauben lieber doch zuhause bleiben.

Alexander Heitkamp

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