Verkehr in Thailand:

Wem das ewige Taxi zu bunt wird

Mit dem eigenen Auto in Thailand – Tipps zum Gebrauchtwagenkauf.


Zugegeben: wer nach Thailand kommt um zu bleiben, denkt zunächst an andere Anschaffungen als ein eigenes Auto – Mikrowelle, Esstisch und Waschmaschine stehen ganz oben auf der Liste. Eben noch alltäglich, gehören diese Dinge nur selten zur Ausstattung eines Miethauses in Südostasien. Für viele ist der chaotische Verkehr allein Abschreckung genug, selbst das Lenkrad in die Hand zu nehmen. Eine Taxifahrt ist ohnehin kaum teurer als eine Busfahrkarte in Deutschland – und sowieso wird doch auf der “falschen Seite” gefahren.
Wer zudem noch glaubt, dass Laufen in Bangkok gesund sei, wird durch Tropensonne, Ozon und Dieselwolken schnell eines besseren belehrt und schon nach wenigen Monaten in das ungläubige Kopfschütteln der Thais einstimmen, wenn sie einen Unbelehrbaren durch die Sonne trotten sehen. Nun hat ja wirklich jedes der – zumindest in Bangkok – unzähligen Taxen zwar eine Klimaanlage, doch stellt sich ein anderer, vermeintlicher Vorteil schnell als größter Nachteil heraus: der Chauffeur. Viel zu oft werden die bunten Kisten von Gelegenheits-Fahrern gesteuert, die ihre schlechte Ernte aufbessern wollen oder ihrem kranken Verwandten aushelfen. Obwohl selbst oft außerordentlich freundlich, sind ihre Dienste wegen mangelnder Erfahrung mit Verkehrsregeln, Stadtplänen oder Schaltgetrieben einfach nicht alltagstauglich. Wer also regelmäßig auf einen Fahrdienst angewiesen ist, wird zwar ständig neue Abenteuer-Geschichten erzählen können – zuverlässig mobil aber ist er so nicht.

Dabei ist es verhältnismäßig günstig und einfach, einen eigenen fahrbaren Untersatz zu organisieren. Viele Hürden wie TÜV, Abgasuntersuchung, Idiotentest, Winterreifen oder Brillenpflicht gibt es erst gar nicht und auch laufende Kosten sowie benötigte Papiere halten sich im Rahmen. Wer beim Überqueren der Straße nicht mehr zuerst nach links schaut, wird auch keine Probleme mit dem Linksverkehr haben, versprochen. Bleibt nur noch eine Frage: Woher ein Auto nehmen – und welches? Wer einen einheimischen Arbeitgeber, einen Bürgen, ein Bankkonto und kein Problem damit hat, 100% Luxussteuer auf den Wagenpreis zu zahlen, findet für jede Automarke, von Toyota bis Porsche, Chevrolet bis Lamborghini einen offiziellen Neuwagen-Händler, der sogar zur Ratenzahlung bereit ist. Die Mehrheit aber wird sich nach einem Gebrauchtwagen umsehen, und genau da können einige Tipps viel Ärger und Geld sparen. Wer sich gut informiert, kann allerdings auch ein ordentliches Schnäppchen machen. Denn Gebrauchtwagen sind im Land der vierrädrigen Statussymbole kaum gefragt und entsprechend günstig.

exotisch aber billig

Die preisgünstigste Variante sind in Anschaffung und Reparatur unschlagbar die alten japanischen Modelle, die öfter von privat angeboten werden (am Straßenrand, mit Pappschild auf dem Dach) als vom Händler. Diese Wagen sind zum Teil aus Zeiten, zu denen es in Europa nur wenige japanische Importe gab und sehen für unsere Augen auch entsprechend exotisch aus. In der Anschaffung liegen solche Seifenkisten bei 500 bis 1.000 Euro und wer eine willige Schrauber-Werkstatt findet, zahlt auch für Ersatzteile Kleinstpreise – Kosten für Arbeitsstunden fallen ohnehin nicht ins Gewicht. Obwohl auch für weniger angeboten, wird vom Kauf europäischer Youngtimer (20-30 Jahre) abgeraten, die deutlich unter 2.000 Euro kosten. Darüber aber ist das Angebot an gepflegten Mercedes Strich-Acht- oder W123-Modellen groß, ebenso an robusten Volvo 240-Modellen (exzellente Klimaanlage), kultigen Peugeot 504ern und VW Käfern. Diese Gruppe hat das beste Preis-Leistungsverhältnis und es mangelt nicht an Fachwerkstätten. Doch auch wer bei Reparaturen sparen möchte findet immer eine Werkstatt, die generalüberholte Teile besorgen kann – denn Schrottplätze gibt es in Thailand nur wenige. Wie zu erwarten, ist die größte Sparte Gebrauchtwagen die der 6-12 Jahre alten Wagen, vornehmlich japanische Mittelklassewagen und Pick-up (Toyota, Honda, Mitsubishi). Diese entsprechen mit vier Gurten, Radio und elektrischen Fensterhebern sogar europäischen Standards und kosten je nach Größe und Alter vier- bis sechstausend Euro. Jüngere Volvo, BMW oder Mercedes, etc. schlagen bereits mit 10.000 Euro zu Buche, sind zudem reparaturanfällig (importierte Ersatzteile!). Für Autos unter zehn Jahren ist meist auch eine Ratenzahlung möglich (siehe oben).

die probefahrt

Neben den üblichen Qualitätstests ist eine Probefahrt obligatorisch, der Verkäufer fährt mit. Auf Austauschmotoren achten: Ein Benz/BMW/Jaguar/Volvo mit Toyota-Maschine oder Hybridantrieb (Gas) ist keine Seltenheit, ohne merklichen Preisunterschied. Der farbige Registrierungs-Schein (mit großer Jahreszahl) in der Windschutzscheibe sollte mit dem Nummernschild übereinstimmen und nicht zu lange abgelaufen sein. Ansonsten sind bei der Anmeldung saftige Gebühren für die Überbrückungszeit fällig, auch wenn der Wagen da ja noch im Besitz des Händlers war. Unbedingt auch unter die Fußmatten schauen – wegen der plötzlichen Schauer sammelt sich dort gerne Wasser an. Während sich in den Fond immer mal ein Gecko verirrt, wissen wir auch von einem Biotop samt Laubfrosch unter der Fußmatte eines Gebrauchten – die Klimaanlage verlor Wasser. Zuletzt gilt es auch beim vermeintlich seriösen Händler, auf Dinge zu achten, die man in Deutschland nicht mehr erwarten würde. Unbedingt überprüfen, ob die Nummer im blauen Fahrzeugbuch auch mit den Nummern am Chassis bzw. Motor übereinstimmt – in Asien lohnt es sich noch, zwei Unfallwagen zu einem neuen Auto zusammenzusetzen. Vorsicht bei Importierten: hier wird oft das Jahr der Einfuhr als Baujahr angegeben, auch wenn der Wagen deutlich älter ist. Für Anmeldung und Versicherung, die oft auch der Händler übernimmt, werden in der Regel nur je drei Kopien von Reisepass und Aufenthaltsbescheinigung (Botschaft), ggf. Arbeitserlaubnis und Führerschein benötigt. Jede einzelne Seite muss signiert werden. Zur Registrierung ist eine technische Überprüfung fällig, die der Wagen aber bei Erreichen der Prüfstelle durch eigene Kraft bereits bestanden hat. Wer länger als zwei Jahre im Land fährt, muss eine thailändische Fahrerlaubnis beantragen. Bei Vorlage eines Internationalen (!) Führerscheins geht dies schnell und unbürokratisch vonstatten, sie muss aber jährlich erneuert werden. Gute Fahrt!

Alexander Heitkamp


wo? Gebrauchtwagen werden in Thailand gewöhnlich unter so genannten Zelten (“tents”) verkauft, Pavillons mit Tonnendach, die mitunter riesige Flächen einnehmen. Obwohl man diese praktisch überall antreffen kann, sind etwa Ladprao im Norden Bangkoks oder Kanchanaphisek im Westen bekannte Straßen, an denen sich zahlreiche Autohändler Zelt an Zelt niedergelassen haben –?was ein Vergleichen der Angebote ungemein vereinfacht. Wer sich vorher über die üblichen Preise informieren will, sollte eines der dicken Gebrauchtwagenmagazine (in Thai) erstehen, die seitenweise Abbildungen von Fahrzeugen aller Marken und Klassen bieten – Preise und Anfahrt-Skizzen inklusive. checkliste Autofahren in Thailand: - Internationaler Führerschein? - Ablaufdatum der letzten Registrierung? - Fahrzeugbuch mit richtiger Fahrgestellnummer? - Baujahr für Modell realistisch?   vorschau In der nächsten Ausgabe: Alle Details zum thailändischen Führerschein. Kann ich den langerträumten Motorradführerschein in Thailand wirklich günstiger und schneller bekommen? Wird der wirklich in Deutschland umgeschrieben?

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