Bangkok:

Ökotourismus und Limousinen

Zwei nimmermüde Schweizer Nomaden werden sesshaft


Nach über 30 Jahren Leben in Hotelzimmern lassen sich Zadok und Katharina Lempert in Bangkok nieder. Von einem Rentnerdasein in Thailand kann dabei aber gar keine Rede sein. Was die beiden hier hält, ist ihre Arbeit: Während Zadok unter anderem den thailändischen Tourismusminister berät, sorgt Katharina dafür, dass beim ersten wirklich erstklassigen Limousinenservice Thailands auch alles rund läuft – und zwar mit schweizerischer Gründlichkeit.
Sie strahlen eine Gemütlichkeit und Zufriedenheit aus, die einem sofort das Gefühl geben, als würde man die beiden schon ewig kennen. Lemperts haben Freude am Leben und an dem was sie daraus gemacht haben; auf den Lorbeeren auszuruhen, liegt ihnen aber fern. Auch wenn sie jetzt zum ersten Mal in einem richtigen Appartement wohnen, bleibt ihr Leben in Bewegung. Fragt man den Professor, was ihn denn nach Thailand gebracht habe, dauert die Antwort ein ganzes Mittagessen – und zwar mindestens ein 4-gängiges, denn diese Geschichte beginnt in den tiefen Siebzigerjahren in Zürich.

Vom Taucher zum Professor

Als der studierte Betriebsökonom in jungen Jahren sein erstes Reisebüro eröffnet, redet noch niemand von Ökotourismus – was Lempert im Angebot hat, unterscheidet sich aber stark von dem, was der Rest der Branche verkauft. „Unsere Spezialität waren echte kulturelle und natürliche Abenteuer, halt etwas, das es im Zürich der frühen 70er Jahre noch nicht gab“.  Kein Wunder, dass sich schnell herumspricht, wie abenteuerlich, ursprünglich und damit besonders einzigartig Lemperts Reisen sind. Bald schon gehören Leute wie die heute noch berühmten Meeresbiologen Jacques Cousteau, Hans Hass und Irenäus Eibl-Eibesfeldt zu seinen Stammkunden – und werden gleich auch zu Reisepartnern und Weggefährten. Die Unterwasserwelt fasziniert den innovativen Reiseanbieter sehr und es ist fast selbstverständlich, dass er mit von der Partie ist, als die erste Schweizer Tauchzeitschrift gegründet wird. So schnell wie aus dem Reiseanbieter ein Redakteur wird, geht es weiter im Leben des heutigen Tourismus-Professors. Der „Aquanaut“, wie die Zeitschrift damals benannt wird, existiert heute noch, in Lemperts Leben ist er aber nur noch ein kleines Steinchen eines großen Mosaiks, von dem sich immer noch nicht klar sagen lässt, wie das Gesamtbild dereinst einmal aussehen wird.

Erste Busverbindung

Tauchen macht dem 57-Jährigen auch heute noch Spaß und er gerät sofort ins Schwärmen, wenn er von seinen Unterwassererlebnissen erzählt. Mittlerweile sind viele der Tauchgründe, die er mit seinen Freunden und Kunden in den 70er Jahren noch als einer der Pioniere erforschte, längst von Touristen überfüllt. „Wir gehörten ja zu den ersten, die in den Gewässern um Phuket oder die Surininseln getaucht waren“. Lempert erinnert sich, dass damals das Wasser um die Ferieninsel noch trüb und sandig war, da zu jener Zeit immer noch Zinn geschürft wurde in Thailand. „Die touristische Entwicklung setzte dann gerade erst ein.“ Und schon damals hatte der Mann mit der guten Spürnase für Trends seine Finger mit im Spiel bei Thailands Tourismusförderung. „Wir gründeten die erste private Busverbindung zwischen Bangkok und Phuket“, verrät er mit gewissem Stolz in den Augen.

Als Paar nach afrika

Bis es jedoch so weit kommt, dass Zadok Lempert in Bangkok an der Srinakarinwhirot Universität Vorlesungen über Nachhaltigkeit im Tourismus hält, macht er noch ein paar Umwege, die ihn über die Jahre immer wieder quer über den ganzen Globus führen. Wenn immer möglich zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Katharina. „Wir sind keine Fernbeziehungs-Menschen und haben immer versucht, dass beide etwas zu tun finden, egal wo wir gerade unsere Zelte aufschlugen“, erzählt Lempert. So zum Beispiel auch, als er von den Vereinten Nationen als Delegierter für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach Afrika geschickt wird. „Wer geht schon gerne alleine nach Somalia? So mussten wir halt schauen, dass es uns beide braucht“, verrät der gewitzte Professor mit einem Schmunzeln im Gesicht. Kein Problem, denn als Spezialistin für die Arbeit mit Frauen ist seine Partnerin ebenso gefragt wie er. Katharina Lemperts Programme für kriegsgeschädigte Frauen und Wiederaufbau sozialer Strukturen sind genau das, was zu dem Zeitpunkt gebraucht wird, und schon ist sie im Auftrag der Caritas mit dabei. Aber auch das UNO-Mandat in Afrika ist nur ein weiteres Steinchen in Lemperts Weg zum Berater des thailändischen Tourismusministers.

30 Jahre in Hotelzimmern

 „Was mich über die Jahre immer interessiert hat, war die Frage, wie sich Ökologie, Ökonomie und Soziales vereinbaren lassen, besonders im Tourismus.“ Und genau diese Frage stellen sich Professoren und Tourismusfachleute wie Lempert seit der Begriff Ökotourismus geprägt wurde. Dass der Schweizer Weltenbummler während drei Jahren auch Geschäftsführer des Weltverbandes für Umweltmanagement INEM und während zwei anderen Jahren die gleiche Arbeit für den internationalen Dachverband der Biobranche machte, schiebt er fast schon in einem bescheidenen Nebensatz zwischen Hauptgang und Dessert dazwischen.  Und heute? „Wir haben uns endlich durchgerungen, einen Schlussstrich unter unser Leben in Hotelzimmern zu ziehen“. So leben also die Lemperts zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder in einer Wohnung. „Der Container ist unterwegs“, verrät Zadok Lempert. „Mal schauen, was wir von den Sachen, die nun Jahrzehnte in der Schweiz gelagert haben noch brauchen können, wir werden sehen!“ Zum ersten Mal in Lemperts Leben sieht es in Thailand danach aus, als würden sich die beiden Ruhelosen einmal etwas Verschnaufpause gönnen, allerdings ist der Terminkalender der beiden auch hier schon wieder voll. Ist der Professor nicht gerade mit einem neuen Tourismuslehrgang für die Universität beschäftigt, schreibt er als Berater des thailändischen Tourismusministers vielleicht eine wichtige Rede oder heckt mit dem Transportministerium neue Pläne für mehr Sicherheit im Personentransport aus. Und so quasi nebenher betreiben die beiden auch noch ihr eigenes Business: den ersten Erstklass-Limousinenservice Thailands, der wirklich auch seinen Namen verdient.

Pascal Nufer

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