Birma Spezial:
Verständnis schaffen
THAIZEIT sprach mit der Thailänderin Kanokporn Wiwattanakarn über die Situation der Birmesen in Thailand. Im Rahmen einer privaten Hilfs- organisation engagiert sich Kanokporn in enger Zusammenarbeit mit den Birmesen, um deren Lebenssituation in Thailand zu verbessern.
Wie ist der Status der in Thailand ansässigen Birmesen?
Es gibt zwei Gruppen: Etwa 200.000 Flüchtlinge, die verteilt in neun Camps entlang der Grenze wohnen und dann eine große Mehrheit von geschätzten zwei Millionen Birmesen, die teils illegal ständig in Thailand leben und arbeiten.
Wie sieht die Situation für die Flüchtlinge aus?
Mit dem Flüchtlingsstatus dürfen die Menschen das Camp, außer zum Arbeiten, nicht verlassen. Sie dürfen sich nur Tagelöhner verdingen. Ein kleiner Prozentsatz darf in Drittstaaten auswandern.
Neben den Flüchtlingen gibt es noch Binnenvertriebene (Internally displaced persons). Sie leben nahe der Grenze, auf birmesischer Seite und verstecken sich in den Wäldern. Sie sind der Gewalt der birmesischen Soldaten oder anderer Minderheiten ausgesetzt. Die verschiedenen Ethnien, wie Karen, Mon oder Kachin bekriegen sich leider auch gegenseitig. Dazu muss man die Geschichte verstehen: Nach der erlangten Unabhängigkeit von den Briten im Jahre 1948 wurde den zahlreichen ethnischen Volksgruppen mehr Autonomie versprochen. Leider wurde dieses Vorhaben nie vollständig umgesetzt – genau das Gegenteil ist der Fall. Ich höre immer wieder erschreckende Geschichten von Vergewaltigungen, Hinrichtungen und Sklaverei. Besonders Frauen leiden unter den menschenunwürdigen Umständen. Vergewaltigungen durch birmesische Soldaten werden beispielsweise sehr, sehr milde bestraft.
Wie helft ihr den Birmesen in Thailand?
Wir wollen die Lebensqualität der Birmesen verbessern und sie in die thailändische Gesellschaft integrieren. Dazu sprechen wir mit der thailändischen Regierung, damit die aktuellen Bestimmungen verbessert und vor allem auch in die Tat umgesetzt werden. Das Gesundheits- und das Bildungsministerium haben erklärt, den Birmesen Zugang zu Schulunterricht beziehungsweise gesundheitlicher Versorgung zu geben. Allerdings werden viele Burmesen in der Realität abgewiesen. Deswegen ist es genauso notwendig mit der thailändischen Bevölkerung zu sprechen, um Akzeptanz und Verständnis zu fördern.Und wie erfolgreich seid ihr damit?
Leider sind Ressentiments an der Tagesordnung: Reisfelder müssen geteilt werden, Platz für die Neuankömmlinge geschaffen werden. Es ist nicht immer einfach den, teils auch in Armut lebenden Thais, diese Notwendigkeiten verständlich zu machen. Da tut die negative Berichterstattung in den Medien noch ihr übriges um weitere Vorurteile zu schüren.Weitere Artikel zum Birma-Spezial
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