Das thailändische Modelabel KLAR:
Gelassenheit und ein wenig Ernst
„KLAR” nennt sich das Label, das der thailändische Modeschöpfer Pisith Sirihamarat vor vier Jahren gegründet hat. Der Mittdreißiger absolvierte seine Ausbildung in Deutschland und ist nun einer der vielversprechendsten Kreativen im harten Modebusiness. THAIZEIT hat ihn in seinem neuen Laden in Thong Lor besucht.
Wie und wann hast Du angefangen, Mode zu machen?
Nach der Schule habe ich die Universitätseintrittsprüfung nicht geschafft und angefangen zu jobben. Ich wusste damals noch nicht genau, was ich machen wollte » … irgendwas mit Medien« – soviel stand fest. Ich fand mich schließlich als Sekretär in einem Modeatelier wieder. Nach einiger Zeit entdeckte ich meine eigene Kreativität und ich stieg zum Assistenten auf. Der Grundstein meiner Modekarriere war damit gelegt.
Und was hat Dich nach Deutschland verschlagen? Als angehender Modeschöpfer müsste es einen doch nach Frankreich ziehen.
Ehrlich gesagt war es Zufall. Ich habe auf Phuket eine deutsche Familie kennengelernt, die mich eingeladen hat, nach Deutschland zu kommen. Es war einfach eine Chance ins Ausland zu kommen und eine neue Sprache zu erlernen. Zuerst sollte ich nur für ein Jahr in Frankfurt bleiben. Aber die Umstände änderten sich und ich blieb insgesamt sechs Jahre. Ich entschied, meinen beruflichen Weg weiter der Mode zu widmen. Ich lernte/studierte am Institut für Modeschaffen in Frankfurt, wo ich eine gute und fundierte Ausbildung absolvieren konnte.
Wie sind Deine Erfahrungen in Deutschland? Was schätzt Du? Was stört Dich?
Ich schätze die berühmte Diziplin und Genauigkeit der Deutschen. Gleichzeitig sind es auch diese Eigenschaften, die mich stören. Die Tiefsinnigkeit der Deutschen hat mich fasziniert. Ich habe diese Eigenschaften selbst verinnerlicht, aber man muss den Mittelweg finden und sollte nicht in Extreme verfallen. Die Deutschen sind mir auch manchmal einfach zu ernst.
Was schätzt Du und was stört Dich an Thailand?
Diese gewisse May-pen-ray-Mentalität, die von Einfachheit, Faulheit und Gleichkültigkeit geprägt ist. Sabaay-Sabaay – das treibt mich manchmal in den Wahnsinn. Aber ich bin auch lockerer geworden und sehe das Optimum in der Verschmelzung beider Mentalitäten. Wie gesagt, alles sollte ausgeglichen sein. Im Endeffekt zählt das Resultat und man sollte mit Ehrgeiz, aber auch mit Gelassenheit an sein Ziel kommen. Die Verspieltheit der Thais sehe ich als Vor-und Nachteil. Es kommt auf die Situation an. Ich denke Deutsche und Thais können da beide voneinander lernen.
Warum hast Du einen deutschen Begriff für Dein Modelabel „KLAR“ gewählt?
Aus guter Erinnerung an Deutschland (lächelt). Und weil ich mich als Buddhist mit dem Begriff „KLAR” beziehungsweise „„KLAR”heit“ identifizieren kann. „KLAR”heit ist wichtiger als das Streben nach Glücklichsein. Es geht um ein ausgeprägtes Bewußtsein und einen „KLAR”en Geist.
Ist Deine Mode von Deutschland geprägt?
Sicherlich hat die Zeit in Deutschland meine Persönlichkeit und mein Denken beeinflusst. Und das überträgt sich, denke ich, auch auf meine Kreativität. Meine Mode hat eine elegante Linie und einen starken Ausdruck.Wann hast Du „KLAR” gegründet? Und wo kann man deine Mode kaufen?
„KLAR” wurde 2005 gegründet und anfangs in verschiedenen Shoppingcentern in Bangkok verkauft. Ich hatte auch das Glück, auf Messen in Paris mit meinem Label vertreten zu sein. Mittlerweile gibt es einen richtigen Laden in Paris, den ich mit anderen Modedesignern eröffnet habe. Er heisst TG 931, benannt nach der Flugnummer der Verbindung von Bangkok nach Paris und befindet sich in St. Germain. Ganz neu ist meine erste eigene Boutique in Bangkok, die ich Anfang 2009 im ebenfalls neuen Thonglor Eight-Center eröffnet habe. Außerdem kann man meine Mode auch in Singapur und in Bangkok in diversen Shoppingcentern erhalten.Und wie läuft das Geschäft angesichts der Krise?
Es läuft langsam an, aber ich denke, ich kann zufrieden sein. Wie alle Geschäfte, Restaurants und Hotels in Thailand und überall auf der Welt bekomme ich die Krise zu spüren, aber ich blicke optimistisch in die Zukunft und hoffe auf bessere Zeiten. Es gibt eine Reihe von Institutionen, um die thailändische Mode voran zu bringen. Welche siehst du als die Wichtigste an? Für mich persönlich ist es Designer’s Room. Es ist ein Projekt zur Förderung von talentierten Nachwuchsdesignern, die unter anderem auf der wichtigsten Modemesse BIF in Bangkok ausstellen dürfen.Welche Vor- und Nachteile bietet der Modestandort Bangkok?
Ein Vorteil an Bangkok, beziehungsweise Thailand im Allgemeinen ist noch immer die billige Produktion, zumindest in dem Segment von gehobener Modeproduktion: Alle Teile meiner Kollektion werden in meinem Atelier von sehr gut ausgebildeteten Näherinnen hergestellt. Einen Nachteil sehe ich in teilweise unreflektierten Konsumenten. Die Thailänder unterstützen ihre Landsmänner nicht genügend. Ihr Einkaufsverhalten ist von Prestige geprägt, deswegen kauft der Großteil lieber Kleidung von westlichen, großen Marken, was es thailändischen Designern schwerer macht Fuß zu fassen.Hast Du also mehr ausländische Frauen als Kundinnen?
Es ist etwa im Gleichgewicht: Die Hälfte meiner Kundschaft sind thailändische Frauen, die andere Hälfte sind ausländische.Wie würdest Du Deine Zielgruppe beschreiben?
Meine Zielgruppe sind Frauen, die selbstbewußt, unabhängig und beruflich erfolgreich sind. Sie haben einen internationalen Hintergrund und kleiden sich schön und elegant, um sich selbst zu gefallen – nicht Anderen.Was war Deine Inspiration für die aktuelle Kollektion SS/09?
Aus Anlass des Todes von Yves Sait Laurent im vergangenen Jahr habe ich mich von ihm und einem seiner Lieblingskünstler Piet Mondrian inspirieren lassen.Tamina Duscha
Aktuelle Kollektionen und weitere Informationen finden Sie auf: www.klarboutique.com „KLAR” ist in Bangkok an folgenden Orten erhältlich: KLAR Boutique 1. Stock ,Eight Thonglor 88 Sukhumvit 55, Bangkok BTS Thonglor Thai Designer Zen Central World, Rama 1 Road, Bangkok IM AUSLAND: M Shop 47 Haji Lane, Singapore TG 931 22 Rue des Quatre Vents, Paris
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