Koh Samed:

MAL EINEN GANG RUNTERSCHALTEN

Stadtflucht an den Traumstrand: Koh Samed.


Acapulco, Havanna, Malle - Thailand?! Bekannt in aller Welt für seine Traumstrände, hat das Land des Lächelns ein offensichtliches Manko: Seine Hauptstadt liegt zwar in Meeresnähe, aber Strand gibt es keinen. Vielleicht auch gut so, denn wer will schon an der Mündung des Chao Phraya freiwillig baden gehen? Sich in Bikini oder Badehose auf der Khao San Road tiefschwarze Füße zu laufen scheint aber auch nicht viel besser. Klarer Fall: Ein Strand muss her!
Obwohl man im Reiseschuppen des Vertrauens gerne die Tatsachen verschönt, ist bald klar: Jede Fahrt zu Trauminseln wie Phi-Phi, Pah-Ngan oder Similan ist wegen der Entfernungen und Geschwindigkeiten eher ein Alptraum und für einen Kurztrip ungeeignet: Wer nicht viel Zeit hat, verbringt davon am Ende mehr im engen Minibus-Sessel als auf einer bunten Strandliege. Keine Lust auf die Bars von Hua Hin, Cha-Ams Sonnenschirme oder Pattayas Fußgängerzone? Da wäre noch Koh Samed, kurz hinter Rayong – doch gab es dort nicht mehr Malaria-Mücken als Sandkörner? Wir sind schon einmal vorgefahren und entdeckten ein Ausflugsziel vor allem für gemütliche Metropolitaner – Sonnenbaden ist allgemein angesagt, genau wie gepflegtes loungen. Von den bekannten Vorurteilen fanden wir indes keines bestätigt.

Die Anreise

Nur für hartgesottenes Sitzfleisch sind die unzähligen Minivans aus der Kao San Road, die für wenige hundert Baht mehr schlecht als recht nach Ban Phe fahren. Erträglich nur wegen der kurzen Entfernung und wenn das Budget für mehr nicht reicht. Bequemer sind die staatlichen Busse ab Ekkamai, die ebenfalls bis direkt an den Anleger fahren, wenn auch etwas langsamer. Durch die Nähe zu Bangkok ist ein Taxi durchaus sein Geld wert, nach Samed ist es die angenehmste Art der Anreise. Tipp: Schon vorher einen Termin für die Rückfahrt vereinbaren. Ansonsten sind Kombitickets für Bus und Boot auf der Insel erhältlich (rund 350 Baht). Doch auch mit dem eigenen Auto oder Mietwagen ist die ausgebaute Strecke in drei Stunden gut zu bewältigen und es gibt ausreichend bewachte Parkplätze direkt am Pier in Ban Pe. Die Überfahrt zur Insel dauert 20-40 Minuten (Speedboat oder Kutter, zum südlichen Teil länger) und kostet 60 - 1000 Baht. Bereits am Pier bucht sich der Wiederkehrer am stets überfüllten Wochenende seine Unterkunft - oder sucht die Einsamkeit am Südende der Insel in Bungalows oder Zelten.

Welcher Strand-Typ bist Du?

Obwohl Samed eine eher kleine Insel ist und zudem (fast) alle Strände an der Ostküste liegen, ist die Auswahl groß wenn es um die Art des Strandes geht. Vom Einsiedlerstrand im Süden der Insel bis zum beschallten Beach-Bar Streifen in Hat Sai Keaw ist das Angebot breit gefächert. Generell gilt: je weiter der Strand vom Na Dan-Pier im Norden entfernt ist, desto ruhiger wird es. Die einzigen zwei Straßen sind Staub- und Felspisten, Mopeds mit Automatikgetriebe kann man günstig mieten. Nichts für ungeübte Fahrer, denn schaukelfrei ist die Fahrt selbst auf dem Pickup nicht. Als Taxi kostet er nur wenige Baht, wer zu weit weg wohnt, muss chartern: 300-600 Baht. Das mag teuer sein, doch sind die Strände heute so autark, dass es eigentlich gar nicht nötig ist irgendwo hin zu fahren. Minimarkt, Souvenirshop und Cafés sind immer nur einen Steinwurf entfernt, und der nächste oder übernächste Strandabschnitt einfach zu Fuß zu erreichen. Zudem sind die südlichen Strände vor allem für ein unvergleichliches Robinson Crusoe-Erlebnis gut: Es gibt dort keinen Pier. Wer direkt hierher übersetzt, muss die letzten Meter durch das Wasser an den Strand waten – spätestens jetzt ist das Urlaubsgefühl perfekt! Ao Wong Deuan liegt etwa in der MItte der Westküste und hat sich in den letzten Jahren zum kleinen Touristenzentrum des Südens gemausert. Die angesagten Resorts, Lounge Bars mit DJs und Strandrestaurants mit Feuershow haben sich in Bangkok schnell herumgesprochen und ziehen junge Thais wie Farang-Familien gleichermaßen an. Eine Bucht mit buntem Publikum, Café Latte, Bananen-Booten und einem für Kinder abgegrenzten Schwimmbereich. Gemütliche Teakhausbungalows in tropischen Gärten und mehrere Fährverbindungen täglich bringen selbst an Wochentagen so viele Besucher her, dass man der Lagune ihre Überlastung an manchen Stellen deutlich ansieht.

romantisch bis rustikal

Wer es ruhiger mag und dafür auch etwas weniger Strand in Kauf nimmt, wandert weiter zur nächsten Bucht, Ao Thian, auch Candlelight Beach genannt. Heutzutage gibt es natürlich durchgehend Strom und solide Bungalows mit (und ohne) Aussicht. Neu und beeindruckend außerdem eine meditarrane Open Air Bar und ein großes Teak-Haus im Sukhothai-Stil mit Gästezimmern. Der Strand wird immer wieder durch Felsen unterbrochen und unterteilt in kleinere ganz unterschiedliche Strandabschnitte, romantisch bis rustikal, aber alle voll badetauglich. Die Westseite der Insel, mit schönen Plätzen zum Genießen des Sonnenuntergangs, ist von hier, der schmalsten Stelle der Insel, in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Am Südende der langgezogenen Bucht liegt der letzte Pier der Insel, im beschaulichen Lung Dam. Eine alternde Dschungel-Bar mit ordentlicher Thaiküche, kaltem Bier und extrem seichten Sandstrand zum Schwimmen und Schnorcheln – nur leider stehen die windschiefen Bungalows auf einer Halde von Treibgut. Südlich von hier gibt es weitere schöne Buchten, die meist zu einem Resort gehören aber dennoch frei zugänglich sind. Da Samed zu einem Naturpark gehört (Eintritt mittlerweile 400 Baht), ist das Zelten an allen Stränden erlaubt und hier sogar ziemlich ungefährlich. Und wenn es irgendwo Sandflöhe gibt, dann nur im feuchten Sand – es gelten die selben Regeln wie an Copacabana und Donau-Auen: Badetuch bitte ins Trockene legen.

luxuriös

Wer auf Sonnenuntergänge über dem Traumstrand nicht verzichten will und das nötige Kleingeld mitbringt, mietet sich in eines der beiden Luxushotels in der Ao Phrao-Bucht ein, am einzigen Strand der schroffen und reizvollen Westküste. Unter schattigen Salas lassen sich hier am weiß-türkisen Strand stundenlang Ambiente und Asiens feinste Wellness-Erungenschaften in den Spas genießen während draußen die Yachten dümpeln – traumhaft, und doch so nah. Samed hat herrliche Tauchgründe und es ist überall möglich, Boote zu mieten oder Touren zu buchen zum Tauchen, Schnorcheln und Angeln. Die besten Tauchgründe liegen an den vorgelagerten, unbewohnten Inseln und werden etwa von Ploy Divers bedient. Außerdem gibt es eine Schildkrötenfarm in der Umgebung, die mit dem Speedboot erreichbar ist. Mittlerweile ist es ohnehin einfacher geworden, ein Speedboot von den entlegeneren Stränden zurück zum Festland zu mieten. Wer sich etwas umhört, wird oft eines finden, das ihn für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises mitnimmt. Auch außerhalb der Wochenenden, an denen die Städter in Scharen kommen und ganze Strände ausgebucht sind. Was die Moskitos angeht: Vor allem in der Regenzeit können die Biester am frühen Abend zur Plage werden – wie überall in den Tropen. Malaria bekommt man deshalb aber kaum: Die Risikogebiete liegen an der burmesischen Grenze in den Bezirken Kanchanaburi und Trat. Wer oft gestochen wird, sollte lange Hosen und Ärmel tragen. Sehr zu empfehlen: Das in allen Läden der Insel erhältliche Abwehrspray mit natürlichem Zitronengras.

Alexander Heitkamp

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