Thailand:

Kennen- und verstehen lernen

Ein Deutscher wurde zum Präsidenten der National Museum Volunteers (NMV) gewählt.


Zwischen der Thammasat-Universität und dem Nationaltheater, in Sichtweite des Grand Palace, liegt im Gründungskern der Stadt das Nationalmuseum Bangkok. In der sonst so tosenden und quirligen Metropole ist es ein beschaulich-besinnlicher Ort, der sich der thailändischen Kunst, Kultur und Geschichte über die Jahrhunderte widmet. Das Museumsgelände hat Geschichte: Teile der Sammlung sind im ehemaligen „Wang Na“ oder „Palast zur Front“, dem Sitz des Vizekönigs, untergebracht. Diese Funktion wurde jedoch vor mehr als hundert Jahren unter König Rama V abgeschafft. 1926 wurde die gesamte Anlage zum Nationalmuseum erklärt. In seiner heutigen Form existiert es seit 1967.


Trotz der Ruhe herrscht emsiges Treiben auf dem Museumsgelände. Unterschiedlichste Sprachen und Gesichter sind zu hören und zu sehen. Liegt es an der mehrsprachigen Bibliothek des Museums, dem öffentlich genutzten Tempel auf dem Gelände, dem regen Interesse der Bangkok-Touristen? Oder gibt es hier noch etwas anderes zu entdecken?
Dazu befragen wir einen, der es wissen muss: Matthias Geisler. Er lebt seit drei Jahren mit seiner Familie in Bangkok. Seine Frau ist Diplomatin an der hiesigen EU-Vertretung. Die gemeinsamen Kinder besuchen die Swiss School. Im April wurde der Deutsche nun zum Präsidenten der National Museum Volunteers (NMV) gewählt. Diese angesehene Kulturorganisation mit über 300 Mitgliedern aus 41 Nationen existiert mittlerweile seit 43 Jahren. In ihrer Funktion und Arbeit ist sie einmalig in Thailand. Schirmherr ist das Fine Arts Department.

Was machen die NMV in Bangkok?


Wenn sie aus Deutschland hier in Thailand ankommen, sind sie – zwischen Neugierde, Begeisterung und Verwirrung – sehr schnell überwältigt von den vielen, neuen Eindrücken und von der andersartigen Welt. Unter dem Motto: „Passion to Learn and to Share“ haben es sich die NMV zur Aufgabe gemacht, hier lebenden Ausländern einen Zugang zu der Anfangs doch recht fremden und unbekannten Kultur, Geschichte und Kunst Thailands zu ermöglichen. Unsere Mitglieder sind neugierig und wissbegierig. Sie wollen verstehen, was um sie herum passiert und warum. Außerdem wollen wir unsere Erkenntnisse mit Anderen teilen und haben Spaß am gemeinsamen Lernen. Im Spätherbst kann man sich beispielsweise bei uns im Rahmen eines hervorragenden Workshopprogramms zum Museumsführer ausbilden lassen. So kann man anschließend deutschen Touristen oder seinen eigenen Gästen einen einzigartigen, aus seinem persönlichen Interesse erwachsenen Zugang zur thailändischen Kultur und Geschichte verschaffen. Das macht sehr viel Freude und ist eine Bereicherung. Überdies haben wir es mit einer sehr aufgeschlossenen Besucherschaft im Nationalmuseum zu tun. Die NMV bieten Ausbildung und Führungen in vier Sprachen an: Deutsch, Englisch, Französisch und Japanisch. Die Guides ihrerseits organisieren sich entsprechend der Sprache in Kleingruppen. Unter der Leitung von Barbara Frank gibt es eine sehr aktive deutsche Gruppe.

Wie viele deutsche Mitglieder haben die NMV?


Wir haben Mitglieder aus 41 Nationen. 43 unsere Mitglieder kommen aus Deutschland.

Gibt es weitere Aktivitäten für Ihre Mitglieder?


Wir organisieren Vorlesungen mit renommierten, externen Referenten in einem festen Turnus. Es gibt Studiengruppen zu verschiedenen Themen, in denen Mitglieder ihr Wissen gemeinsam vertiefen. Und wir machen zusammen Exkursionen und andere, wechselnde kulturelle Aktivitäten. Alle folgen unserem Motto: „Passion to Learn and to Share“. Mitunter versuchen wir auch neue Wege des Kulturerlebens zu gehen: mit dem Projekt
„Touching Thailand“ wollen wir es blinden Menschen ermöglichen, die Kunstschätze des Nationalmuseums kennenzulernen.


An wen richtet sich das Angebot der NMV?


Im Prinzip an jeden, der Thailand jenseits der platten Klischees und Shoppingcenter besser kennen- und verstehen lernen will bis hin zum angehenden Experten. Viele unserer Mitglieder sind kluge, gut ausgebildete Ehefrauen vonGgeschäftsleuten und Diplomaten, die sich fordern und weiterentwickeln wollen und eine Interessante und erfüllende Aufgabe suchen, die sich sehr gut mit dem Familienleben kombinieren lässt. Sie wollen die Chance, in der Region (länger) zu leben, wirklich voll auskosten. Manche haben ihren Aufenthalt sogar mit der Veröffentlichung eines Buches abgeschlossen und sind heute anerkannte Expertinnen im Bereich Textilien, Buddhismus, Kosmologie etc.. Andere Mitglieder sammeln sich z.B. um die typischen thailändischen Geisterhäuschen zu entschlüsseln. Das ist unglaublich spannend und befriedigend. Thailand ist ein Land, in dem Religion, Geschichte und Kunst nichts rein museales oder wissenschaftliches ist. Es ist gelebte Alltagskultur.

Warum sollte ich den NMV beitreten?

Wir haben ein in Bangkok einmaliges Angebot, das gerade auch für Neuankömmlinge ein exzellenter Weg ist, um Thailand – Land, Leute, Kultur und Geschichte – Stück für Stück näher zu kommen. Da sind wir ziemlich konkurrenzlos. Unsere Arbeit wird von vielen gestaltet und setzt auf mitmachen und Austausch, statt reine Frontalvermittlung. Aber am besten kommt man einfach einmal zu einer unserer Veranstaltungen und macht sich
selbst ein Bild. Am Dienstag, den 25.9.2012, veranstalten wir voraussichtlich unseren Jahresempfang. Das ist eine gute Gelegenheit, die vielfältigen Menschen, welche die NMV ausmachen, und unser Angebotsspektrum kennenzulernen.

Wo bekommt man weitere Informationen?

Man kann sich zunächst einmal auf unserer Webseite Museumvolunteersbkk.net informieren, zum Beispiel über „Up-Coming Events“. Darüber hinaus kann man Karin Plaz per E-Mail kontaktieren. Sie betreuet die Mitgliedschaften und spricht Deutsch. E-Mail: nmvmembership@gmail.com.

Ulrike Allroggen



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