400-Millionen-Dollar-Projekt: Skifahren auf Koh Samui
Skifahren. In Thailand. Auf Koh Samui. Wenn es nach Finn Hyttel geht, ist das in einigen Jahren möglich. Der Unternehmer will auf der Insel ein 400 Millionen Dollar teures Tourismusprojekt aus dem Boden stampfen. Die Skihalle ist nur ein Teil dessen, was er als "größtes Urlaubsresort von Thailand" ankündigt.
Anfang August war Spatenstich für das Großprojekt. An einem Berghang bei Chaweng, im Südosten von Koh Samui, sollen in spätestens sieben Jahren die Skihalle, mehrere Hotels sowie ein Freizeit- und Wasserpark stehen. Außerdem ist ein Fußballstadion geplant. Und eine Gondelanlage, die sich über das bergige Inselinnere spannt und die Strände und Gemeinden von Koh Samui vernetzt.
Von dem Spatenstichtag gibt es ein Pressefoto: Die Schaufel von Finn Hyttel ist golden.
"Samui ist ein wunderschöner Ort, aber es mangelt an Attraktionen und Sporteinrichtungen", sagt Hyttel. Er hat keine Schaufel in der Hand, sondern ein kleines Handtuch. Damit tupft er sich die Stirn ab. In dem schmucklosen Konferenzzimmer, wo das Gespräch stattfindet, ist es drückend heiß. Ein Stockwerk tiefer befindet sich ein Weingeschäft.
Der Däne erzählt, wie er 2004 zum ersten Mal auf die Insel gekommen sei und sofort deren Potenzial erkannt habe: "Der ideale Standort für ein großes Resort, so wie der Club la Santa auf Lanzarote." Die Anlage auf den Kanaren zählt zu den größten Urlaubs- und Freizeiteinrichtungen der Welt. Nach dessen Vorbild will Hyttel die Lücke am Golf vom Siam schließen.
Der 52-Jährige lebt seit vielen Jahren in Thailand. 2005 öffnete er auf Koh Samui ein Unternehmen für Grundstücksentwicklung. Zu Geld hat es Hyttel nach eigenen Angaben aber vor allem mit der Entwicklung von Softwareprogrammen und Internetmarketing gebracht. Der Club Koh Samui, so der Name des geplanten Projekts, sei sein bislang umfangreichstes Vorhaben im Immobiliengeschäft – in der Softwareentwicklung habe er bereits größere Projekte verwirklicht.
Dabei hat sich Samui bereits von Grund auf verändert. Um die Jahrtausendwende war die Insel ein Domizil für Rucksackreisende und Aussteiger. Wen es hier her verschlug, brauchte nicht viel mehr als eine Hängematte und Kokosnüsse. Dann kam der Tsunami und zerstörte die Urlaubsparadiese an der Andamenensee. Die Touristen wurden danach sprichwörtlich auf die andere Seite Südthailands gespült – nach Koh Samui.
2010 zählte das Ministerium für Tourismus und Sport rund 800.000 Besucher. Der Großteil davon reiste aus Deutschland an: 95.0000 Bundesbürger verbrachten ihre freien Tage auf der Insel. Das Wachstum der Deutschen im Vergleich zum Vorjahr liegt bei 32 Prozent und damit weit über dem Gesamtzuwachs von rund zehn Prozent.
Finn Hyttel will noch mehr – und ist damit nicht alleine. Vor kurzem gab die thailändische Regierung das Ziel vor, die Touristenzahlen im Königreich innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln. 30 Millionen Besucher und ein Umsatz von 2,3 Milliarden Euro werden angestrebt. Eine Skihalle nebst Stadion und Freizeitpark passt zu diesem Anspruch. Passt es aber auch zum Konzept einer nachhaltigen Entwicklung?
"Ich stehe in Kontakt mit Unternehmen aus Japan, Kanada, Dänemark, die führend sind in der Herstellung von Umwelttechnologien und nachhaltiger Entwicklung", sagt der Däne. Seine Vision: "Wir werden Samui zu einem Vorzeigeprojekt mit dem Namen 'Grün, grüner, Asien' machen – zu einem Ort, wo nicht bloß geredet wird, sondern auch Taten folgen."
Das Geldverdienen soll dabei nicht in den Hintergründ rücken. Laut Hyttel sind derzeit vier Investoren am Club Koh Samui beteiligt. Zur Unternehmensgruppe gehören mehr als zehn Firmen – Anwaltskanzleien, Architekten, Ingenieure.
"Wir haben weder die Erfahrung noch die Absicht, die Hotels, Parks und Sportstätten selbst zu betreiben", erklärt der Managing Director. Vielmehr sei man auf der Suche nach Partnern. Und natürlich nach Gästen.
Die Zielgruppe sei gemischt, sagt Hyttel. Reiche Kunden sollen Gefallen an den Luxus-Villen und Suiten finden, die breite Masse mit den Freizeitparks und dem Skiresort geködert werden. Sportler stehen ebenfalls im Fokus: Ihnen werde eine Fußball- und Tennisakademie geboten sowie zahlreiche weitere Anlagen und Möglichkeiten, sich im Urlaub fit zu halten.
Zudem rechnet er mit vielen Thais, die für einen Wochenendetrip nach Samui reisen. Bislang seien viele Einwohner des Königreichs der Insel fern geblieben, weil sie nichts Außergewöhnliches biete. "Die Leute aus Südostasien und dem Nahen Osten wollen nicht am Strand sitzen! Sonne haben sie zu Hause genug – die wollen Spaß mit ihren Familien haben und suchen Entertainment", sagt Hyttel.
Mit dieser Einschätzung liege der Entrepreneur richtig, meint der Tourismuspsychologe und Hochschuldozent Jürgen Kagelmann. In den Wasser- und Vergnügungsparks sieht er das größte Potenzial des Projekts. Auch die schiere Größe des Vorhabens könne Menschen anziehen.
Kagelmann warnt davor, den Effekt der Skihalle zu überschätzen – räumt ihr aber durchaus Chancen ein: "Ob daraus ein wirtschaftlicher Erfolg wird, wie zum Beispiel das Skiresort in Dubai, hängt davon ab, ob das Ganze eingebunden ist in ein großes Freizeitangebot – das scheint hier der Fall zu sein."
Bevor aber am Golf von Siam der Kunstschnee rieselt, wird erstmal eine Miniaturversion des Club Koh Samui aufgestellt. "Mit Präsentationen und einer Ausstellung von Modellen startet unser Projekt", sagt Finn Hyttel. Ein Restaurant und ein Swimmingpool sollen folgen. Im zweiten Schritt werden die Suiten gebaut, anschließend ist die Errichtung der Tal- und Gipfelstationen für die Gondel geplant. Parallel dazu sollen die Großprojekte wie das Stadion und die Parks anlaufen.
Auf die Frage, welches Hindernis er als das schwierigste betrachtet, antwortet Hyttel: "Davon gibt es viele." Das größte Problem liege aber darin, dass auf Koh Samui Hotels und Unternehmen nicht an einem Strang zögen.
"Auf Phuket ist das anders", erklärt er. Dort herrsche zwar auch Konkurrenz, aber man habe ein gemeinsames Interesse und bringe die Insel voran. "Das will ich auch auf Samui erreichen. Hier ist es nämlich schöner als auf Phuket."
Von dem Spatenstichtag gibt es ein Pressefoto: Die Schaufel von Finn Hyttel ist golden.
"Samui ist ein wunderschöner Ort, aber es mangelt an Attraktionen und Sporteinrichtungen", sagt Hyttel. Er hat keine Schaufel in der Hand, sondern ein kleines Handtuch. Damit tupft er sich die Stirn ab. In dem schmucklosen Konferenzzimmer, wo das Gespräch stattfindet, ist es drückend heiß. Ein Stockwerk tiefer befindet sich ein Weingeschäft.
Der Däne erzählt, wie er 2004 zum ersten Mal auf die Insel gekommen sei und sofort deren Potenzial erkannt habe: "Der ideale Standort für ein großes Resort, so wie der Club la Santa auf Lanzarote." Die Anlage auf den Kanaren zählt zu den größten Urlaubs- und Freizeiteinrichtungen der Welt. Nach dessen Vorbild will Hyttel die Lücke am Golf vom Siam schließen.
Der 52-Jährige lebt seit vielen Jahren in Thailand. 2005 öffnete er auf Koh Samui ein Unternehmen für Grundstücksentwicklung. Zu Geld hat es Hyttel nach eigenen Angaben aber vor allem mit der Entwicklung von Softwareprogrammen und Internetmarketing gebracht. Der Club Koh Samui, so der Name des geplanten Projekts, sei sein bislang umfangreichstes Vorhaben im Immobiliengeschäft – in der Softwareentwicklung habe er bereits größere Projekte verwirklicht.
Samuis Attraktionen: Steine in Form von Geschlechtsteilen
Das Antlitz des Tourismus auf Koh Samui werde sich mit diesem Projekt ändern, verspricht Hyttel in einer Pressemitteilung. Falls es ihm gelingen sollte, seinen Plan in die Tat umzusetzen, ist das nicht zu hoch gegriffen: Was die drittgrößte Insel Thailands derzeit für Besucher vorzuweisen hat, sind Strände wie aus dem Reisekatalog; fast jede Hotelkette der Welt ist vertreten und es gibt unzählige Restaurants. Als Attraktionen müssen aber zum Beispiel Steinformationen herhalten, die wie Geschlechtsteile aussehen. Es gibt eine Go-Kart-Bahn und ein Kino. Kurzum: Manche Schwarzwaldgemeinden bieten mehr Action.Dabei hat sich Samui bereits von Grund auf verändert. Um die Jahrtausendwende war die Insel ein Domizil für Rucksackreisende und Aussteiger. Wen es hier her verschlug, brauchte nicht viel mehr als eine Hängematte und Kokosnüsse. Dann kam der Tsunami und zerstörte die Urlaubsparadiese an der Andamenensee. Die Touristen wurden danach sprichwörtlich auf die andere Seite Südthailands gespült – nach Koh Samui.
2010 zählte das Ministerium für Tourismus und Sport rund 800.000 Besucher. Der Großteil davon reiste aus Deutschland an: 95.0000 Bundesbürger verbrachten ihre freien Tage auf der Insel. Das Wachstum der Deutschen im Vergleich zum Vorjahr liegt bei 32 Prozent und damit weit über dem Gesamtzuwachs von rund zehn Prozent.
Finn Hyttel will noch mehr – und ist damit nicht alleine. Vor kurzem gab die thailändische Regierung das Ziel vor, die Touristenzahlen im Königreich innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln. 30 Millionen Besucher und ein Umsatz von 2,3 Milliarden Euro werden angestrebt. Eine Skihalle nebst Stadion und Freizeitpark passt zu diesem Anspruch. Passt es aber auch zum Konzept einer nachhaltigen Entwicklung?
"Grün, grüner, Asien"
Wenn man Hyttel glaubt, ist das Projekt das Beste, was den Bewohnern von Samui samt dem Ökosystem passieren konnte. „Wir wollen Koh Samui nicht zur Last fallen“, sagt er, und zählt weitere Investitionen auf: Ein See von Menschenhand als Wasserreservoir, ein Skihallendach aus Solarzellen, eine Müllverarbeitungsanlage, die Abfall in Ackererde verwandelt und den Bauern neue Möglichkeiten der Bodengewinnung eröffne."Ich stehe in Kontakt mit Unternehmen aus Japan, Kanada, Dänemark, die führend sind in der Herstellung von Umwelttechnologien und nachhaltiger Entwicklung", sagt der Däne. Seine Vision: "Wir werden Samui zu einem Vorzeigeprojekt mit dem Namen 'Grün, grüner, Asien' machen – zu einem Ort, wo nicht bloß geredet wird, sondern auch Taten folgen."
Das Geldverdienen soll dabei nicht in den Hintergründ rücken. Laut Hyttel sind derzeit vier Investoren am Club Koh Samui beteiligt. Zur Unternehmensgruppe gehören mehr als zehn Firmen – Anwaltskanzleien, Architekten, Ingenieure.
"Wir haben weder die Erfahrung noch die Absicht, die Hotels, Parks und Sportstätten selbst zu betreiben", erklärt der Managing Director. Vielmehr sei man auf der Suche nach Partnern. Und natürlich nach Gästen.
Die Zielgruppe sei gemischt, sagt Hyttel. Reiche Kunden sollen Gefallen an den Luxus-Villen und Suiten finden, die breite Masse mit den Freizeitparks und dem Skiresort geködert werden. Sportler stehen ebenfalls im Fokus: Ihnen werde eine Fußball- und Tennisakademie geboten sowie zahlreiche weitere Anlagen und Möglichkeiten, sich im Urlaub fit zu halten.
Strand und Ski zugleich
"Wir wollen den Leuten einen Sommer- und Winterurlaub zugleich bieten", erklärt Hyttel im Bezug auf die Skihalle. "Nach unzähligen Präsentationen sind wir sicher, dass vor allem Besucher aus Malaysia kommen, um zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee zu sehen."Zudem rechnet er mit vielen Thais, die für einen Wochenendetrip nach Samui reisen. Bislang seien viele Einwohner des Königreichs der Insel fern geblieben, weil sie nichts Außergewöhnliches biete. "Die Leute aus Südostasien und dem Nahen Osten wollen nicht am Strand sitzen! Sonne haben sie zu Hause genug – die wollen Spaß mit ihren Familien haben und suchen Entertainment", sagt Hyttel.
Mit dieser Einschätzung liege der Entrepreneur richtig, meint der Tourismuspsychologe und Hochschuldozent Jürgen Kagelmann. In den Wasser- und Vergnügungsparks sieht er das größte Potenzial des Projekts. Auch die schiere Größe des Vorhabens könne Menschen anziehen.
Kagelmann warnt davor, den Effekt der Skihalle zu überschätzen – räumt ihr aber durchaus Chancen ein: "Ob daraus ein wirtschaftlicher Erfolg wird, wie zum Beispiel das Skiresort in Dubai, hängt davon ab, ob das Ganze eingebunden ist in ein großes Freizeitangebot – das scheint hier der Fall zu sein."
Bevor aber am Golf von Siam der Kunstschnee rieselt, wird erstmal eine Miniaturversion des Club Koh Samui aufgestellt. "Mit Präsentationen und einer Ausstellung von Modellen startet unser Projekt", sagt Finn Hyttel. Ein Restaurant und ein Swimmingpool sollen folgen. Im zweiten Schritt werden die Suiten gebaut, anschließend ist die Errichtung der Tal- und Gipfelstationen für die Gondel geplant. Parallel dazu sollen die Großprojekte wie das Stadion und die Parks anlaufen.
Auf die Frage, welches Hindernis er als das schwierigste betrachtet, antwortet Hyttel: "Davon gibt es viele." Das größte Problem liege aber darin, dass auf Koh Samui Hotels und Unternehmen nicht an einem Strang zögen.
"Auf Phuket ist das anders", erklärt er. Dort herrsche zwar auch Konkurrenz, aber man habe ein gemeinsames Interesse und bringe die Insel voran. "Das will ich auch auf Samui erreichen. Hier ist es nämlich schöner als auf Phuket."
Christoph Stockburger
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