Angelinas Thailand Souvenir:







IM BANN DES TIGERS
Spätestens seit sich Schauspielerin Angelina Jolie in Bangkok mehrere spirtuelle Tattoos stechen lies, darunter auch einen Tiger auf dem schönen Rücken, sind Yantra-Tätowierungen in der ganzen Welt bekannt. „Echte“ Sak Yan werden von Mönchen gestochen und bedürfen einer Beschwörungsformel zur Aktivierung ihrer Kräfte. Theizeit besuchte den "Tattoo-Temple".
Sak Yan, oder Yantra-Tattoos, gelten als "heilig", denn sich dienen ihrem Träger als animistische Schutzamulette, die unter der Haut getragen werden. Thaizeit berichtete ausführlich über diesen Körperkult, der im Bilddband "Sacred Tattoos of Thailand" von Autor Joe Cummings und Fotogarf Dan White besonders faszinierend dargestellt wird.
Ist das alles Hexerei? Was ist nun dran an dieser magischen Bebilderung der Haut, die auch Angelina nachhaltig in ihren Bann gezogen hat? Auch wir wollten dieser "Body Art" auf den Grund gehen und begaben uns zu der berühmtesten Adresse, wenn es um Yantra-Tätowierungen geht: in den Tempel Wat Bang Phra, auch "Tattoo-Tempel" genannt.
Ein Erfahrungsbericht
Als wir das staubige Tempelgelände erreichen, deutet nichts auf die hohe Kunst der Mönche hin, die hier jeden Tag zahlreiche Gläubige mit ihren Nadeln bearbeiten. Kein Schild, kein Plakat, nur eine Tafel in Thai vor dem Eingang zum Tattoo-Shop, versteckt hinter dem goldenen Chedi, verraten den weltweiten Ruf des kleinen Tempels in einem Dorf im Nirgendwo zwischen Bangkok und Nakhon Pathom. Es ist der verwahrloste Tempelhof, den ich in Thailand gesehen habe. Müll liegt in jeder Ecke und Scharen von Tempelhunden streiten sich mit ebenso verwahrlosten Tauben um rare Schattenplätze.
1. Versuch: Falsche Adresse
Sie erhalten einen Zettel, auf dem Motiv und eine Zahl notiert sind und dürfen nun ihre Spende in beliebiger Höhe über dieser Zahl vor den Altar legen. Ein ausgestopfter Tiger samt Tigerbabys blitzt sie dabei an, Mönchsbilder und überdimensionale Lingams bedecken jeden Quadratzentimeter des Altars. Wir gehen die Treppe hinauf in das Tattoozimmer. Zwei der mindestens fünf Tattoosessel sind heute besetzt, wir setzen uns zu den anderen Wartenden auf den Boden. Die Künstler hier oben sind eindeutig keine Mönche und die ansonsten ruhige Stimmung des Raumes wird durch das Dudeln des Radios bestimmt.. Im Inneren ist es ähnlich hygienisch wie auf dem Tempelvorplatz: Möbel, Utensilien, Kleider und Tücher sind schwarz vor Tinte und Dreck. Spinnenweben hängen von der Decke, diverse Tigerfelle in einer Ecke. Durch die dunklen Fenster erkenne ich in einem verschlossenen Nebenraum weitere Tiger, Büffelknochen und andere Tierreste, die Artenschützern Tränen in die Augen treiben dürfte
Vorsicht vor dem "Tattooshop"
Jay und ich entschließen uns ohne Schwierigkeiten gegen den Tattooshop und für den „wahren Deal“: Ein Sak Yan von einem der Mönche soll es sein, die in kleinen Salas auf dem Gelände praktizieren. Wir kaufen an einem Stand Orchideen, Zigaretten und Räucherstäbchen für den Mönch, die Verkäuferin legt 25 Baht (50 Cent) vom Wechselgeld mit in die Schale – unser bescheidener Obolus für die Dienste des Geistlichen. Phra Paew sitzt auf seinem Podest auf einer offenen Veranda und nimmt unsere Gaben mit einer Segnung entgegen, bevor ein Helfer unter den rund 20 Wartenden sie zurück zum Verkaufsstand bringt. Die Atmosphäre ist ungleich spiritueller als im schamanischen Tätowierstudio und Phra Paew liegt offenbar zumindest ansatzweise an der geistigen Gesinnung seiner Gäste. Vor allem westliche Anwärter auf seine Tattoos lässt er vielleicht deshalb gerne erst einmal als sein Assistent fungieren.Zehn Minuten für ein Mandala
So lerne ich ganz praktisch an seiner link

Fazit unseres Besuchs
... Ich muss los, Arbeit und Familie rufen und während Phra Paew noch seine Mittagsruhe hält, stehle ich mich davon. Enttäuscht und erleichtert zugleich schwöre ich mir, es an einem anderen Tag noch einmal zu versuchen. Früher am Morgen und mit westlichen Zigaretten als Mitbringsel. Angelina Jolie hatte offenbar einen VIP-Bonus und musste nicht warten - sie hat ihren Tiger! Mit unserem Tattoo wurde es jedenfalls nichts, doch vielleicht hat Phra Paew das nächste Mal ein Einsehen mit mir, und lässt mich nicht wieder so lange schmoren...>>> Zur Bildergalerie unseres Autors
>>> Bildband "Sacred Tattoos of Thailand"
Alexander Heitkamp
WAT BANG PHRA
Der Tattoo-Tempel liegt in Nakhon Chaisi zwischen Bangkok und Nakhon Pathom. Vom Highway 4 führt eine Ausfahrt direkt in die Ortsmitte, dort an der T-Kreuzung links abbiegen und etwa 10 Kilometer der Landstraße 3233 folgen (abknickende Vorfahrt!), der Tempel ist ausgeschildert. 200 Meter nach der Shell-Tankstelle geht es rechts ab, Wat Bang Phra liegt rechterhand, direkt vor dem Tha Chine River.
WAI KRU FESTIVAL
Zu diesem alljährlichen Event kommen hunderte Tattoo-Träger um ihrem geistigen Lehrer Respekt zu zollen. Neben individuellen Anfällen gibt es dort regelmäßig auch eine Gruppentrance zu beobachten, in der die Schützlinge zum Medium ihrer Talisman-Figuren werden und als Tiger, Schlange oder Bestie Amok laufen. Ein unvergleichliches Spektakel, aber nichts für schwache Nerven.
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