Der Wirtschafts-Diplomat: Dr. Michael Banzhaf nimmt Abschied

Dr. Michael Banzhaf nimmt Abschied – und eine anspruchsvolle Aufgabe erwartet ihn schon. 

Er hatte sich auf Bangkok beworben, er hatte die Position zugesprochen bekommen. Dann kam der Tsunami – und Dr. Banzhaf stand sofort zur Verfügung, die Außenstelle der Deutschen Botschaft in Banda Aceh zu leiten. Nach dieser schweren Aufgabe, und endlich in Bangkok, sollten auch weiterhin extreme Ereignisse die Ausübung seines Verantwortlichkeitsbereichs als Ständiger Vertreter und Leiter des Wirtschaftsdienstes prägen.
Der Ständiger Vertreter, der Name sagt es ja schon, vertritt den Botschafter. Dr. Michael Banzhaf war mehrfach in der Situation, als Geschäftsträger die Botschaft zu leiten – und dann passierte meistens etwas. Zum Beispiel im September 2006: Putsch in Thailand! Oder September 2007: Flugzeugabsturz auf Phuket! September 2008: Die Regierung Samak muss zurücktreten. Und zuletzt, April 2009: Unruhen in Bangkok und der ASEAN-Gipfel muss abgebrochen werden.
Diese Ereignisse bezeichnet Dr. Banzhaf heute als seine schwersten Herausforderungen während der dreijährigen Amtszeit in der Deutschen Botschaft Bangkok. Völlig überraschend über einen Putsch nach Berlin berichten zu müssen ist nicht einfach. Aber mit dem großen Leid der Opfer der Flugzeugkatastrophe umgehen zu müssen ist eine Erfahrung im Grenzbereich. Eine große Enttäuschung war mit dem Straucheln der Regierung Samak verbunden, damals musste die geplante Reise von Hessens Ministerpräsident Roland Koch mitsamt einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation sehr kurzfristig abgesagt werden, weil keine politischen Gesprächspartner mehr zur Verfügung standen. Wochenlange, intensive Vorbereitungen waren vergebens.
Aber abgesehen von diesen hervorstechenden, außergewöhnlichen Situationen, hat Dr. Banzhaf mit ruhiger Hand, diplomatischem Geschick und profundem Wissen den Wirtschaftsdienst geleitet und sich damit viel Respekt und einen hervorragenden Ruf erworben. Am 30. Juni hatte Dr. Banzhaf seinen letzten Tag in Bangkok. Eine neue Aufgabe erfordert sein ganzes Engagement: Als Leiter des Referats für konventionelle Abrüstung in Berlin setzt er nun seine Qualitäten dafür ein, die Welt etwas sicherer zu machen.
Ein völlig neuer Bereich für den „Diplomaten, der sich für wirtschaftliche Belange einsetzt“, so Banzhaf über Banzhaf zu Bangkoker Zeiten. Aber nicht ungewöhnlich: Seine Karriere ist eine Aneinanderreihung besonderer Aufgaben. Alles fing mit einem Forschungsauftrag im Bayerischen Hauptstaatsarchiv an, es ging um Papsturkunden. Im Anschluss ging es nach Bonn ins Auswärtige Amt, nach Hanoi als Ständiger Vertreter und Leiter Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit und zu einem fünfjährigen Ausflug als Referatsleiter unter Bernhard Vogel in die Thüringer Staatskanzlei.

Konkrete Wirtschaftsförderung

Die deutsche Wirtschaftsgemeinde in Thailand weiß, was sie an Dr. Banzhaf gehabt hat. Viele seiner Aufgaben haben sich im Hintergrund abgespielt: Kontakte herstellen, Plattformen für Unternehmer schaffen, Wege ebnen, Türen öffnen – konkrete Wirtschaftsförderung durch politische Flankierung nennt Dr. Banzhaf sein Wirken. Und viel Organisation: Die Besuche des damaligen Bundeswirtschaftsministers Michael Glos in Bangkok und des Vizepremierminister Korbsak Sabhavasu beim aktuellen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erforderten als „Inseln in rauer politischer See“ eine aufwändige Vorbereitung.

Und auch Dr. Banzhaf weiß, was er an der deutschen Business-Community gehabt hat. Insbesondere den thailanderfahreneren Unternehmen attestiert er einen professionellen und realistischen Umgang mit den politischen Gegebenheiten. Banzhaf: „Deutsche Unternehmen lassen sich oft etwas mehr Zeit mit der Investitionsentscheidung, stehen dann aber zum Standort. So auch hier in Thailand, die meisten deutschen Unternehmen haben gut auf politisches Auf und Ab reagiert.” Die Wirtschaftszahlen seien trotz der jahrelangen Turbulenzen in Ordnung, neue Investitionen wie Continental machten Hoffnung für die Zukunft. Das Hauptproblem der Wirtschaft sei die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. „Aber ich wünsche ich dem Land einen tragfähigen Konsens zwischen den Lagern”, so der Diplomat. Thailand habe mittelfristig eine gute Zukunft, der kulturelle Hintergrund und auch die friedliche Religion machten das Königreich attraktiv. Die Menschen seien traditionell gastfreundlich, es herrschten ideale Voraussetzung für eine schnelle Erholung des Tourismus. „Das Land profitiert von einer idealen Lage. Es ist sehr fruchtbar. Es gibt natürliche Ressourcen, landwirtschaftliche Produkte, Fischbestände. Aber auch die großen entwickelten Industriezonen sind zu nennen. Thailand ist ein sehr weit entwickeltes Schwellenland”, sagt Dr. Banzhaf.

Gute Aussichten

Seine Hoffnung ist, dass die Weltwirtschaft bald wieder anspringt und Asien davon zuerst profitiert. Die von der Finanzkrise weniger betroffenen Länder der ASEAN-Region plus Japan und China sind die wichtigsten Absatzmärkte Thailands. Und der Handel mit Deutschland? Die Zahlen entwickeln sich gut und 2008 wäre ein hervorragendes Jahr gewesen, wenn das letzte Quartal nicht gewesen wäre. Nachholbedarf sieht Dr. Banzhaf bei Investitionen. Verbessern ließe sich auch Thailands Image als Wirtschaftsnation, zu sehr würde sich auf den Bereich Tourismus konzentriert. Dass Thailand neben Nahrungsmitteln auch viel Elektronik exportiert und einer der weltweit wichtigsten Automobilhersteller ist, sei kaum bekannt. Dr. Banzhaf betont, dass Deutsche und Thailänder gut miteinander Geschäfte machen können: „Man mag sich, gegenseitiges Wohlwollen und Sympathie sind groß“. Darauf könne man aufsatteln. Die Investitionsförderung und Thailand als Investitionsstandort seien wettbewerbsfähig, es gebe gut ausgebildete Arbeiter und zahlreiche Bildungsinitiativen mit Deutschland – und nicht zuletzt mehr als 400 deutsche Unternehmen, die bereits hier investiert haben. Dr. Banzhaf hat Thailand lieben gelernt, man spürt es deutlich, wenn er über sein ehemaliges Gastland redet: Er spricht von Gastfreundschaft, Freundlichkeit, dennoch angenehmer Distanz, hervorragenden Freizeitangeboten, Restaurants, Stränden und eine unglaublichen Geduld der Menschen. Dr. Banzhaf wird die Entwicklungen in Thailand weiter verfolgen und das Land bleibt auf seiner Liste der bevorzugten Urlaubsländer, sagt der Diplomat.

Mark Sonntag


Dr. Michael Banzhaf Geboren 1957 in München Verheiratet, 2 Kinder, 16 und 18 Jahre Studierter Historiker, 1983 promoviert

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