Engere Zusammenarbeit:

Gemeinsamer Erfolg

Vize-Wirtschaftsminister setzt auf Deutschland.


Vize-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Veerasak Jinarat – in einigen Zeitungen war bereits spekuliert worden, wann er den Zusatz „Vize“ in seinem Titel verlieren würde. Er ist ein wichtiger Mann im Ministerium, sehr gebildet, sehr fleißig und sehr aufgeschlossen gegenüber Kooperationen mit Deutschland. Wir haben ihn gemeinsam mit seinem Berater Dr. Chumpol Thiengtham und dem stellvertretenden Generalsekretär des Verbandes der thailändischen Industrie (F.T.I.), Dr. Anukul Tamprasirt, im Amari Watergate Hotel getroffen.
In Deutschland ist Dr. Veerasak bislang nur zum Umsteigen gewesen, ein paar Stunden auf dem Flughafen Frankfurt. Er hatte eine Krawatte dort gekauft. Das wird sich jedoch in Kürze ändern, denn der Vize-Minister plant eine Deutschlandreise innerhalb der nächsten Wochen. Er will anknüpfen, wo Vize-Premierminister Korbsak im Mai in Berlin aufhören musste und mit deutschen Unternehmen über Rahmenbedingungen und konkrete Details eines möglichen Engagements in Thailand verhandeln. Im Gegensatz zu Korbsak, der eher für die politische Linie verantwortlich ist, sei es Veerasaks Job, konkretes Business zu generieren, beide Seiten zusammenzubringen und Kooperationen anzuregen.


Das sagenumwobene Konjunkturpaket


Angesichts des erwarteten Konjunkturpakets in Höhe von 1,43 Billionen Baht (30 Milliarden Euro) rechnet Veerasak mit guten Chancen für deutsche Unternehmen, davon zu profitieren. Deutsche Firmen hätten sich beispielsweise bei Infrastrukturprojekten hervorragend bewährt und seien auch in den Bereichen Umwelttechnologie und Medizintechnik führend. Insbesondere Joint-Ventures mit thailändischen Firmen könnten sich jetzt lukrative Aufträge sichern – man müsse sich jedoch auch darum bemühen.
Um den gewaltigen Förderbetrag zu erreichen, muss die Regierung sich 800 Milliarden Baht leihen, was das Parlement bereits genehmigt hat. Der Senat hat allerdings erst den ersten 400 Milliarden Baht zugestimmt. Das gesamte Paket soll bis Ende 2011 realisiert sein, mit den ersten Investitionen kann schon im Juli oder August gerechnet werden. Rund 6.000 Projekte jeder erdenklichen Größenordnung sollen pro Jahr mindestens 400.000 Arbeitsplätze schaffen und das Wirtschaftswachstum pro Jahr um etwa 1,5 Prozent erhöhen.

Angesichts der jüngsten Zahlen, im Mai fielen die thailändischen Exporte um 26,6 Prozent und die Importe sogar um 34,7 Prozent, wird es in diesem Jahr ein negatives Wachstum geben. Wir wollten vom Vize-Minister wissen, ob wir die Talsohle in Thailand erreicht haben. Natürlich hatte er keine verbindliche Antwort darauf, wies aber auf einige Indikatoren hin, die für das letzte Quartal des Jahres optimistisch stimmen. Prof. Dr. Veerasak machte deutlich, dass seiner Ansicht nach die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise die Schuld an den Problemen in Thailand trägt. Einen Zusammenhang mit den politischen Unruhen der letzten Monate sieht er nicht. Die Wirtschaft habe sich nicht beeindrucken lassen. Auseinandersetzungen zwischen Opposition und Regierung seien in einer Demokratie normal, die Lage sei aber jetzt vollends wieder unter Kontrolle. Weder Touristen noch Investoren wären bislang in Gefahr gewesen oder bräuchten sich zu sorgen. Der Vize-Wirtschaftsminister warb eindringlich um Vertrauen in die Regierung und die Thailänder.

Sprungbrett nach Europa und andersherum

An Deutschland bewundert Veerasak die ökonomische Stärke, Deutschland sei viel besser aufgestellt als die meisten anderen Länder in Europa oder die USA. Es ist sein expliziter Wunsch, die Zusammenarbeit mit Deutschland weiter zu verbessern und zu intensivieren. Ideen dazu hat er viele. Von thailändischer Seite aus möchte er vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse stärker nach Deutschland exportieren und in Deutschland regionale Verteilzentren schaffen, wie es beispielsweise bereits eines am Münchner Flughafen gibt. Früchte, Blumen und tropische Fische könnten so besser in Europa vertrieben werden. Dr. Anukul Tamprasirt wirft ein, dass anders herum deutsche Unternehmen eingeladen sind, Thailand als Distributionszentrum und Sprungbrett nach ganz Südostasien und zu weiteren ASEAN-Staaten zu nutzen. Thailand als eine Art Zentrum für deutsche Technologie und Bildung für die gesamte Region sei eine erstrebenswerte Vision. Deutsche und Thais würden gut zusammenpassen: Man denke in vielen Bereichen ähnlich uns sei um Konsens bemüht. Es hersche eine Art grundsätzliches vertrauen. Man möge sich.

Mark Sonntag


Prof. Dr. Veerasak Jinarat Geboren 1956, Studium an der Thammasat Universität Promoviert an der AIT Verheiratet, drei Kinder Kanzler des Northeastern Polytechnic College in Ubon Ratchathani Dr. Anukul Tamprasirt Geboren 1960, Master-Studium in den USA, promoviert an der Chiang-Mai-Universität Präsident des Verbandes der thailändischen Softwareindustrie Stellvertretender Generalsekretär des Verbandes der thailändischen Industrie (F.T.I.) Managing Director der ThaiCom Management Group Assistent im Kreis der Wirtschaftsberater des Premierministers Technischer Berater verschiedener Organisationen und Ministerien Beispiel Continental Im Industriegebiet Amata City eröffnete der deutsche Automobilzulieferer eine Fabrik zur Produktion von Einspritzdüsen, Einspritzpumpen, Instrumententafeln und weiteren Elektronikprodukten für den Fahrgastraum. Das Investitionsvolumen von etwa 5 Milliarden Baht soll Continental langfristig eine starke Position in Asien sichern. Bis 2013 will das Unternehmen 25 Prozent seiner Umsätze in der Region erwirtschaften. Von Thailand aus soll nach China, Indien aber auch nach Europa exportiert werden.

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