Thailand News:
In Thailand zum SCHUFTEN
Thailands Gastarbeiter halten den Wirtschaftsmotor am Laufen.
Man sieht sie kaum und doch würde ohne sie in Thailand Vieles nicht funktionieren: Die Gastarbeiter. Offi ziell sind es 2.8 Millionen, doch dürften es gut eine Million mehr sein, denn viele dieser längst unentbehrlich gewordenen Arbeitskräfte sind nicht registriert und haben keine gültigen Papiere. Oftmals erdulden sie die miserablen Arbeitsbedingungen nur, um jeden Monat ein paar Dollar zurück in ihre Heimat zu schicken und nicht gleich selber von der Polizei nach Burma, Kambodscha oder Laos zurück geschickt zu werden.
Billige Arbeitskräfte sind der Schlüssel zu schnellem Wirtschaftswachstum. Sei dies in Osteuropa, Südamerika oder Asien, wer günstiger produziert als andere hat im globalen Wettbewerb die Nase vorn. Thailand hat dies längst erkannt und setzt für seinen anhaltenden Boom auch auf Manpower seiner Nachbarn. Dass in Thailand die Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter dabei teilweise an Ausbeutung grenzen, wird gerne totgeschwiegen. Immerhin gibt es erste Anzeichen von Besserung, sagen Organisationen, die sich um die Anliegen der Gastarbeiter kümmern.
BURMESEN BAUEN THAILAND
Es war kaum zwei Wochen nachdem der Tsunami im Dezember 2004 die Andamannenküste in einen Schutthaufen verwandelt hatte. Busse und Militärlastwagen, vollgestopft mit burmesischen Gastarbeitern karrten an die Grenzübergänge zu Burma, um möglichst schnell loszuwerden, was nicht mehr gebraucht wurde: Billige Arbeitskräfte. Denn die Welle hatte die Hotels zerstört, in denen die meisten von ihnen für drei oder vier Dollar am Tag die Gärten wässerten, Bungalows schrubbten, Bettlaken wuschen oder die Pools reinigten. Was die Arbeiter allerdings auf burmesischer Seite des Schlagbaumes erwartete, war häufig noch schlimmer, als die Situation in Thailand. Manche zogen es sogar vor, sich über Wochen hinweg ohne jegliche Unterstützung im Dschungel zu verstecken, nur um den thailändischen Behörden zu entgehen. Sie wussten genau, dass sie schon bald wieder gebraucht würden. Denn was zerstört wurde, musste wieder aufgebaut werden und wo gebaut wird in Thailand, sind meistens Burmesen am Werk. Das Warten gab ihnen Recht. Schon kurze Zeit später rollten auf Phuket die Bagger an, um in einem riesigen Kraftakt die Urlaubsmaschine wieder fl ott zu kriegen. Gebraucht wurden Tausende von billigen Arbeitskräften, die Sand schleppen, Ziegelsteine schichten, Mörtel verstreichen und auf schwindelerregenden Bambusgerüsten herumturnen. Kurz: Bauarbeiter, die nicht murren, wenn sie für wenig Geld hart und viel arbeiten müssen. Was manchen Thailänderinnen und Thailändern längst zu anstrengend ist, erledigen Burmesen. Sie bilden die Mehrheit auf Thailands Grossbaustellen und ohne sie würde Thailands Stück am globalen Kuchen wohl um einiges kleiner aussehen. Auf rund 2 Millionen schätzt Jacky Pollack die Zahl der Burmesinnen und Burmesen, die in Thailand arbeiten. Offi ziell sind es laut Pollak allerdings nur 900.000, die registriert sind. Als Vorstandsmitglied der Organisation „Migrant Assistant Program“ (MAP) kümmert sie sich seit über zehn Jahren um die Anliegen der Gastarbeiter in Thailand. Denn nach wie vor, so sagt sie, ziehen es viele Arbeitgeber vor, illegal eingereiste Arbeiter zu beschäftigen. Denn diese haben kaum Chancen, sich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu wehren. „Die arbeiten auch für ein paar Baht weniger und drohen nicht mit den Behörden oder Arbeiterorganisationen, wenn der Mindestlohn nicht eingehalten wird“, verdeutlicht Jacky Pollack die Situation. Trotzdem sehe sie aber einen Lichtstreifen am Horizont. Gerade auf den zig Grossbaustellen in Thailand bewege sich was, sagt sie. „Vor allem die Sicherheitsbedingungen haben sich in den letzten paar Jahren massiv verbessert.“ So sehe man immer häufi ger, dass die Arbeiter auch Helme oder Schutzkleidungen tragen. „Wo man sich allerdings nichts vormachen muss sind die Rahmenbedingungen dieser Leute“, sagt Pollack. Eine Frau verdient auf einer thailändischen Baustelle laut einer Erhebung von MAP gerade mal 100 Baht pro Tag, also rund 2 Euro. Ein Mann kommt ungefähr aufs Doppelte. Und wer einen Tag ausfällt verdient nichts, auch wenn der Ausfall vielleicht auf eine Verletzung bei der Arbeit zurückzuführen ist. Sehr schlecht ist meistens auch die Wohnsituation. „Das sind Wanderarbeiter, die von Baustelle zu Baustelle ziehen und oft auch auf dem Baugelände wohnen“, erklärt Jacky Pollack. In Blechhütten, ohne sanitäre Einrichtungen und meist auch ohne Strom wohnen so zum Teil ganze Familien auf engstem Raum. Obwohl Thailand seit kurzem den Kindern der registrierten Wanderarbeiter auch Zugang zu den öffentlichen Schulen gewährt, sagt Pollack, dass immer noch wenige dieser Wanderarbeiter ihre Kinder auch wirklich zur Schule schickten. Denn die meisten bleiben kaum länger als ein paar Monate am gleichen Ort und ziehen zum Teil quer durch Thailand, wenn wieder eine Baustelle abgeschlossen ist. Oft sei aber schlicht auch die Fremdsprache eine zu große Hürde, um die Kinder in der Schule anzumelden und nicht zuletzt seien die Kosten für Schuluniformen und Bücher für Leute mit so geringen Einkommen viel zu hoch, sagt Pollack.EIN UMDENKEN HAT BEGONNEN
Es sei aber deutlich erkennbar, dass in Thailand im Moment ein Umdenken stattfinde und man offensichtlich erkannt habe wie wichtig die wohl insgesamt fast vier Millionen Gastarbeiter aus Burma, Laos, Kambodscha und anderen Ländern auch für Thailands Volkswirtschaft sind. „Es ist ja nicht nur der Bausektor, sondern auch die Fischerei, der Tourismus, die Textil- und die Autoindustrie, alle profi - tieren von den billigen Arbeitskräften aus den Nachbarländern“, fasst Pollack die Situation zusammen. Und nicht zu vergessen sind auch die zahlreichen Hausangestellten, die als Fahrer, Maids oder Nannys indirect mithelfen, den thailändischen Wirtschaftsmotor am Laufen zu halten.Pascal Nufer
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