Unbekannte Chin-Kultur:

Gesichts-Tattoos als Kunstwerke

Der in Thailand und Kambodscha ansässige Künstler Christian Develter macht mit seinen grell-bunten, modernen Kunstwerken auf eine verblassende, uralte Tradition aufmerksam, die bei der Öffentlichkeit kaum bekannt und ein echtes Faszinosum ist.


Kaum jemand weiss von ihnen, denn sie leben völlig zurückgezogen im tiefsten Nordwesten der Republik der Union Myanmar (vormals Birma oder Burma): die alten Frauen des Chin-Stammes, deren Gesichter nicht nur aufgrund der zahlreichen Falten Geschichten erzählen. Vielmehr tragen sie im wahrsten Sinne des Wortes "Bilder auf der Haut", denn einer uralten Tradition folgend wurde deren Antlitz in jungen Jahren mit ganz bestimmten, symbolträchtigen Motiven großflächig tätowiert.

Linien, Punkte, Kreise oder gar Spinnennetz-Muster sind tief in die Haut eingraviert - eine Prozedur, die laut Aussage der Betroffenen im Dorf Mindat "extrem schmerzhaft" war. Hintergrund: Ein Bergstamm sollte sich anhand der Zeichen von einem anderen unterscheiden oder den Familienstand einer Frau anzeigen. Die Tattoos galten lange als Schönheitssymbol. Wer nicht tätowiert war, fand keinen Ehemann.

Seit 1960 ist dieses traditionelle Verfahren verboten.

Nun zaubert der belgische Malkünstler Christian Develter unermüdlich sinnliche Meisterwerke auf die Leinwand, die wahre Geschichten erzählen. Mit seiner "Chin-Serie" wurde er schon vor Jahren zum Held der südostasiatischen Kunstszene; seine Gemälde hängen dekorativ in Luxushotels und mittlerweile in Privathäusern weltweit.

Christian Develter:
"Tribal Tattoos" modern interpretiert

Im Jahre 2012 reiste Christian Develter ausgiebig durch den Nordwesten von Myanmar und besuchte die indigenen Stämme dieser Region. Inspiriert von den "kunstvollen Gesichtern" der Dorfältesten entstand die Idee für seine aktuelle Bilder-Kollektion. "Der Chin-Stamm mit seinen Gesicht-Tätowierungen sind in der Außenwelt relativ unbekannt.  Siehe Bildergalerie! Das hat mich sehr fasziniert", erklärte Christian der Thaizeit-Chefredakteurin während ihres Besuchs in seinem "Warp Studio" in Siem Reap. "Die Multiplex-Muster wurden seinerzeit mittels spitzen Dornen oder Spießen mit dem farbintensiven Saft einer lokalen Dschungelpflanze sowie einer Mischung aus Asche, Hühnerblut, Ruß und Schweinefett regelrecht in die Haut geschnitten. Über Generationen hinweg waren die Frauen bereit, sich dem Schmerz hinzugeben und ihr Gesicht für diese Kunst als sichtbares Symbol ihres Stammes zu opfern".

Künstler-Thema: "Chin Urban & Tribal"

Das künstlerische Ergebnis: mehr oder weniger schlichte Illustrationen von bildhübschen  Frauengesichtern, deutlich inspiriert vom abstrakten Expressionismus und dem knallig-grellen Pop Art Stil der 60er Jahre. Intensive Ölfarben dominieren die Bildträger aus feinstem Leinen. Und natürlich zieren zahlreiche Linien das Antlitz der asiatischen Beauties. "Sie zeigen die jungen, perfekt symmetrischen zeitgenössischen Stadtgesichter asiatischer Frauen, die mit den originalen Tattoo-Designs der Chin-Frauen von Myanmar verziert sind", so Develters Manager Peter. "Christian Develters Chin-Gemälde in Öl sollen eine Verschmelzung zwischen Moderne und Vergangenheit darstellen".

Diese gewagte Interpretation wurde von der Kritik und von Sammlern extrem gut aufgenommen, erfährt das Thaizeit-Team von Jessica Lim - Mitinhaberin der "One Eleven Gallery" (Foto rechts). "Develters scharfsinniges Bewusstsein für die Macht der Farbe und seine sorgfältige Betrachtung von Linie, Beleuchtung und Geometrie sind einzigartig.  Alle Gemälde haben einen extrem hohen Wiedererkennungswert und sind mittlerweile sogar Kult.
Sicher ist: In den kommenden 10 - 15 Jahren werden die letzten Frauen mit Gesichtstattoos in Birma gestorben sein. Dann bleiben nur noch die Erinnerungen an eine ungewöhnliche Tradition. Und natürlich die Gemälde von Christian Develter, der die Chin-Frauen auf seine ganz persönliche Art und Weise unsterblich gemacht hat.
Hier geht's zur Bildergalerie:

>>> Christian Develter: Gesichts-Tattoos als "Chin"-Serie

Nathalie Gütermann; Fotos: Nathalie Gütermann/Christian Develter (Chin-Frauen)


BIOGRAPHIE CHRISTIAN DEVELTER
1968: Geboren in Blankenberge, Belgien
1990: Institut für Schöne Künste, St. Lucas, Gent, Belgien
1993: Akademie der Schönen Künste Antwerpen, Belgien
Seit 1996: freischaffender Künstler in Bangkok, Thailand
2005: Finalist der Sovereign Art Foundation, Hong Kong
2010: Eröffnung  Warp Studio 54, Bangkok, Thailand
2016: Umzug nach Siem Reap, Kambodscha
2017: Eröffnung Warp Studio, Siem Reap, Kambodscha Exklusiver Agent: "One Eleven Gallery"

Die Werke von Christian Develter, die übrigens nicht nur Ölgemälde und Lithografien der "Chin-Serie" umfassen, sondern auch sinnliche Männer-Motive, Porträts von bekannten Persönlichkeiten, Accessoires wie Aschenbecher oder Zigarren/Schmuck-Boxen und sogar Kleider-Unikate, sind ausschließlich über die "One Eleven Gallery" in Siem Reap bestellbar. Öffnungszeiten: Montag - Samstag: 10:00 - 19:00 Uhr.

Kontakt: Jessica Lim
Siem Reap, Kambodscha
Tel: +855 (0) 9593 0090 oder +855 (0) 9550 1115
Email: jess@oneelevengallery.com


www.OneElevenGallery.com


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