Unruhen in Bangkok(15):

Furcht vor Amoklauf & Bürgerkrieg

An diesem Wochenende herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm. Doch ganz Bangkok bereitet sich hinter den Kulissen darauf vor, was ab Mitte Januar Wirklichkeit wird. Dann muss in der Hauptstadt mit wochenlangen Protesten, Chaos und möglicherweise mit blutigen Ausschreitungen gerechnet werden.


Schwarzer Montag: 13.1.2014


Seit Wochen liest und hört man Schreckensmeldungen, die selbst den Ansatz eines Lächelns gefrieren lassen. Allerdings basierten bislang zahlreiche Kommentare auf Spekulationen, persönlichen politischen Anschauungen und diffusen Vermutungen. THAIZEIT ergreift keine Partei und hat sich bislang aus der Gerüchteküche ferngehalten, um Dramatisierungen jeglicher Art zu vermeiden. Doch was ab 13. Januar auf Bangkok zu kommt, ist sehr ernst.


Marc Saxer, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bangkok (fes-thailand.org): "Bis jetzt war dieser Konflikt Schach auf hohem Niveau. Ab Montag werden wir aber eine neue Eskalationsstufe erreichen. Bangkok lahmzulegen ist ein riesiges Wagnis, weil die Situation von den politischen Spielern nicht kontrollierbar ist. Keiner weiß, wozu das führen wird". Im exklusiven Interview mit dem "Tagesspiegel" äußerte sich Saxer noch drastischer: "So nah dran an einem Bürgerkrieg waren wir noch nie"...

Revolte mit ungewissem Ausgang


Fakt ist: der Machtkampf verschärft sich dramatisch. Selbst die Bemühungen von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, einen Dialog zwischen Regierung und Opposition herbeizuführen und zu schlichten, scheiterte. "Ich bin sehr beunruhigt angesichts der drohenden Eskalation der Lage in den kommenden Tagen", sagte er. Die politischen Konflikte in Thailand scheinen derzeit unlösbar; die Situation gerät zunehmend außer Kontrolle. Die Fronten sind dermaßen verhärtet, dass kein Kompromiss in Sicht ist. Längst beschränken sich die Protestler nicht mehr nur auf das Regierungsviertel, sondern der geplante Aufstand der Opposition, Bangkok mit einer Mega-Demo und weitreichenden Blockaden im gesamten Stadtgebiet in die Knie zu, wird unaufhaltsam in der kommenden Woche stattfinden. Ab Montag, dem 13.1. geht's los, und wie lange die Massenkundgebungen und möglichen Krawalle stattfinden werden, ist ungewiss! Die Schweizer Botschaft rechnet mit mindestens 5 Tagen bis zu 4 Wochen; Essens- und Wasservorräte sollen vorsorglich angelegt werden.

Aufklärung unserer Leser 


Unabhängig von jeglicher Politik steht für das THAIZEIT-TEAM vor allem die Aufklärung unserer Leser im Mittelpunkt, die derzeit in Bangkok Urlaub machen oder auf Durchreise sind. Womit müßen Sie derzeit rechnen, was ist zu beachten und was ist zu vermeiden?
  • Wir raten: Bleiben Sie am 13.1. zuhause oder genießen Sie an diesem Tag möglichst die Annehmlichkeiten Ihres Hotels. Tagesaktuelle Infos werden wir wie immer auf unserer Webseite und auf Facebook veröffentlichen.

  • Beachten Sie unbedingt die Warnungen & Vorsorgemaßnahmen, die von den Botschaften publiziert wurden. Thaizeit hat die persönlichen Mitteilungen der Botschafter von Deutschland, Österreich und der Schweiz in einem Bericht zusammengefasst. Bitte klicken Sie hier...


  • Meiden Sie unter allen Umständen Straßen & Plätze, die von der Verkehrspolizei publiziert wurden. Bitte klicken Sie hier...

  • Was Sie außerdem als Reisender wissen müssen, lesen Sie auch in diesem Thaizeit-Bericht. 
    Bitte klicken Sie hier... 

Die letzten Geschehnisse in Kurzform 

  • Am Samstag, 10.1. schossen Unbekannte auf Demonstranten. Mindestens 7 Menschen wurden verletzt. Die Aggression wächst...

  • Das Militär spielt zunehmend die wichtigste Rolle im Konflikt. Die Armee verhält sich zwar weiterhin vehement zurückhaltend und propagiert "Neutralität". Doch warnte General Prayuth Chan-ocha bereits alle Beteiligten nachdrücklich vor gewalttätigen Zusammenstößen. "Sollte es zu Ausschreitungen kommen, sind meine Soldaten gezwungen, das Land und Menschenleben zu schützen". 

  • Zehntausende Regierungsgegner strömen seit Samstag nach Bangkok, ihrem "Anführer" Suthep Thaugsuban folgend. Dieser lehnte bislang alle Verhandlungen über ein friedliches Ende der politischen Auseinandersetzungen ab. Ziel der Revolte: der finale Sturz von Regierungschefin Yingluck Shinawatra und der Einsatz eines Volkskomitees. Thaizeit berichtete im Detail über Ursachen & Auswirkungen der Proteste...

  • Parallel planen die "roten" Unterstützer der Regierung eine Gegen-Demonstration ab Montag. Sie wollen in 50 Provinzen auf die Straßen gehen, allerdings nicht in Bangkok und im Süden des Landes. 
     
  • Beide Seiten betonten über ihre Sprecher ausdrücklich, eine gewalttätige Konfrontation auf den Straßen von Bangkok vermeiden zu wollen. Suthep Thaugsuban sagte zur Tageszeitung "The Nation": "Wenn dies ein Bürgerkrieg wird, gebe ich auf. Sollte jemand einen Bürgerkrieg anzetteln, sage ich den Leuten, sie sollen nach Hause gehen".

  • Rund 15.000 Polizeibeamte zusätzlich werden am 13. Januar an allen Stellen eingesetzt, die von den Protestlern besetzt werden. 8.000 Soldaten stehen ihnen zur Seite.

  • Nochmals: mit massiven Verkehrsbehinderungen muss gerechnet werden; kalkulieren Sie zu den Flughäfen 3 bis 4 Stunden ein! 

  • Flughäfen sollen - laut Suthep - nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie man aufgrund der Straßensperren die Flughäfen überhaupt per Auto erreichen kann, bleibt unklar. Die Verkehrspolizei rät Touristen dringend, den Skytrain oder Airport-Link zu nutzen.
     
  • Der Vorschlag der Wahlkommission, die für den 2. Februar geplanten Wahlen zu verschieben, wurde von der Regierung bislang nicht bestätigt. Möglicherweise halten die Massen-Demos deshalb ab dem 13.01.2014 bis zu 4 Wochen an, sollte vorab keine Lösung gefunden werden. 

  • Die Telekommunikation in Bangkok (Internet, Handy) soll - laut diversen Providern - keine negativen Auswirkungen auf die Nutzer haben.

Liebe Thaizeit-Leser, 

nehmen Sie die Lage ernst und beachten Sie bitte unsere aktuellen Meldungen und die Warnungen & Empfehlungen der Botschaften. Anders als in der Vergangenheit sind die Chancen eines friedlichen Verlaufs der Massendemonstrationen gesunken; die kleinste Provokation kann zum Bürgerkrieg führen. Abschlußstatement von Marc Saxer, Büroleiter der Friedrich Ebert Stiftung im Tagesspiegel-Interview: "Bei den Hauptkontrahenten sehe ich keine Chance auf Annäherung. Nur zwei Auswege sind derzeit vorstellbar: erstens das Verbot der Regierungspartei und ihr damit verbundener Rücktritt. Zweitens die Provokation von Gewalt. Der Konflikt gerät daraufhin außer Kontrolle, die Armee greift ein, indem sie Ruhe und Ordnung mit einem Putsch wiederherstellt"(Quelle: tagesspiegel.de/politik)

Nathalie Gütermann; Fotos: Nathalie Gütermann

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