Politische Stiftungen in Thailand:

Die Netzwerker aus Deutschland

In Thailand sind fünf etablierte politische Stiftungen aus Deutschland aktiv. Ihnen ist gemeinsam, dass sie nach großen deutschen Persönlichkeiten benannt sind und jeweils einer politischen Partei nahestehen. THAIZEIT stellt ihre Vertretungen in Thailand und ihre Aufgaben vor


Die politischen Stiftungen sind eine Besonderheit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Sie fördern weltweit die Demokratie. Dies umfasst die Stärkung von Institutionen einer demokratischen Gesellschaftsordnung wie Parlamente, Parteien und eine unabhängige Justiz aber auch Unterstützung einer guten Regierungsführung und der Partizipationsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft.
Kein anderes Land verfügt über Institutionen, die mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU), der Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD), der Heinrich-Böll-Stiftung (Grüne), der Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP) oder der Hanns-Seidel-Stiftung (CSU) vergleichbar wären. In Thailand sind die deutschen politischen Stiftungen zum Teil schon seit Jahrzehnten aktiv. Typisch ist, dass ihre Entwicklungszusammenarbeit zwar aus öffentlichen Mitteln gefördert wird, sie aber dennoch regierungs-unabhängig agiert.

Näher dran als Diplomaten

Mit den Ihnen anvertrauten Geldern veranstalten sie Weiterbildungen und Seminare, veröffentlichen Analysen und sind in der politischen Bildung aktiv. Studien- und Informationsreisen, nationale und internationale Expertentreffen sowie Stipendienprogramme vervollständigen das zur Verfügung stehende Instrumentarium der Stiftungen. Für die politischen Stiftungen sind gute Kontakte und Verbindungen wichtig. Sie verfügen oft über Informationen, zu denen die offizielle Diplomatie keinen Zugang hat. Ein Kern der Arbeit der Stiftungsbüros ist daher die Pflege gesellschaftlicher und politischer Netzwerke. Die oft langjährigen Beziehungen ermöglichen es den Organisationen, Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für ihre Veranstaltungen zu gewinnen.Die Programme der politischen Stiftungen sind in der Regel langfristig angelegt. Dies führt nicht nur zu hoher Kontinuität, sondern schafft eine vertrauliche Atmosphäre, die in brisanten Situationen – wie sie gerade in Thailand herrschen – eine moderierende Einflussnahme ermöglicht. Nicht selten agieren die Stiftungen bei schwierigen Verhältnisse als Türöffner, Moderator und Eisbrecher. In kritischen Situationen tragen sie dazu bei, dass im kleinen Kreis – oft mit Hilfe von Moderatoren und Experten – Lösungsansätze ohne Regierungshandeln erarbeitet werden können. So ist es kein Wunder, dass viele Aktivitäten der deutschen Stiftungen durch die aktuelle politische Krise und die leider immer noch anhaltende Gewalt in den südlichen Provinzen Thailands geprägt sind. Zusammen mit ihren Partnern haben fast alle  Stiftungen in den vergangenen Monaten Maßnahmen zur politischen Stabilisierung Thailands durchgeführt.

Jost Wagner


Politische Stiftungen in Thailand Grundsätzlich setzen sich alle Stiftungen unter anderem für die Stärkung des demokratischen Systems, die Verbesserung des Demokratieverständnisses, für friedlichen politischen Dialog und die Stärkung der politischen Beteiligung der Bürger ein. Friedrich-Ebert-Stiftung Die sozialdemokratische Stiftung arbeitet seit 1970 vor Ort. Schwerpunkte sind neben sozialer Gerechtigkeit auch die Bearbeitung von gesellschaftlichen Konflikten mit gewaltfreien Methoden, inklusive Sozialdialoge. Die FES arbeitet zudem seit mehr als zehn Jahre mit Partnern in der Konfliktregion im Süden zusammen. Marc Saxer ist seit 2010 Repräsentant der Stiftung. www.fes-thailand.org Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Die FNF begann im Jahr 1975 ihre Arbeit in Thailand. Schwerpunkte der Arbeit sind Demokratieerziehung, Menschen- und Minderheitenrechte, der Schutz von Eigentum sowie die Förderung der Marktwirtschaft und liberaler Werte und Einstellungen. Heute befindet sich neben dem Thailand-Büro auch das Regionalbüro für Südost- und Ostasien in Bangkok. Geleitet wird das Büro von Dr. Rainer Adam. www.fnfthailand.org Konrad Adenauer Stiftun Mit ihrer Arbeit in Thailand will die Konrad Adenauer Stiftung (KAS) einen langfristigen Beitrag zum Ausbau und zur Festigung der Demokratie leisten. Die KAS ist seit 1981 mit einem Büro in Thailand vertreten und betreut Projekte, die einen Beitrag leisten zur Stärkung des parlamentarischen Systems, der politischen Partizipation der Bürger, der Rechtsstaatlichkeit, der wirtschaftlichen und sozialen Stabilität sowie zur friedlichen Konfliktbewältigung. Geleitet wird das Bangkoker Auslandsbüro von Dr. Canan Atilgan. www.kas.de Heinrich-Böll-Stiftung Die Heinrich-Böll-Stiftung begann ihre Arbeit in Thailand im Jahr 1999 in Chiang Mai. Das Regionalbüro Südostasien ist im Juni 2010 von Chiang Mai nach Bangkok verlegt worden. Es wird von Jost Pachaly geleitet.  Schwerpunkte der Arbeit sind unter anderem der Aufbau von demokratischen Medien,  nachhaltige Energiepolitik und Klimawandel sowie Geschlechterpolitik und Stärkung der politischen Teilhabe von Frauen. www.boell-southeastasia.org Hanns Seidel Stiftung Die Seidel Stiftung hatte bisher ihre regionalen Aktivitäten von Singapur aus koordiniert. Seit wenigen Monaten ist Projektleiter Karl-Peter Schoenfisch vor Ort in Bangkok. Die Projekte sind auf den ländlichen Raum zugeschnitten. Bestandteile sind die Berufsförderung für Landfrauen, Fortbildung für Genossenschafts-Führungskräfte, aber auch Themen wie Kommunalverwaltung und Demokratieförderung. www.hss.de

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