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Die Deutsch-Thailändische Handelskammer nach dem Generationswechsel in Vorstand und Geschäftsführung


Eine wichtige Säule der Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands zu anderen Staaten bilden die Außenhandelskammern. In Thailand vertritt die GTCC (German Thai Chamber of Commerce) deutsche Wirtschaftsinteressen, insbesondere auch die der hier ansässigen deutsch-thailändischen Unternehmen. In der Vergangenheit gab es Kritik, die Kammer konzentriere sich zu sehr auf die Belange der Großkonzerne. Doch jetzt gibt es einen neuen Geschäftsführer und einen verjüngten Vorstand – und alles soll besser werden. Ein Interview mit dem neuen Geschäftsführer Stefan Bürkle.

THAIZEIT: Stefan Bürkle, Sie haben seit kurzem einen neuen Job: Sie sind Geschäftsführer der Deutsch-Thailändischen Handelskammer. Was ist denn genau die Aufgabe einer Handelskammer?

Stefan Bürkle: Zunächst sind deutsche Auslandshandelskammern bilateral: Wir fördern deutsche Wirtschaftsinteressen in Thailand, wie auch thailändische Interessen in Deutschland. Dieses Prinzip gilt weltweit und verschafft uns Glaubwürdigkeit sowie Verankerung in den Gastländern. Weiterhin haben wir drei untrennbar miteinander verbundene Aufgaben: Wir verstehen uns als Plattform zur Außendarstellung der deutschen Wirtschaft in Thailand, wir sind eine Mitgliederorganisation und wir sind ein sehr vielfältiger Dienstleister mit einem Schwerpunkt unserer Services auf Hilfestellung bei Markteintritt und Markterweiterung gerade für kleinere Unternehmen. Zu den Dienstleistungen gehören beispielsweise die Suche nach Geschäftspartnern, Übersetzungen, grundsätzliche Rechts- oder etwa Zollauskünfte, informelle Streitschlichtung (falls in einer Geschäftsbeziehung etwas schief laufen sollte) und die Vertretung deutscher Messegesellschaften in Thailand. Mitglieder profitieren vom Netzwerk untereinander. Zu diesem Netzwerk gehören nicht nur etwa Kammerhandbuch, Kammerzeitschrift und Information, zum Beispiel über Neuerungen im rechtlichen Bereich, sondern insbesondere auch das persönliche Netzwerk, das durch vielfältige Kammerveranstaltungen ermöglicht wird.

Wer kann denn da Mitglied werden?

Prinzipiell alle in Bangkok registrierten Firmen. Natürlich ist der Schwerpunkt auf deutschen Firmen in Thailand und thailändischen Firmen, die mit Deutschland Geschäfte tätigen, aber Firmen anderer Nationen sind ebenso willkommen, so sie Interesse an einer Geschäftsbeziehung mit den übrigen Kammermitgliedern glaubhaft machen. Wir achten darauf, die Seriosität der Firmen soweit möglich zu überprüfen, im Interesse aller Mitglieder. Firmen, die außerhalb Bangkoks oder auch außerhalb Thailands registriert sind, können assoziierte Mitglieder werden. Und eine neue Mitgliedschaft, die wir eben eingeführt haben ist die persönliche Mitgliedschaft zum stark reduzierten Preis. Diese erlaubt es beispielsweise der wachsenden Zahl von Geschäftsleuten, die im Ruhestand in Thailand leben, den Kontakt zur Kammer zu halten. Weitere Adressaten sind beispielsweise Dozenten, Studenten, Mitarbeiter großer Firmen, die nicht als offizieller Repräsentant von ihrer Firma für die Kammer benannt sind, oder ganz kleine, neue Unternehmen.

Die Deutsch-Thailändische Handelskammer gibt es mittlerweile seit 46 Jahren. Mit Ihnen übernimmt nun ein Vertreter einer neuen Generation das Ruder. Gibt es mit dem Generationenwechsel auch einen Kurswechsel?

Sicherlich eine Neubestimmung der Schwerpunkte und einen frischeren Auftritt. Nehmen Sie unsere Dienstleistungen: Hier haben die Auslandshandelskammern weltweit an der Entwicklung einer gemeinsamen Servicemarke „DEinternational“ gearbeitet. Diese dient einer noch klareren Positionierung unserer Dienstleistungen mit transparenter Produkt-, Preis- und Qualitätspolitik und weltweit einheitlichem Auftritt als Netzwerk der Kammern. Die vollständige Umsetzung des Konzepts „DEinternational” in Thailand steht in den nächsten Monaten bevor. Im Mitgliederbereich haben wir schon viele Dinge geändert. Wir treten moderner in unseren Mailings auf. Die Überarbeitung unserer Website ist im Gang. Neue Veranstaltungen mit mehr Abwechslung – aber dennoch klarer geschäftlicher Orientierung – gab es schon über die letzten Wochen, und sie kommen noch stärker.

Was sind ihre Prioritäten in Ihrem ersten Jahr als Geschäftsführer?

Neben der bereits genannten Auffrischung insgesamt, gehört hierzu sicherlich eine Neuorientierung unseres Images: Wir galten lange als Club der Großindustrie und wir waren nicht unschuldig, dass dieser Eindruck entstanden ist. Tatsächlich ist die Deutsch-Thailändische Handelskammer jedoch insbesondere ein Dienstleister für kleine und mittlere Unternehmen. Diese sind unsere Basis und sie sind unsere wichtigsten Partner. Mithin bin ich dankbar, dass sich inzwischen auch mehr kleinere Unternehmen bereit erklären, für Positionen in unserem Kammervorstand zu kandidieren und bei der gerade zurückliegenden Jahreshauptversammlung auch gewählt wurden. Die Teilnahme an der Jahreshauptversammlung in 2008 war um über 50 Prozent höher als in den Vorjahren. Ein klares Signal für eine Kammer im Aufbruch. Ebenso haben unsere Mitgliederzahlen seit Beginn von 2008 massiv zugenommen. Dies nachdem wir von 2002 bis 2007 jedes Jahr einen Rückgang an Mitgliedern zu verzeichnen hatten. Dies übrigens obwohl wir zum Jahresanfang gezwungen waren, Mitgliedschaftsgebühren anzuheben, allerdings stärker für multinationale Konzerne. Es spricht sich herum, dass wir jedem Mitglied helfen, Lösungen wirtschaftlicher Probleme zu suchen, dass wir immer ansprechbar sind, von uns aus auf die Leute zugehen, rasch, gezielt, kompetent und fair antworten. Ganz wichtig hierbei ist als Grundprinzip insbesondere Offenheit.

Ein wichtiges Ereignis auf der wirtschaftlichen Agenda in diesem Jahr sind aus deutscher Sicht zwei große Messen im November. Sind Sie nun hauptsächlich mit dieser Vorbereitung beschäftigt?

Natürlich sind dies Schwerpunkte, aber die bisher geannten Punkte vernachlässigen wir keinesfalls. Es handelt sich um die Messen „German Technology Symposium & Exhibition GTS08“, die inzwischen den neunten Auftritt hat und ganz klar unter den Überschriften „by engineers, for engineers“ , sowie „Vorstellung deutscher Universitäten” steht. Ganz neu ist die „Germany: Lifestyle & Travel“ mit der – zeitgleich vom 13.-16. November 2008 – die erste deutsche Konsumgüter- und Tourismus-Schau (thailändischer Tourismus nach Deutschland) stattfindet. Letzteres ist ein Bereich, der über viele Jahre, trotz des massiven Zuwachs an thailändischer Kaufkraft, vernachlässigt wurde. Beide Messen finden im brandneuen Messezentrum Centara Grand & Bangkok Convention Center statt. In 2008 haben wir erstmalig seit vielen Jahren ganz massive Nachfrage nach beiden Veranstaltungen. Wir haben bereits jetzt deutlich mehr als zwei Drittel der gesamten Messefläche von 2005 sicher vergeben, was erfreulich ist. Ich kann, trotz vergrößerter Gesamtfläche, nur dringend raten, realativ zügig zu buchen, um Enttäuschungen zu vermeiden. Wenden Sie sich hierzu bitte an unseren Mitarbeiter Herrn Leipold (leipold@gtcc.org).

In diesem Jahr feiern wir 150 Jahre Wirtschaftsbeziehungen zwischen Thailand und Deutschland. Wie bewerten Sie die Entwicklung dort?

Zunächst sind 150 Jahre seit dem ersten bilateralen Handelsvertrag ein Punkt, an dem man nachdenklich werden kann. Es gab nicht immer Glanz, aber viele faszinierende Entwicklungen. Selbstverständlich werden wir als Deutsch-Thailändische Handelskammer einen Festakt hierzu feiern. Dennoch sind wir absolute Pragmatiker: Die 150 Jahre finden offiziell nur wenige Tage vor den großen deutschen Messen „GTS08“ sowie „Germany: Lifestyle & Travel“ statt, und natürlich nutzen wir die Chance, Glanz und Gloria auf diese Messen zu bringen, was insgesamt für alle Beteiligten ein zusätzliches Messehighlight darstellen wird. Auf der anderen Seite können wir stolz berichten, dass es in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Thailand rasant bergauf geht: Der bilaterale Handel hat 2007 nicht nur erstmals die – sehr symbolischen – 5 Milliarden Euro durchbrochen, sondern ging gleich auf über 5,6 Milliarden Euro hoch. Ebenso steigen deutsche Investitionen in Thailand recht rapide an. Insgesamt sind wir also sehr frohen Mutes, was die Entwicklung der Deutsch-Thailändischen Handelskammer insgesamt, unserer großen deutschen Messen, dem Jubiläum der Wirtschaftsbeziehungen und den tatsächlichen Wirtschaftszahlen betrifft.

Mark Sonntag und Pascal Nufer


die Deutsch-Thailändische Handelskammer GTCC – German Thai Chamber of Commerce Die Außenhandelskammer bietet Dienstleistungen an, die deutsche Wirtschaftsinteressen in Thailand und thailändische Wirtschaftsinteressen in Deutschland unterstützen, z. B. Marktforschung, Markteintrittsplanung, Beratung und Hilfe bei Kontakten und mit der thailändichen Verwaltung. Außerdem vertritt die Kammer gemeinsam mit der Botschaft offiziell die deutsche Wirtschaft gegenüber der Politik und Verwaltung in Thailand. Die Deutsch-Thailändische Handelskammer hat etwa 500 Mitglieder. Kontakt German-Thai Chamber of Commerce 25th Floor, Empire Tower 3 195 South Sathorn Road Bangkok 10120, Thailand Phone +66 (0) 2-670-0600 Fax +66 (0) 2-670-0601 www.gts08.org / www.gtcc.org E-Mail: gtcc@gtcc.org

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